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Literaturforum:
Mimesis heute
Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Mimesis heute
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Autor
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Thema: Mimesis heute
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 25.02.2008 um 22:23 Uhr |
Aristoteles "Mimesis" (Nachahmung) bedeutet nicht, das tatsächlich Geschehene nachzuahmen, sondern das abzubilden, was nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit eintreten könnte.
Berühren sollten und demnach auch in der Prosa nicht überspitzte Einzelgeschehnisse (auch wenn sie vielleicht tatsächlich einmalig eingetreten sind), sondern jene verallgemeinerbare, mit denen sich der Leser identifizieren kann.
Sind wir längst einer Effekthascherei unterlegen? Einem Sog, der uns zu immer skurrileren Geschichten treibt? Oder sind es noch immer die Geschichten nach alter Kunst der "Mimesis", die uns wirklich berühren?
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Matze
Mitglied
719 Forenbeiträge seit dem 09.04.2006
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1. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 26.02.2008 um 06:30 Uhr |
Zitat:
Sind wir längst einer Effekthascherei unterlegen?
Das befürchte ich auch. EIn trivialmytisches Beispiel. Eine neue KNIGHT RIDER-Serie bzw. der Pilotfilm, der die Bestellung einer möglichen Season als Opition hat, ist fertig und wurde am 17.2. gesendet:
Knight Rider - Ausschnitt
http://www.youtube.com/watch?v=01FAJ1cXL_8&feature=related
Warum hat KITT eine neue Stimme?
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almebo
Mitglied
418 Forenbeiträge seit dem 08.11.2007
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2. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 26.02.2008 um 11:02 Uhr |
The pilot part knight Rider
is not interesting - leider !
For me of course, I must it say
ist augenblicklich nicht: My way !
al
Lieber ein eckiges Etwas, als ein rundes Nichts
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Gast873
Mitglied
1457 Forenbeiträge seit dem 22.06.2006
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3. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 27.02.2008 um 22:58 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 23:09:13 am 27.02.2008 editiert
@Matze,
freut mich, dass du sinnvolle Beiträge schreiben kannst, das meine ich nicht ironisch, sondern ehrlich.
Ich habe Dich in letzter Zeit schon häufig ob des Schwätzens kritisiert (das ist eine perfektionistische Schwäche von mir, sorry dafür), aber dieser Beitrag von Dir ist gar nicht mal soooo schlecht. Mimesis findet immer wieder neu statt, weil wir ohne auch nicht können, sonst hätten wir nur noch platonische Wächter, die auf sich selbst rekurrieren, wie zwei sich gegenüber liegende Spiegel.
Freundlichen Gruß,
Hyperion
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almebo
Mitglied
418 Forenbeiträge seit dem 08.11.2007
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4. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 28.02.2008 um 10:50 Uhr |
Arirstoteles, Politik an sich die älteste Überlieferung aus dem 1. Jahrhundert.
Die Schrift gliedert sich in drei Abschnitte: Ein allgemeiner Teil hebt hervor, dass das Wesen der Dichtung, die Nachahmung der Natur des Menschens entspringt und deren oberstes Prinzip ist.
Der folgende Teil behandelt die Tragödientheorie und die letzten Kapiteln beschäftigen sich mit dem Epos.
Der Mensch ist für Aristoteles von Natur aus ein politisches Lebewesen. In seiner politischen Gemeinschaft teilt der Mensch mit seinen Mitbürgern ein Verständnis für die Tugenden durch deren Vollzug sein Leben glückt Dazu zählen Tugenden wie Gerechtigkeit, Tapferkeit, Besonnenheit und
die verbindende Freundschaft
In seiner Ethik und Politik begründet er damit die praktische Philosophie.
al
Lieber ein eckiges Etwas, als ein rundes Nichts
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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5. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 28.02.2008 um 14:01 Uhr |
Du meinst "Poetik" 4. Jh. v. Chr. (damals noch als Lehrmanuskript verfasst.)
Im 1. Jh. v. Chr. in gesammelten Schriften erstmalig an die "Öffentlichkeit" gezerrt.
Ja, darauf beziehe ich mich.
Nachahmung der Natur des Menschen bedeutete für ihn aber wie oben beschrieben:
Das abzubilden, was aller Wahrscheinlichkeit nach eintreten könnte.
Und nicht das nachzuahmen, was tatsächlich stattgefunden hat.
Dafür war aus seiner Sicht die Historie zuständig.
Nun ging es mir aber auch nicht so sehr darum, die Poetik des Aristoteles auseinander zu nehmen. Sondern zu diskutieren, ob Literatur heute das noch beherzigt oder Einzelereignisse oder überspitzte Phantasien in den Vordergrund gerückt werden, um die möglichst skurrilste Geschichte auf den Markt und in die Bestsellerlisten zu bringen.
Will oder soll Literatur heute noch etwas vermitteln? Oder nur noch unterhalten?
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DataBoo
Mitglied
554 Forenbeiträge seit dem 11.04.2007
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6. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 28.02.2008 um 15:15 Uhr |
hallo lx.c,
*Will oder soll Literatur heute noch etwas vermitteln? Oder nur noch unterhalten?*
meiner meinung sollte die literatur beides erfüllen, bilden und unterhalten. in der literatur gibt es inzwischen eine vielzahl an sparten, der leser kann sich entscheiden. und ein "nur" wird es nicht geben. literatur schwingt mit den menschen die sie lesen und schreiben!
lg, databoo
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almebo
Mitglied
418 Forenbeiträge seit dem 08.11.2007
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7. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 28.02.2008 um 16:28 Uhr |
Ja, ich hatte zunächst das Wesen der Dichtung - der sogenannten Nachahmung
(Mimesis) im Auge und habe dann weitergehend auf die Poetik hingewiesen.
Eine grundlegende Schrift zur abendländischen Dichtkunst, und die ihrer
psychlogischen Konzeption bis heute bedeutungsvollen Rhetorik.
Um Deine Frage zu beantworten, ob die Literatur weiter vermitteln oder unterhalten soll. Darauf möchte ich, wie Data auch meine Meinung bestärkte bemerken, dass auch die Literatur - um nicht zu sagen - gerade, beides soll. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, dass das einseitig geschehen sollte.-
al
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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8. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 29.02.2008 um 18:21 Uhr |
Sie soll, ja, aber ist sie dazu noch imstande?
Sicher habt Ihr Recht und ich bin ganz eurer Meinung. dass man aus einer Vielfalt schöpfen muss ist unbestritten.
Dennoch wurde der Literaturmarkt der letzten Jahre ja mehr oder weniger als ein inhaltsloser kritisiert, was deutschsprachige Autoren angeht.
Kleine private Scheinproblemchen werden ausgebaut zu Katastrophen bzw. müssen derartig lebensfremd zugespitzt werden, dass ein „reißerischer“ Roman daraus entstehen kann.
Klar gibt es Autoren, die den kritischen Gesellschaftsroman noch angehen, Beispiele wären „Mobbing“ (A. Pehnt) oder „Spieltrieb“ (J. Zeh) und noch einige andere wären zu nennen.
Mein Eindruck ist dennoch, dass der Buchmarkt heute der Realitätsflucht oder der Erinnerungskultur auferlegen ist, anstatt nach Art der Mimesis des Aristoteles die Dinge abzubilden und uns für die Dinge zu sensibilisieren, die uns in dieser Gesellschaft alle angehen und betreffen können.
Darauf wollte ich hinaus und habe das zur Diskussion gestellt, da mein Eindruck natürlich ein ganz falscher sein kann.
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JH
Mitglied
275 Forenbeiträge seit dem 21.02.2007
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9. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 29.02.2008 um 20:22 Uhr |
Zitat:
Sind wir längst einer Effekthascherei unterlegen?
Nur dass sich diese Niederlage als Sieg tarnt. Bergsteigerromane, Beichten von Doppelverdienern, Promi-News, Hardcover-Kafka-Special-Editions, Vorlese-"Bücher", Fortsetzungen von Imitationen, Compilations, Best of, mit Holo-Cover, schmilzt im Mund nicht in der Hand.
F451
MASSONI
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