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Hausmeister Charlie auf dem Weg nach oben
Autor: Christian Ertl · Rubrik:
Kurzgeschichten

Charles Moory sah sich im Spiegel und schmunzelte. Der junge Mann hatte ein weißes T-Shirt an mit einem Aufdruck, den er sich bei Bills Copyland unten an der Ecke hatte anfertigen lassen. Erst meinte Bill, es sei etwas arg makaber, aber Charles zahlte brav seine 25 Dollar für das kleine Werk und wer zahlt, muss sich keinen Vortrag über Geschmack oder Sitte anhören. Nun prangten drei lächelnde Männer Arm in Arm von seiner Brust. Die drei waren Bush junior, flankiert von Hussein und Bin Laden. Darüber stand in großen roten Buchstaben „Peace on Earth“ und unter den drei: „However you like to get it“. Er war zufrieden.
Die Tür zu seinem Zimmer ging auf. Er fuhr herum, da er außer dem T-Shirt nur eine Unterhose und Socken anhatte.
„Mum, du sollst doch anklopfen.“ Sie lächelte und stellte ihm ein kleines silbernes Tablett an sein Bett. Darauf waren eine Tasse Pfefferminztee und in einem Porzellanschälchen eine runde rote Pille. Der Dampf des Tees vermischte sich mit den Sonnenstrahlen, die durch die halb geschlossene Jalousie eine gestreifte düstere Atmosphäre zauberten. „Mum!!“ Seine Mutter reagierte immer noch mit einem Lächeln und sagte schüchtern mit gesenktem Blick „Entschuldigung“. Sie wollte das Zimmer sofort wieder verlassen.
„MUM“ er brüllte ihr hinterher, sie erstarrte in der Bewegung. Madeleine Moory wusste, wann ihr Sohn „überreizt“ war. Er ging zu ihr und legte einen Arm um ihre Schultern. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper, doch sie würde sich ihre Angst nicht anmerken lassen. Keine Schläge, flehte sie innerlich, bitte keine Schläge.
„Mum, Mummy.“ Seine Stimme klang ganz sanft, fast so wie die eines Kindes. Madeleine versuchte sich vorzustellen, statt eines 27-jährigen, unberechenbar aggressiven, leicht zurückgebliebenen Erwachsenen, ihren kleinen Charlie neben sich stehen zu sehen. Er streichelte ihr über die verschränkten Arme und drehte sie sanft zu sich um.
Irgendwie musste sie das Gespräch wieder aufnehmen, ihn beschäftigen. Er durfte auf keinen Fall ihren Anflug von Panik erraten.
„Sollst du nicht heute die Lampen in der Tiefgarage überprüfen? Steve Jankings hat für dich eine große Kiste mit Neonröhren unten vor deine Werkstatt gestellt. Er meinte, manche Ecken seien zu düster. Ich weiß, du hasst es, wenn sich jemand in deine Arbeit einmischt, aber ich glaube, er hat Recht. Manche Ecken dort unten...“
„Mum!“ Sie zuckte wieder, diesmal musste er es spüren.
„Du zitterst ja.“ Er ließ sie los. „Setz dich ins Wohnzimmer. Ich muss mir was anziehen.“ Seine Stimme war wieder sanft. „Wir reden gleich über alles.“ Er kreiste mit dem Finger durch die Luft und ging rückwärts von ihr weg. „Du weißt schon. Jankings, Tiefgarage, Arbeit, bla, bla, bla.“
„Ja.“ Ihre Trance löste sich. „Ja, ins Wohnzimmer.“ Sie drehte sich mit gesenktem Kopf und verließ das Zimmer.
Charles schaute noch mal in den Spiegel. Die Hure hatte gar nichts zu seinem T-Shirt gesagt. Während er sich seine Blue Jeans über die dünnen Beine zog, beobachtete er durch die Jalousien den Vorhof des Hochhauses. Hier vom vierten Stock sahen sich die Menschen wie kleine Käfer an. Er würde gerne ein paar von ihnen zerdrücken. Mit dem Daumen verfolgte er einen Mann mit Anzug und Aktenkoffer. Dich zum Beispiel, was wäre, wenn der Finger Gottes dich zerquetschen würde? Aus wäre es mit deinen Aktien, deinem, ich rate mal, Mercedes Marke „Schlampenschlepper“, deiner blonden Sekretärin, die ihre Möpse so schön auf und ab schwingen kann, wegen der du dir bei deiner Frau Abend für Abend das Hirn rausvögelst. Er ließ von seinem „Opfer“ ab und sah, wie die sechzehnjährige Mandy zur Haustür lief. Sie hielt ihren Rucksack vor der Brust und hatte es ziemlich eilig.
„Oh, gut“ sagte er zufrieden zu sich selbst. „Jetzt sind alle da für die Party.“
Charles holte aus der Nachttisch-Schublade (Tee und Pille waren jetzt nicht mehr wichtig) eine 44er Desert Eagle, die er ebenso in Bills Copyland erstanden hatte. Ja, Bill verdiente sich seine Dollars und nicht nur Charles wusste von der Waffenkammer im hinteren Teil des Shops. Mit der Pistole zielte er wieder auf den Mann im Anzug, der gerade an einer öffentlichen Telefonzelle bestimmt mit seinem Flittchen sprach.
„Was wäre, wenn Gott statt seines Fingers eine Eagle hätte“ fragte er sich und drückte den Abzug drei mal durch. Das Klicken war leise und angenehm und Charles fühlte sich großartig. Im Schubladen lagen mehrere Päckchen mit .44 Magnum Geschossen, die Charles in die Taschen seiner roten Regenjacke stopfte. Ein Päckchen riss er auf und lud die Waffe mit 8 Schuss. So saß er auf dem Bett und starrte noch mal in den Spiegel. Seine etwas vorstehenden Zähne und die ungekämmten schulterlangen Haare machten sein Erscheinungsbild wild und unberechenbar. Oh, ja, heute fühlte er sich großartig. Heute würde er eine Party geben und alle seine Freunde im Haus dürfen mit ihm feiern. Es war der Tag, an dem er klarstellen würde, das es nicht in Ordnung sei, ihn immer als Menschen zweiter oder sogar dritter Klasse zu behandeln. Auch er hatte ein Recht auf Respekt und Anerkennung und wenn er heute fertig wird, dann würden alle sagen: „Schau an, Charlie hat sich Respekt verschafft. Er ist einer, der sich nicht so leicht auf den Kopf schlagen lässt. Oder in den Arsch treten.“ Er fing zu grinsen an, was seine Zähne noch mehr wie ein aufgehendes Garagentor aussehen ließ. Ja, sie würden ihn feiern. Endlich mal einer, der sich durchsetzt. Einer, der seinen Weg macht. Nach oben, nicht immer nach unten. Er entsicherte die Eagle. Ein Gefühl von Stärke und Euphorie durchfuhr ihn. Die Pille würde er heute nicht brauchen. Charlie wird heute zu Charles.
Madeleine Moory hörte etwas von „..du Hure fickst dauernd diesen Jankings und glaubst wohl, ich würde nicht dahinter kommen..“ Sie sah auf in die Mündung einer Waffe und spürte den Adrenalinstoß und die Muskeln anspannen. Ihr Herz schlug an ihren Kehlkopf und sie versuchte, den Ernst der Lage zu begreifen. „Charlie? Hast du nicht die Pille genommen? Charlie, Schätzchen, die Pille..“ In diesem Augenblick durchschlug eine Kugel ihr ängstliches Gesicht. Ihr Mund wollte noch die nächsten Worte formen, aber blieb bei einem O stehen, als sie verspürte, wie ihr der Hinterkopf in einem heißen Schwall aufriss. Dann war es dunkel.
„Charlie braucht heute keine Pille. Nein, Charlie ist in guter Stimmung und braucht den Blocker nicht. Charlie wird endlich mal seinen Gefühlen freien Lauf lassen.“
Er betrachtete die Sauerei, die der Kopf seiner Mutter hinter dem Fernsehstuhl mit den Gardinen und der Wand angerichtet hatte, beschloss, es später mit einer extra großen Portion Vanish Clean zu beseitigen und zog sich seine Nikes an. Mit einem Kopfhörer und Walkman, den er an eine Schlaufe seiner Hose heftete, machte er sich vergnügt auf den Weg nach oben. In dem CD-Player drehte sich der Soundtrack von Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“.
Fünfter Stock: Eine Tür mit der Aufschrift: „Jankings Paradise. Treten sie mit einem glücklichen Lächeln ein.“ Charles klingelte und wartete. Die Musik war nicht allzu laut, aber trotzdem konnte er nicht hören, wie Jankings zum zweiten Mal freundlich darum bat, doch einzutreten. Jankings hatte Vertrauen in seine Nachbarn. War er es doch, der sich in Wirklichkeit um alles kümmerte, nicht dieser Bengel seiner kleinen Freundin. Bei der nächsten Mieterversammlung würde er, freundlich wie immer, aber bestimmt kundtun, das er wohl besser für den Hausmeisterposten geeignet wäre. Mal im Ernst, dieser kleine Bastard Charlie hatte doch nicht den blassesten Schimmer, irgendetwas zu reparieren. Ständig hängt er entweder in seiner Werkstatt oder auf dem Flachdach des 20-Stöckers herum, statt sich um die Belange der Mieter zu kümmern.
„Kommen sie herein.“ Jankings musste niemals jemanden dreimal auffordern, einzutreten. Also wuchtete er seinen schweren Körper aus dem Sessel, legte das Do-it-yourself Buch zur Seite und öffnete die Tür. Sein Blick fiel zuerst auf die Pistole, die genau auf seine Eier zielte.
„Oh, Charlie, hey.“ Er versuchte gefasst zu bleiben. „Das ist doch keine echte Pistole, mmh? Du versuchst mir einen Schreck einzujagen.“ Charles lächelte. Jankings bekam es mit der Angst zu tun. Er wollte gerade wieder ansetzen, als Charles nur ein Wort rausbrachte: „Schnauze.“ Der Schuss zerfetzte ihm seine Genitalien und er ging mit einem jämmerlichen Jaulen in die Knie. Bevor er allerdings unten war, riss ihm eine zweite Kugel den Kehlkopf weg. Charles dachte nach. „Mmh, noch 5 Schuss, muss noch nicht nachladen“ und trabte vergnügt weiter.
Achter Stock: Zwei Halbstarke im Flur warfen sich gegenseitig einen Gummiball zu. Die zwei Schüsse, die irgendwo unter ihnen knallten, waren für diese Stadt und diesen Stadtteil nichts außergewöhnliches. Bobby Clearance zündete sich eine Camel an und meinte zu seinem langjährigen Kumpel Martin Sorvey: „Hat wohl jemand den alten Köter der irren Ms. Carding erschossen.“
„Ja.“ Martin prustete los und warf den Ball zurück. „Oder der Spinner aus dem Vierten hat sich endlich die Birne weggeschossen.“ Jetzt war es an Bobby, der sich nicht mehr halten konnte.
„Schade.“ Ihm kamen die Tränen. „Ich würde Charlie gern noch mal zum Abschied in den Arsch treten. War immer ein besonderer Spaß.“
Aus den Augenwinkeln konnte Bobby noch eine Bewegung an der Treppe wahrnehmen, bevor zwei Schüsse seine beiden Lungenflügel zur Aufgabe ihrer Arbeit zwangen. Martin sah, wie dieser Freak von Hausmeister seinem Kumpel das Lebenslicht ausknipste und zögerte keinen Augenblick, sich aus dem Staub zu machen. Als er im Lauf drei Einschüsse an der Wand vor ihm registrierte, verstarb er, bevor er feststellen konnte, das die Kugeln auf dem Weg zur Wand keinen anderen als durch seinen Körper nehmen mussten. Er fiel wie ein achtlos weggeworfener
Sack voll mit Scheiße.
Das gefiel Charles. Die zwei waren ihm immer ein Dorn im Auge und er hatte ihnen mehrmals gedroht, sich zu rächen, aber sie hatten ihn nur ausgelacht und weiter getreten, geschlagen, geschubst. Jetzt war er es, der lachen musste. Er hielt sich vornüber auf die Knie gebeugt, sah sich die zwei Kadaver vor ihm an und lachte, lachte, lachte. Tränen der Freude kamen ihm aus den Augenwinkeln, als er tief Luft holte und gefasst die Eagle nachlud. Als neben ihm eine Wohnungstür aufging und ein kleines achtjähriges Mädchen verängstigt rausblinzelte, hielt er im Affekt die Mündung genau auf ihren Kopf gerichtet. Der Finger am Abzug spannte sich und für einen Augenblick sah er in den Augen der Kleinen sein Spiegelbild. Endlose Sekunden verstrichen. Charles zitterte am ganzen Leib, die Kleine rührte sich nicht. „Wie ein kleines Reh, das von Schweinwerfern geblendet wird“ dachte sich der Hausmeister. Er hob die Waffe, kniete sich nieder und tätschelte ihre Wange. „Geh spielen“ sagte er liebevoll. „Das hier ist noch nicht deine Welt.“ Das Mädchen sagte etwas und schloss wieder die Tür. Er hätte zu gerne gehört, was sie meinte, aber gerade war es Bruce Willis in seinem Kopfhörer, der verkündete, das Zed tot sei. „Zed´s dead, Baby. Zed´s dead.“
„Ja genau.“ Er richtete sich auf, würdigte die beiden Toten keines weiteren Blickes und machte sich weiter auf den Weg nach oben. „Zed ist tot.“
12. Stock: Ein Klopfen an der Tür mit der Aufschrift 12/02. Ben Court fuhr aus einem wirren Traum hoch. Er suchte im Halbdunkel seines Zimmers nach einem Orientierungspunkt, aber mit eineinhalb Flaschen Bourbon zur Mittagszeit war das nicht so einfach. Das erste, was er bemerkte, nachdem die Achterbahn stoppte, die ihn mit Loopings durch die Aufwachphase begleitete, war seine vollgeschissene Hose. „Verdammt,“ er lallte mehr als er deutlich artikulieren konnte. „Moment,“ rief er zur Tür „ich, äh, kann jetzt nicht.“ Jetzt fiel ihm der dazu passende bestialische Gestank auf und er versuchte sich aufzurichten, ohne noch mehr von der braunen Masse auf der Innenseite seiner Oberschenkel zu verteilen. „Hallo?“ Wieder das ungeduldige Hämmern an der Tür. „Shit, Charlie, bist du das? Hör zu, ich kann jetzt nicht. Ich, äh, hab Besuch.“ Erneutes Klopfen. „Sag mal, sind sie taub, oder was?“ Er stolperte zur Tür, fiel beinahe über seine Füße, schlug gegen den Türrahmen und versuchte durch den Türspion den ungebetenen Gast zu erkennen. Noch als er sich wunderte, warum es in dem Flur so dunkel sei, kam ihm das Guckloch in Verbindung mit einer Kugel aus dem Lauf der Waffe entgegen. Ben Court starb mit vollgeschissener Hose.
Charles schaute durch das Loch in der Tür und war zufrieden. Besser konnte es gar nicht laufen. Es würde zwar keinen Schnaps mehr von diesem alten Sack geben, aber das war ok so. Er konnte es nicht leiden, wie Ben bei den Saufgelagen versuchte, ihn zu berühren. Irgendwie hatte Charles immer das Gefühl, das er von dem alten Mann zu sehr gemocht wurde. Als Ben vorgestern wieder nicht seine Hand in Charles Hose stecken durfte, hatte er noch gemeint: „Du Wichser, irgendwann leg ich dich flach.“ Nun, jetzt hat Charles Ben flachgelegt.
17. Stock, letzte Station vor dem Dach für Charles Moory. Er musste unbedingt noch jemanden treffen, bevor er seinen Weg nach oben fortsetzen konnte.
„Klopf, klopf“ sagte er durch die Tür mit dem kleinen Namensschild. Darauf stand in verschnörkelten Buchstaben „Family Gardner greets you“. Er lächelte und hämmerte an die Tür. Mandy Gardner öffnete ihm und er konnte durch die Musik der Revels aus seinem Player ihren Vater im Hintergrund schreien hören.
„Mandy, sag dem Sack, er soll sich verpissen, oder ich poliere ihm die Fresse.“
Mandy war sich nicht im klaren darüber, auf was sie zuerst reagieren sollte. Mit erstarrtem Blick verfolgte sie, wie Charles auf ihre hübsche Stupsnase anlegte. „Mandy! Hörst du nicht!“ Ihr Vater kam um die Ecke gebogen und blieb stehen.
„Charlie.“ Mandys Angst legte sich in ihrer Stimme nieder. Sie klang wie aus weiter Ferne, aber Charles konnte eh nichts hören. Er beobachtete, wie vor ihm das Mädchen irgendwelche Worte mit ihren hübschen Lippen formte. Lippen, mit denen sie ihn verwöhnt hatte in seiner Werkstatt unten im Keller. Lippen, mit denen sie ihn lächerlich gemacht hatte vor ihren Freundinnen. Lippen, mit denen sie Lügen über seinen Penis erzählt hatte und die ihm den Spitznamen „Stummelchen“ einbrachten. Lippen, die plötzlich, er musste selbst erschrecken, als er den Abzug durchbog, in roten Blüten nach allen Seiten aufgingen, als sich die Patrone durch das Lügenmaul grub. Mandys Vater stürzte schreiend auf ihn los. Das konnte Charles jetzt hören. Herrgott, der Mann war völlig außer sich. Noch paralysiert von den Blutspritzern, die aus dem Mund des Mädchens durch den ganzen Raum flogen, erschoss er Mr. Gardner. Das tat ihm ein bisschen leid. Der Mann konnte ja nichts für seine missratene Göre.
Charles fasste sich wieder, zuckte mit den Schultern und machte sich weiter auf den Weg nach oben.
Dach des Hochhauses: Der Wind kündete von einem Sturm, der sich auf das Treiben und den Trubel der Stadt zu bewegte. Blitze und schwarze Wolken flogen über den Horizont. Charles Moory stand nun ganz oben und fuchtelte mit der Eagle in den Himmel.
„Siehst du? Ich bin ganz nach oben gekommen.“
Er suchte das Firmament mit prüfendem Blick ab. „War ja klar, du Wichser“ brüllte er in die Wolken. Ein heller Blitzstrahl durchbohrte quer den Himmel über New York.
„Nicht nur,“ er verriegelte den Aufgang zum Treppenhaus mit einer Sprengfalle, die nicht nur die Tür, sondern mit den riesigen Batzen Plastiksprengstoff unter einem Kabelgewirr auch noch das Stockwerk darunter wegbrennen würde, „das du mich in diese Hölle hineingeboren hast.“ Der Wind wurde stärker und wehte ihm die Haare in die schweißnasse Stirn, als er rüber zu dem Schuppen auf dem Dach ging. „Nein, jetzt wo ich hier endlich mal für klare Verhältnisse gesorgt habe, bist du nicht Manns genug, mir zu offenbaren, was für einen Riesenfehler du mit mir gemacht hast. Aber ich werde dafür sorgen, das selbst du mich erhörst.“ Er brüllte mit sich überschlagender Stimme in den wolkengeschwängerten Himmel, warf die Eagle achtlos zur Seite und öffnete den kleinen Bretterverhau, der ursprünglich mal ein Taubenschlag war.
„Ich werde dafür sorgen, das jeder weiß, das du in Wahrheit nicht Gott, sondern der Teufel bist. Und hier ist die Hölle und hier werden alle für irgendetwas bestraft.“ Charles riss einige Abdeckfolien von ein paar pultähnlichen Gegenständen mit Schaltern und Hebeln. Der geprüfte Blick eines Sprengmeisters hätte gereicht, um mitteilen zu können, das sich hinter der Ansammlung aus Knöpfen und Drähten ein kompliziertes, für eine gewaltige Sprengung vorbereitetes, mechanisches Werk verbarg. Unzählige Kabel gingen in die Schächte, die sich in dem Haus in jede einzelne Wohnung verteilten.
„Gott!!!“ Er brüllte so laut, das sich der Donner über ihn im Nichts verlor. „Ich befehle dir, mir zu erscheinen.“ Charles legte ein paar Schalter um und die ganze Konsole fing zu blinken an. Ein Hubschrauber hatte sich über die Brüstung des Wolkenkratzers an ihn herangeschlichen. Eine Stimme aus einem Lautsprecher befahl ihm, sich sofort auf den Boden zu legen. Er hob die Hände und warf sich hin, als er bemerkte, das an der Tür mit der Sprengfalle heftig gerüttelt wurde.
Die Hubschrauberbesatzung des Sondereinsatzkommandos war noch geblendet von der gewaltigen Detonation, die das Special Team eins (zwanzig Mann) nicht hatte überleben können, als der Pilot schreiend und fuchtelnd die anderen auf Charles Moory aufmerksam machte, der mit einer Panzerfaust auf sie zielte.
In einem Feuerball schoss der Heli zu Boden und Charles Moory war zufrieden. Das würde ein guter Tag werden. Er würde seinen Spaß haben. Der Unterbelichtete war nun ganz oben, dachte er noch schmunzelnd, während er seinen Koffer mit Granaten aus dem Bretterverschlag holte.


Einstell-Datum: 2005-02-23

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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