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Notiz am Rande
Autor: Stefan Schürrer · Rubrik:
Kurzgeschichten

Er streicht sich immer durchs volle Haar, sobald er nachdenklich ist.
Noch nie in meinem Leben, seit ich diesen aufrichtig klugen Mann kenne ist er mir so zerbrechlich vorgekommen.
Mit seinen breiten Schultern und seinem starrem Blick sitzt er da in seinem alten eingesessenen Sessel und schaut gebannt ins Feuer. Der Kamin knistert und Glut platzt vom brennenden Holz. Die Welt ist für ihn aus den Fugen geraten.
Zu ihm zu gehen ist jetzt das Falsche, denke ich mir.
Er will sicher nicht, dass ich ihn so sehe. Bemerkt hat er mich noch nicht.
Das Geräusch des drehenden Schallplattenspielers ist noch zu vernehmen, niemand denkt auch nur daran ihn auszustellen. Die Schallplatte war irgendwann zu Ende, der Nadelkopf hochgesprungen und hat die Platte von der Last der Nadel erlöst. Nun dreht sich nur noch die Platte, unaufhörlich im selben Rhythmus, unaufhörlich ohne Ton. Ohne den Druck der Nadel.
Dieser Anblick ist so einzigartig.
Der sonst so erhaben wirkende Mann mit seiner entschlossenen Miene weiß nicht mehr ein noch aus. Er kann die Situation nicht begreifen, so starrt er gebannt ins Feuer sich der Realität entziehend. Ich stehe nur an dem Holzbalken gelehnt und kann nicht die Augen von ihm lassen. Seine Erscheinung ist getrübt. Die Schultern schlaff. Die Hand streicht unaufhörlich geistesabwesend durch die grauen Haare, alle waren still im Raum. Es ist, als sei sein Atem das Einzige, außer dem kleinen knisterndem Feuer und dem Schallplattenspieler, was man hört.
Ruhig und gefasst waren sie alle im Raum.
Jemand musste diese Aufgabe übernehmen; mich wird er nun auf Ewig hassen. Mich wird er nun hassen dafür, dass ich ihm sagte, seine große Liebe sei in der Nacht gestorben. Eingeschlafen.
Doch das ist ok.
Ich bin unbedeutend.
Er ist alt.
Und sie ist tot.


Einstell-Datum: 2011-05-26

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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