Zeugen hatten ihn damals im Wald gesehen, als er zu seinem ersten Doppelmord unterwegs war. Sie schilderten ihn später als einen großen, kräftigen Mann mit braunem Haar. Er habe einen Beutel in der Hand getragen, gefüllt mit etwas – nur womit? Sie hatten den Mann so genau gesehen, dass ein Phantombild möglich war. Trotzdem konnte er in zwanzig Jahren nicht aufgespürt werden – der Göhrde-Mörder.
Die Göhrde ist ein etwa 75 Quadratkilometer großes geschlossenes Waldgebiet südöstlich von Lüneburg, still, abgelegen, auch die weitere Umgebung sehr dünn besiedelt. Einige Male am Tag fährt ein Zug am Nordrand entlang, hält auf verträumten Stationen. Hier zieht sich auch eine Bundesstraße hin. Von ihr zweigt eine Stichstraße zu einem alten Forsthaus ab, dort kann man parken. Ein Hamburger Ehepaar um die fünfzig tat genau das am 21.5.89, einem Sonntag. Sie gingen dann zu Fuß einige Hundert Meter tief in den Wald, vermutlich um sich auf einer Lichtung zu sonnen.
Wir wissen nicht, wie sie getötet wurden. Ihre Leichen wurden erst am 12.7.89 von Blaubeersammlern entdeckt und waren so stark verwest, dass der Tathergang nicht zu rekonstruieren war. Erschossen, erschlagen, erdrosselt? Die Polizei fand heraus, dass Fundort und Tatort etwas auseinander lagen. Der Mann, der die Leichen in die Senke hatte schleppen können, musste tatsächlich kräftig gewesen sein.
Die Polizei suchte wochenlang die Umgebung ab. Am 27.7. 89 stieß sie auf zwei weitere Leichen. Die beiden waren ein ehebrecherisches Liebespaar gewesen, das in der Göhrde hatte allein sein wollen. An ihnen stellte man einen Kopfschuss, Strangulierungen und Schädelbrüche fest. Durch Autopsie konnte der Todestag ermittelt werden – es war jener 12. Juli, an dem 800 Meter weiter die Polizei den Forst erstmals durchkämmt hatte. Hatte der Täter es mitbekommen, hatte es ihn angestachelt? Man weiß es nicht.
Die Polizei hat viel herausgefunden und zusammengetragen, nur den Täter nicht ermittelt. Ohne Zweifel hat nur einer beide Doppelmorde auf dem Gewissen. Er hat dem einen männlichen Opfer ein Fernglas abgenommen und dem anderen eine Kamera. Er ist jeweils mit dem Wagen seiner Opfer weggefahren, hat den ersten in Winsen/Luhe und den zweiten in Bad Bevensen abgestellt. Beide Orte haben Bahnhöfe an der Hauptstrecke Hamburg – Hannover. Wir wissen nicht, wie der Mörder in die Göhrde gekommen ist. Psychologen gehen davon aus, dass er aus pathologischem Hass getötet hat, dabei vielleicht sexuell erregt war.
Neulich las ich, dass die Kripo noch zwei Haare aus einem der Wagen hat. Sie können weder den Opfern noch ihrer Umgebung zugeordnet werden. Erst heute sind DNA-Analysen ausgefallener Haare möglich. Man wird sie jetzt durchführen und das Ergebnis deutschlandweit abgleichen.
Die Göhrde ist fünfzehn Kilometer Luftlinie von meinem Haus entfernt. Ich bin nie dort gewesen, habe den dunklen Wald nur einige Male von ferne gesehen. Manchmal stelle ich mir vor, was die Opfer in ihren letzten Minuten empfunden haben müssen: pures Grauen.
Nachtrag: Mit den DNA-Recherchen scheint die Kripo jetzt, Dez. 2017, den Täter ermittelt zu haben - es war danach ein Friedhofsgärtner, der schon 1993 Suizid begangen hat. Über einen weiteren Mordfall im Raum Lüneburg kam man auf seine Spur. Es bleibt aber spannend - der Gärtner soll einen Komplizen gehabt haben, und der kommt für weitere Morde in Betracht. Fortsetzung folgt (eventuell).
Die Göhrde ist ein etwa 75 Quadratkilometer großes geschlossenes Waldgebiet südöstlich von Lüneburg, still, abgelegen, auch die weitere Umgebung sehr dünn besiedelt. Einige Male am Tag fährt ein Zug am Nordrand entlang, hält auf verträumten Stationen. Hier zieht sich auch eine Bundesstraße hin. Von ihr zweigt eine Stichstraße zu einem alten Forsthaus ab, dort kann man parken. Ein Hamburger Ehepaar um die fünfzig tat genau das am 21.5.89, einem Sonntag. Sie gingen dann zu Fuß einige Hundert Meter tief in den Wald, vermutlich um sich auf einer Lichtung zu sonnen.
Wir wissen nicht, wie sie getötet wurden. Ihre Leichen wurden erst am 12.7.89 von Blaubeersammlern entdeckt und waren so stark verwest, dass der Tathergang nicht zu rekonstruieren war. Erschossen, erschlagen, erdrosselt? Die Polizei fand heraus, dass Fundort und Tatort etwas auseinander lagen. Der Mann, der die Leichen in die Senke hatte schleppen können, musste tatsächlich kräftig gewesen sein.
Die Polizei suchte wochenlang die Umgebung ab. Am 27.7. 89 stieß sie auf zwei weitere Leichen. Die beiden waren ein ehebrecherisches Liebespaar gewesen, das in der Göhrde hatte allein sein wollen. An ihnen stellte man einen Kopfschuss, Strangulierungen und Schädelbrüche fest. Durch Autopsie konnte der Todestag ermittelt werden – es war jener 12. Juli, an dem 800 Meter weiter die Polizei den Forst erstmals durchkämmt hatte. Hatte der Täter es mitbekommen, hatte es ihn angestachelt? Man weiß es nicht.
Die Polizei hat viel herausgefunden und zusammengetragen, nur den Täter nicht ermittelt. Ohne Zweifel hat nur einer beide Doppelmorde auf dem Gewissen. Er hat dem einen männlichen Opfer ein Fernglas abgenommen und dem anderen eine Kamera. Er ist jeweils mit dem Wagen seiner Opfer weggefahren, hat den ersten in Winsen/Luhe und den zweiten in Bad Bevensen abgestellt. Beide Orte haben Bahnhöfe an der Hauptstrecke Hamburg – Hannover. Wir wissen nicht, wie der Mörder in die Göhrde gekommen ist. Psychologen gehen davon aus, dass er aus pathologischem Hass getötet hat, dabei vielleicht sexuell erregt war.
Neulich las ich, dass die Kripo noch zwei Haare aus einem der Wagen hat. Sie können weder den Opfern noch ihrer Umgebung zugeordnet werden. Erst heute sind DNA-Analysen ausgefallener Haare möglich. Man wird sie jetzt durchführen und das Ergebnis deutschlandweit abgleichen.
Die Göhrde ist fünfzehn Kilometer Luftlinie von meinem Haus entfernt. Ich bin nie dort gewesen, habe den dunklen Wald nur einige Male von ferne gesehen. Manchmal stelle ich mir vor, was die Opfer in ihren letzten Minuten empfunden haben müssen: pures Grauen.
Nachtrag: Mit den DNA-Recherchen scheint die Kripo jetzt, Dez. 2017, den Täter ermittelt zu haben - es war danach ein Friedhofsgärtner, der schon 1993 Suizid begangen hat. Über einen weiteren Mordfall im Raum Lüneburg kam man auf seine Spur. Es bleibt aber spannend - der Gärtner soll einen Komplizen gehabt haben, und der kommt für weitere Morde in Betracht. Fortsetzung folgt (eventuell).