- Einem Ex-Minister in Liebe und Verehrung zugeeignet -
Man sieht ab und zu noch Fotos von ihm in den Zeitungen. Wenn er einmal tot sein wird, werden sich die Leute Bilder von ihm ansehen und sagen: So hat er ausgesehen, zu seiner Zeit, so hat er gedacht, formuliert und für Projekte, für sein Projekt gekämpft.
Ein PROJEKT – das war in jenen frühen Jahren das kommende Wort. Es gibt kommende Wörter, wie es kommende Männer und Frauen gibt. In einem Stück von Heinrich Mann sagt eine Figur: „Wir haben nichts, was eine Sache ist, aber wir haben Sachlichkeit.“ Leute wie er hatten ein Projekt. Jahre später wurde er Minister. Wie sich herausstellte, war sein langjähriges Projekt allein gewesen – eben Minister zu werden. Es kam dann auch, mangels anderer Projekte, zu einem Krieg, der alle sehr verblüffte. Der Minister gebrauchte das geliebte Wort Projekt weiterhin derart häufig, dass kluge, vorbauende Leute es schon nicht mehr benutzen wollten. Dafür kopierte man nun die zweite Spezialität des Ministers, und die war sein schwer nachzuahmender, staatsmännisch besorgter Faltenwurf des Gesichts. Die Lage war in der Tat noch nie so ernst.
Man hätte gewarnt sein können. Den Hellhörigen stand das Schicksal eines anderen abgehalfterten Wortes vor Augen: GANZHEITLICH. Das war in den Zeiten der kritischen Analyse das himmlische Manna gewesen. In Kritik und Analyse war die ganze Manna versprechende Richtung, die einem so gut passte wie ein bequemer Turnschuh, ja stark gewesen. Die Macht über die verrotteten Zustände fiel ihr wie einem Alleinerben nach Ableben des Vorgängers zu. Angesichts der wahren Lage erhielt das arme Wort „ganzheitlich“ dann sofort Landesverweis und war landesweit durch „Projekte“ zu ersetzen. Ihr Scheitern in der Praxis führte in erneutem dialektischem Umschwung zu nochmaligem Ausweichen in die Breite: AGENDA war nun das kommende Wort. Die Herren über die Projekte entschuldigten sich ganzheitlich mit der Vielzahl unlösbar erscheinender Aufgaben. Sie aufzulisten, war immerhin auch schon mutig: in der Tat.
Ein dreifaches Hoch unserem unbestrittenen Meister der Worthülsenkultur. Möge er lange und in Frieden seinen Ruhestand genießen.
Man sieht ab und zu noch Fotos von ihm in den Zeitungen. Wenn er einmal tot sein wird, werden sich die Leute Bilder von ihm ansehen und sagen: So hat er ausgesehen, zu seiner Zeit, so hat er gedacht, formuliert und für Projekte, für sein Projekt gekämpft.
Ein PROJEKT – das war in jenen frühen Jahren das kommende Wort. Es gibt kommende Wörter, wie es kommende Männer und Frauen gibt. In einem Stück von Heinrich Mann sagt eine Figur: „Wir haben nichts, was eine Sache ist, aber wir haben Sachlichkeit.“ Leute wie er hatten ein Projekt. Jahre später wurde er Minister. Wie sich herausstellte, war sein langjähriges Projekt allein gewesen – eben Minister zu werden. Es kam dann auch, mangels anderer Projekte, zu einem Krieg, der alle sehr verblüffte. Der Minister gebrauchte das geliebte Wort Projekt weiterhin derart häufig, dass kluge, vorbauende Leute es schon nicht mehr benutzen wollten. Dafür kopierte man nun die zweite Spezialität des Ministers, und die war sein schwer nachzuahmender, staatsmännisch besorgter Faltenwurf des Gesichts. Die Lage war in der Tat noch nie so ernst.
Man hätte gewarnt sein können. Den Hellhörigen stand das Schicksal eines anderen abgehalfterten Wortes vor Augen: GANZHEITLICH. Das war in den Zeiten der kritischen Analyse das himmlische Manna gewesen. In Kritik und Analyse war die ganze Manna versprechende Richtung, die einem so gut passte wie ein bequemer Turnschuh, ja stark gewesen. Die Macht über die verrotteten Zustände fiel ihr wie einem Alleinerben nach Ableben des Vorgängers zu. Angesichts der wahren Lage erhielt das arme Wort „ganzheitlich“ dann sofort Landesverweis und war landesweit durch „Projekte“ zu ersetzen. Ihr Scheitern in der Praxis führte in erneutem dialektischem Umschwung zu nochmaligem Ausweichen in die Breite: AGENDA war nun das kommende Wort. Die Herren über die Projekte entschuldigten sich ganzheitlich mit der Vielzahl unlösbar erscheinender Aufgaben. Sie aufzulisten, war immerhin auch schon mutig: in der Tat.
Ein dreifaches Hoch unserem unbestrittenen Meister der Worthülsenkultur. Möge er lange und in Frieden seinen Ruhestand genießen.