Aus Nixons Staatsbesuch in China 1972 hat John Adams eine Oper gemacht, sie wurde 1987 in San Francisco und London uraufgeführt und steht gelegentlich auf dem Programm anderer großer Häuser. Da ist tolle Handlung, schmissige Musik und alles herrlich ironisch. Muss ich sagen, wer John Adams ist? Nun, ein US-Amerikaner, geboren 1947, einer der großen lebenden Komponisten und neben Philipp Glass und Steve Reich Hauptvertreter der Minimal Music.
Die Musik kann ich hier nicht zum Klingen bringen. Sprechen wir über die Hauptfiguren und ihre Charaktere. Der Präsident ist ein extrovertierter und mediengeiler Naivling. Er findet: „News has a kind of mystery“ und berauscht sich vor allem an der Vorstellung, wie sein Auftreten in China zu Hause auf die Fernsehzuschauer wirkt. Er schmettert: „It’s primetime, it’s primetime in the USA!“ Ehefrau Patty, zart, verwundbar, wird später beim Besuch der Großen Mauer von bösen Vorahnungen befallen. Der Zuschauer kennt ja das Ende der Geschichte: Watergate.
Auf chinesischer Seite imponiert vor allem Tschu-En-Lai. Er ist als einzige Figur durchweg positiv gezeichnet, ein hochgebildeter Philosoph auf dem Ministerpräsidentenstuhl, der herrliche und gefühlvolle Arien singt. Nixon überschlägt sich beim Bankett fast vor Begeisterung und beschuldigt sich selbst, er sei ein Gegner Chinas gewesen: „I was wrong!“ Gelegentlich zischelt ihm Berater Kissinger entgeistert zu: „Mr. President, Mr. President …!“
Maos Frau ist eine hyperaktive Furie. Die Gäste werden in die Peking-Oper gebracht und sehen dort ein Stück der Gattin des Großen Vorsitzenden. Es zeigt eine erfolgreiche Aktion von Soldatinnen der Roten Armee. Sie befreien im tropischen Südchina Frauen, die bis dahin unter der Knute eines Großgrundbesitzers gestanden haben. Die Staatsbesucher und die Gastgeber werden selbst in die Handlung einbezogen. So wird aus Kissinger ein Helfershelfer der Ausbeuterklasse. Er vergreift sich auf sadistische Weise an den armen Frauen. (Armer Kissinger, du hast keine gute Presse mehr. Gore Vidal ruft dir in einem Interview sogar nach: „Er ist ja nicht blöd, sondern nur Kriegsverbrecher.“) Und dann kommt noch ein Tropensturm auf … Aber der ist noch nichts gegen das große triumphale Solo „I am the wife of Mao Tse Tung“.
Um ehrlich zu sein: Ich habe bisher weder eine Aufführung der Oper im Theater noch eine Aufzeichnung gesehen. Ich kenne nur den bei Nonesuch erschienenen Querschnitt (Dirigent: Edo de Waart, Orchestra of St. Luke’s). Er allein genügt schon, um die Qualität dieser hinreißenden Musik zu erkennen. Und wenn ich sie anhöre, sehe ich die Szenen deutlich vor mir. Nehmen wir nur diese pompös-komische Landung der Präsidentenmaschine …
Fehlt noch eine Oper über George W. Bush. Ich sehe den Einwand voraus, seine Vita sei für eine ironische Oper ungeeignet. Richtig – doch Adams hat auch eine ernste Oper geschrieben, und zwar über die Ermordung einer Geisel: The Death of Klinghoffer.
Die Musik kann ich hier nicht zum Klingen bringen. Sprechen wir über die Hauptfiguren und ihre Charaktere. Der Präsident ist ein extrovertierter und mediengeiler Naivling. Er findet: „News has a kind of mystery“ und berauscht sich vor allem an der Vorstellung, wie sein Auftreten in China zu Hause auf die Fernsehzuschauer wirkt. Er schmettert: „It’s primetime, it’s primetime in the USA!“ Ehefrau Patty, zart, verwundbar, wird später beim Besuch der Großen Mauer von bösen Vorahnungen befallen. Der Zuschauer kennt ja das Ende der Geschichte: Watergate.
Auf chinesischer Seite imponiert vor allem Tschu-En-Lai. Er ist als einzige Figur durchweg positiv gezeichnet, ein hochgebildeter Philosoph auf dem Ministerpräsidentenstuhl, der herrliche und gefühlvolle Arien singt. Nixon überschlägt sich beim Bankett fast vor Begeisterung und beschuldigt sich selbst, er sei ein Gegner Chinas gewesen: „I was wrong!“ Gelegentlich zischelt ihm Berater Kissinger entgeistert zu: „Mr. President, Mr. President …!“
Maos Frau ist eine hyperaktive Furie. Die Gäste werden in die Peking-Oper gebracht und sehen dort ein Stück der Gattin des Großen Vorsitzenden. Es zeigt eine erfolgreiche Aktion von Soldatinnen der Roten Armee. Sie befreien im tropischen Südchina Frauen, die bis dahin unter der Knute eines Großgrundbesitzers gestanden haben. Die Staatsbesucher und die Gastgeber werden selbst in die Handlung einbezogen. So wird aus Kissinger ein Helfershelfer der Ausbeuterklasse. Er vergreift sich auf sadistische Weise an den armen Frauen. (Armer Kissinger, du hast keine gute Presse mehr. Gore Vidal ruft dir in einem Interview sogar nach: „Er ist ja nicht blöd, sondern nur Kriegsverbrecher.“) Und dann kommt noch ein Tropensturm auf … Aber der ist noch nichts gegen das große triumphale Solo „I am the wife of Mao Tse Tung“.
Um ehrlich zu sein: Ich habe bisher weder eine Aufführung der Oper im Theater noch eine Aufzeichnung gesehen. Ich kenne nur den bei Nonesuch erschienenen Querschnitt (Dirigent: Edo de Waart, Orchestra of St. Luke’s). Er allein genügt schon, um die Qualität dieser hinreißenden Musik zu erkennen. Und wenn ich sie anhöre, sehe ich die Szenen deutlich vor mir. Nehmen wir nur diese pompös-komische Landung der Präsidentenmaschine …
Fehlt noch eine Oper über George W. Bush. Ich sehe den Einwand voraus, seine Vita sei für eine ironische Oper ungeeignet. Richtig – doch Adams hat auch eine ernste Oper geschrieben, und zwar über die Ermordung einer Geisel: The Death of Klinghoffer.