Kabarettistisches Solo (auch für Betriebsfeiern geeignet)
Guten Abend, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir haben uns hier versammelt, ja, warum eigentlich? Wollen wir uns unterhalten, wollen Sie uns unterhalten, wollen Sie von uns unterhalten werden, soll überhaupt Unterhaltung sein, befinden wir uns hier dienstlich, befinden wir uns hier privat, wie ist überhaupt Ihr Befinden?
Fragen über Fragen, und was macht man, wenn man genügend viele Fragen gefunden hat?
Nun kann man solche Fragen natürlich beantworten, und damit hat sich’s dann. Schluss, aus, erledigt, zu den Akten. Bleibt die Frage: Reicht uns das? Antort: Warum nicht, das hat schon immer gereicht. Und schon sind wir bei dem alten landwirtschaftlichen Prinzip, das da heißt: Mein Großvater mütterlicherseits hat mit’n Pferd gepflügt, mein Großvater väterlicherseits hat mit’n Pferd gepflügt, mein Vater hat mit’n Pferd gepflügt, aber ich soll mir’n Trecker kaufen?
Mit anderen Worten, wir haben es hier mit einer gewissen konservativen Einstellung zu tun. Aber was soll das Ganze, Sie werden sich kaum für meinen Großvater mütterlicherseits interessieren, der übrigens noch mit dem Spaten umgegraben hat, nein, Sie verspüren sicher doch auch eher diese menschliche Regung sich hauptsächlich für sich selbst zu interessieren, oder?
Na gut, übersetzen wir das Pferd also mit Bleistift, dann befinden wir uns schon in einem Büro. Das Prinzip ist dasselbe.
Ja, Ist doch so. Bleistift ist man gewohnt. Für manch einen ist die Erfindung des Kugelschreibers schon eine Revolution, und Gänsefedern gibt es deswegen nicht mehr, weil sie zu teuer sind.
Und dann die EDV!
Ich kann’s ja verstehen, und in weiser Voraussicht hat man die Ärzte früher ja auch nur als Halbgötter in weiß bezeichnet, man ahnte, dass da noch was kommt, und das waren dann die EDV-Spezialisten. Wenn man bedenkt, wieviel Angst wir schon vor den halbgöttlichen Ärzten haben, wieviel mehr Angst muss man erst vor den göttlichen EDV-Spezialisten empfinden?
Und deswegen gibt es da nun natürlich ein Problem:
Erstens: Es gibt Computer.
Zweitens: Irgendwann muss ich mit so einem Ding arbeiten.
Drittens: Vor Computern fürchte ich mich.
Und noch 15 Jahre bis zur Rente!!!
Gott sei Dank habe ich keine Zeit, mich mit der EDV zu befassen, und wenn die EDV-Leute behaupten, dass ich mehr Zeit hätte, wenn ich die EDV verwenden würde, dann muss das erstens noch bewiesen werden, und zweitens hätte ich dann vielleicht doch Zeit und müsste mich noch mehr mit der EDV befassen, und vor der EDV fürchte ich mich, also?
Wollen wir hoffen, dass ich noch recht lange keine Zeit habe.
Kommen wir aber zurück zu unserem Bauern. Der hat nämlich beobachtet, dass sein Nachbar 3 Stunden braucht, um seinen Acker zu pflügen. Er selbst braucht einen ganzen Tag. Also stellt er sich die Frage: Warum?
Er kommt nicht drauf, also stellt er diese Frage abends beim Essen, wo traditionell alle versammelt sind. Das war die Erfindung des Projektteams.
Das Projektteam bestand nun aus folgenden Mitgliedern: Dem Bauern, weil ihm der Laden gehört, dem Knecht, weil er zu langsam pflügt und der Magd, weil sie vom Pflügen keine Ahnung hat und von der Problematik nicht betroffen ist.
Am nächsten Tag wird die Ist-Analyse durchgeführt. Ergebnis 1: Ein Acker, ein Knecht, ein Pferd, ein Tag. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Am nächsten Tag wird das Sollkonzept erstellt. Ergebnis 1: Ein Acker, ein Knecht, ein Pferd, 3 Stunden. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Am nächsten Tag wird festgestellt, dass das Sollkonzept nicht realisiert werden kann, wenn nicht mindestens eine Rahmenbedingung geändert wird. Ergebnis 1: Entweder ein kleinerer Acker, ein zweiter Knecht oder ein jüngeres Pferd. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt. Da stellt die Magd fest, dass der Nachbar einen Trecker hat.
Am nächsten Tag wird das Sollkonzept geändert: Ergebnis 1: Ein Acker, ein Knecht, ein Trecker, 3 Stunden. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Am nächsten Morgen scheidet die Magd aus dem Projektteam aus, weil sie die letzten 5 Tage nicht dazu gekommen ist, die Kühe zu melken. Das Projektteam fasst den Beschluss, einen Trecker anzuschaffen und im Testbetrieb erst mal neben dem Pferd mitlaufen zu lassen.
Vorbereitungsphase: Der Trecker ist angeschafft, der Knecht wird bei der Fahrschule angemeldet, geschätzte Dauer der Vorbereitungsphase: 3 Wochen. Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Die Vorbereitungsphase verlängert sich um 2 Wochen wegen Betriebsferien der Fahrschule.
Die Vorbereitungsphase verlängert sich um weitere 2 Wochen wegen Urlaubs des Knechts.
Die Vorbereitungsphase verlängert sich um eine weitere Woche. Der Knecht hat die Prüfung nicht bestanden. Das Projektteam beschließt, dass der Acker in ungepflügtem Zustand als Testobjekt nach bestandener Wiederholungsprüfung unbedingt erhalten bleiben muss.
Implementierungsphase: Der Testbetrieb wird vorbereitet. Der Trecker wird betankt, das Pferd wird noch einmal gefüttert und getränkt. Pferd und Trecker nehmen Aufstellung am Feldrand. Die Pflugscharen werden abgesenkt, der Bauer macht die Stoppuhr bereit, der Knecht ruft "Halt!"
Der Bauer wird ungeduldig, das Projektteam existiert bereits seit 6 Monaten, nun drängen ihn die Minuten. "Was ist denn?"
"Ich kriege die Pflugscharen nicht in den Boden!"
Da der Acker nun hart gefroren war, rief der Bauer kurzerhand ein neues Projektteam ins Leben, das Projektteam "Melkmaschine".
Guten Abend, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir haben uns hier versammelt, ja, warum eigentlich? Wollen wir uns unterhalten, wollen Sie uns unterhalten, wollen Sie von uns unterhalten werden, soll überhaupt Unterhaltung sein, befinden wir uns hier dienstlich, befinden wir uns hier privat, wie ist überhaupt Ihr Befinden?
Fragen über Fragen, und was macht man, wenn man genügend viele Fragen gefunden hat?
Nun kann man solche Fragen natürlich beantworten, und damit hat sich’s dann. Schluss, aus, erledigt, zu den Akten. Bleibt die Frage: Reicht uns das? Antort: Warum nicht, das hat schon immer gereicht. Und schon sind wir bei dem alten landwirtschaftlichen Prinzip, das da heißt: Mein Großvater mütterlicherseits hat mit’n Pferd gepflügt, mein Großvater väterlicherseits hat mit’n Pferd gepflügt, mein Vater hat mit’n Pferd gepflügt, aber ich soll mir’n Trecker kaufen?
Mit anderen Worten, wir haben es hier mit einer gewissen konservativen Einstellung zu tun. Aber was soll das Ganze, Sie werden sich kaum für meinen Großvater mütterlicherseits interessieren, der übrigens noch mit dem Spaten umgegraben hat, nein, Sie verspüren sicher doch auch eher diese menschliche Regung sich hauptsächlich für sich selbst zu interessieren, oder?
Na gut, übersetzen wir das Pferd also mit Bleistift, dann befinden wir uns schon in einem Büro. Das Prinzip ist dasselbe.
Ja, Ist doch so. Bleistift ist man gewohnt. Für manch einen ist die Erfindung des Kugelschreibers schon eine Revolution, und Gänsefedern gibt es deswegen nicht mehr, weil sie zu teuer sind.
Und dann die EDV!
Ich kann’s ja verstehen, und in weiser Voraussicht hat man die Ärzte früher ja auch nur als Halbgötter in weiß bezeichnet, man ahnte, dass da noch was kommt, und das waren dann die EDV-Spezialisten. Wenn man bedenkt, wieviel Angst wir schon vor den halbgöttlichen Ärzten haben, wieviel mehr Angst muss man erst vor den göttlichen EDV-Spezialisten empfinden?
Und deswegen gibt es da nun natürlich ein Problem:
Erstens: Es gibt Computer.
Zweitens: Irgendwann muss ich mit so einem Ding arbeiten.
Drittens: Vor Computern fürchte ich mich.
Und noch 15 Jahre bis zur Rente!!!
Gott sei Dank habe ich keine Zeit, mich mit der EDV zu befassen, und wenn die EDV-Leute behaupten, dass ich mehr Zeit hätte, wenn ich die EDV verwenden würde, dann muss das erstens noch bewiesen werden, und zweitens hätte ich dann vielleicht doch Zeit und müsste mich noch mehr mit der EDV befassen, und vor der EDV fürchte ich mich, also?
Wollen wir hoffen, dass ich noch recht lange keine Zeit habe.
Kommen wir aber zurück zu unserem Bauern. Der hat nämlich beobachtet, dass sein Nachbar 3 Stunden braucht, um seinen Acker zu pflügen. Er selbst braucht einen ganzen Tag. Also stellt er sich die Frage: Warum?
Er kommt nicht drauf, also stellt er diese Frage abends beim Essen, wo traditionell alle versammelt sind. Das war die Erfindung des Projektteams.
Das Projektteam bestand nun aus folgenden Mitgliedern: Dem Bauern, weil ihm der Laden gehört, dem Knecht, weil er zu langsam pflügt und der Magd, weil sie vom Pflügen keine Ahnung hat und von der Problematik nicht betroffen ist.
Am nächsten Tag wird die Ist-Analyse durchgeführt. Ergebnis 1: Ein Acker, ein Knecht, ein Pferd, ein Tag. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Am nächsten Tag wird das Sollkonzept erstellt. Ergebnis 1: Ein Acker, ein Knecht, ein Pferd, 3 Stunden. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Am nächsten Tag wird festgestellt, dass das Sollkonzept nicht realisiert werden kann, wenn nicht mindestens eine Rahmenbedingung geändert wird. Ergebnis 1: Entweder ein kleinerer Acker, ein zweiter Knecht oder ein jüngeres Pferd. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt. Da stellt die Magd fest, dass der Nachbar einen Trecker hat.
Am nächsten Tag wird das Sollkonzept geändert: Ergebnis 1: Ein Acker, ein Knecht, ein Trecker, 3 Stunden. Ergebnis 2: Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Am nächsten Morgen scheidet die Magd aus dem Projektteam aus, weil sie die letzten 5 Tage nicht dazu gekommen ist, die Kühe zu melken. Das Projektteam fasst den Beschluss, einen Trecker anzuschaffen und im Testbetrieb erst mal neben dem Pferd mitlaufen zu lassen.
Vorbereitungsphase: Der Trecker ist angeschafft, der Knecht wird bei der Fahrschule angemeldet, geschätzte Dauer der Vorbereitungsphase: 3 Wochen. Der Acker ist noch nicht gepflügt.
Die Vorbereitungsphase verlängert sich um 2 Wochen wegen Betriebsferien der Fahrschule.
Die Vorbereitungsphase verlängert sich um weitere 2 Wochen wegen Urlaubs des Knechts.
Die Vorbereitungsphase verlängert sich um eine weitere Woche. Der Knecht hat die Prüfung nicht bestanden. Das Projektteam beschließt, dass der Acker in ungepflügtem Zustand als Testobjekt nach bestandener Wiederholungsprüfung unbedingt erhalten bleiben muss.
Implementierungsphase: Der Testbetrieb wird vorbereitet. Der Trecker wird betankt, das Pferd wird noch einmal gefüttert und getränkt. Pferd und Trecker nehmen Aufstellung am Feldrand. Die Pflugscharen werden abgesenkt, der Bauer macht die Stoppuhr bereit, der Knecht ruft "Halt!"
Der Bauer wird ungeduldig, das Projektteam existiert bereits seit 6 Monaten, nun drängen ihn die Minuten. "Was ist denn?"
"Ich kriege die Pflugscharen nicht in den Boden!"
Da der Acker nun hart gefroren war, rief der Bauer kurzerhand ein neues Projektteam ins Leben, das Projektteam "Melkmaschine".