„Die Garage gehört doch Onkel Horst.“ – wende ich ein.
„Na und … Onkel Horst ist doch total doof. Los, wir holen das Fahrrad raus.“
Mein Cousin Andreas geht ohne zu zögern in die geöffnete Garage nebenan und schiebt ein mittelgroßes Herrenfahrrad ostdeutscher Produktion heraus und herüber zu mir. Ich stehe neben zwei weiteren solchen Fahrradmodellen vor der Garage unserer Großeltern und überlege, wie viel Zeit wir wohl brauchen um aus diesen drei Fahrrädern zwei zu machen. Das ist jedenfalls unser Plan.
Oma und Opa sind nicht zu sehen, geschweige denn Onkel Horst oder Tante Moni, die Garagen, der Hof, die Fahrräder, der Tag - gehören uns.
„Los Jan, bis zum Mittagessen sind wir fertig damit. Dann haben wir zwei super Fahrräder, mit denen wir durchs Dorf und zum Bolzplatz fahren können. Dass wir die neu zusammenschrauben, kriegt doch gar keiner mit. Du bist doch mein Lieblingscousin.“ So war es immer. Andreas hat eine Idee, und überredet mich total billig mit diesem Lieblingscousinscheiß, da mitzumachen.
Wir legen die drei Fahrräder nebeneinander, damit wir einen Überblick bekommen, was überhaupt machbar ist. Andreas sucht sich wie immer die besten Sachen aus, ich darf mich mit dem Rest begnügen. Wir verwenden Schraubschlüssel, Zangen, Hämmer – alles aus Opas Garage. Wir müssen nur aufpassen, dass uns keiner erwischt, vor allen Dingen nicht Opa. Oma fiel manchmal noch auf billige Ausreden herein, Opa nicht.
Nach zwei Stunden harter Arbeit sind die Fahrräder fertig. So gut, wie ich dachte, sehen sie aber dann doch nicht aus. Irgendwie ärmlich, ohne Handbremsen, ohne Licht. Brauchen wir auch nicht. Um die Sandwege im Dorf entlang zu rasen, stört überflüssiger Firlefanz nur.
„Was macht ihr denn da so lange an den Garagen?“ – das ist die Stimme unserer Oma, aber weit genug weg.
„Nichts! Wir pumpen ein Fahrrad auf, Oma!“
„Kommt rein Mittag essen!“
„Ja!“
Wir stellen die Fahrräder so hin, dass es nicht auffällt, und die übrig gebliebenen Teile klemmen wir hinter ein paar Holzbretter.
Nach dem Essen fahren wir zum Fußballplatz, der am anderen Ende des Dorfes liegt. Um den total vernachlässigten Platz führt eine Laufbahn aus Asche, auf der wir unsere neuen Fahrräder ein bisschen härter testen. Dann geht’s zurück zu unseren Großeltern. Über die Bahnschienen, vorbei an der LPG, dem Haus von Onkel Michel, die Straße bis zur Kreuzung hinauf, und dann nach rechts auf die Sandstraße. An deren Ende befinden sich ein alter Eisenzaun, und gleich dahinter die Bahnschienen.
Wie immer fahren wir das letzte Stück um die Wette, um dann mit gebremster Kraft mit dem Vorderrad und einem lauten Knall schon zwischen die Gitterstäbe des Eisenzauns zu schlittern.
„Diesmal bin ich erster.“ – sage ich und beschließe erst im letzten Moment zu bremsen.
„Hahahahahaha…“ – ist die Antwort meines Cousins.
Wir liegen gleich auf und sehen schon den Zaun immer näher kommen. Die Sommersonne macht den aufgewirbelten Sandstaub sichtbar wie überdimensionierten Zigarettenqualm.
Und wie geplant trete ich im letzten Augenblick zurück um zu bremsen, aber es funktioniert nicht. Leerlauf. Keine Bremsung. Mit voller Geschwindigkeit knallt das Fahrrad in den Eisenzaun, und ich fliege – pardauz – vom Fahrrad über den Zaun auf die Schienen. Zum Glück kommt kein Zug.
Ich stehe auf und das erste was ich sehe ist mein Cousin der sich halb tot lacht und mit dem Finger auf mich zeigt. Er biegt sich vor Lachen. Dann kommt meine Oma aus dem Haus.
„Was war das denn? Seids narrisch?“ – fragt sie uns erschrocken.
Mir ist nichts passiert, nur der Schrecken sitzt mir in den Gliedern. Bis heute müssen wir uns anhören, dass wir aus drei funktionstüchtigen Fahrrädern zwei Schrottmühlen zusammengeschraubt haben, und ich dabei fast drauf gegangen wäre.
„Na und … Onkel Horst ist doch total doof. Los, wir holen das Fahrrad raus.“
Mein Cousin Andreas geht ohne zu zögern in die geöffnete Garage nebenan und schiebt ein mittelgroßes Herrenfahrrad ostdeutscher Produktion heraus und herüber zu mir. Ich stehe neben zwei weiteren solchen Fahrradmodellen vor der Garage unserer Großeltern und überlege, wie viel Zeit wir wohl brauchen um aus diesen drei Fahrrädern zwei zu machen. Das ist jedenfalls unser Plan.
Oma und Opa sind nicht zu sehen, geschweige denn Onkel Horst oder Tante Moni, die Garagen, der Hof, die Fahrräder, der Tag - gehören uns.
„Los Jan, bis zum Mittagessen sind wir fertig damit. Dann haben wir zwei super Fahrräder, mit denen wir durchs Dorf und zum Bolzplatz fahren können. Dass wir die neu zusammenschrauben, kriegt doch gar keiner mit. Du bist doch mein Lieblingscousin.“ So war es immer. Andreas hat eine Idee, und überredet mich total billig mit diesem Lieblingscousinscheiß, da mitzumachen.
Wir legen die drei Fahrräder nebeneinander, damit wir einen Überblick bekommen, was überhaupt machbar ist. Andreas sucht sich wie immer die besten Sachen aus, ich darf mich mit dem Rest begnügen. Wir verwenden Schraubschlüssel, Zangen, Hämmer – alles aus Opas Garage. Wir müssen nur aufpassen, dass uns keiner erwischt, vor allen Dingen nicht Opa. Oma fiel manchmal noch auf billige Ausreden herein, Opa nicht.
Nach zwei Stunden harter Arbeit sind die Fahrräder fertig. So gut, wie ich dachte, sehen sie aber dann doch nicht aus. Irgendwie ärmlich, ohne Handbremsen, ohne Licht. Brauchen wir auch nicht. Um die Sandwege im Dorf entlang zu rasen, stört überflüssiger Firlefanz nur.
„Was macht ihr denn da so lange an den Garagen?“ – das ist die Stimme unserer Oma, aber weit genug weg.
„Nichts! Wir pumpen ein Fahrrad auf, Oma!“
„Kommt rein Mittag essen!“
„Ja!“
Wir stellen die Fahrräder so hin, dass es nicht auffällt, und die übrig gebliebenen Teile klemmen wir hinter ein paar Holzbretter.
Nach dem Essen fahren wir zum Fußballplatz, der am anderen Ende des Dorfes liegt. Um den total vernachlässigten Platz führt eine Laufbahn aus Asche, auf der wir unsere neuen Fahrräder ein bisschen härter testen. Dann geht’s zurück zu unseren Großeltern. Über die Bahnschienen, vorbei an der LPG, dem Haus von Onkel Michel, die Straße bis zur Kreuzung hinauf, und dann nach rechts auf die Sandstraße. An deren Ende befinden sich ein alter Eisenzaun, und gleich dahinter die Bahnschienen.
Wie immer fahren wir das letzte Stück um die Wette, um dann mit gebremster Kraft mit dem Vorderrad und einem lauten Knall schon zwischen die Gitterstäbe des Eisenzauns zu schlittern.
„Diesmal bin ich erster.“ – sage ich und beschließe erst im letzten Moment zu bremsen.
„Hahahahahaha…“ – ist die Antwort meines Cousins.
Wir liegen gleich auf und sehen schon den Zaun immer näher kommen. Die Sommersonne macht den aufgewirbelten Sandstaub sichtbar wie überdimensionierten Zigarettenqualm.
Und wie geplant trete ich im letzten Augenblick zurück um zu bremsen, aber es funktioniert nicht. Leerlauf. Keine Bremsung. Mit voller Geschwindigkeit knallt das Fahrrad in den Eisenzaun, und ich fliege – pardauz – vom Fahrrad über den Zaun auf die Schienen. Zum Glück kommt kein Zug.
Ich stehe auf und das erste was ich sehe ist mein Cousin der sich halb tot lacht und mit dem Finger auf mich zeigt. Er biegt sich vor Lachen. Dann kommt meine Oma aus dem Haus.
„Was war das denn? Seids narrisch?“ – fragt sie uns erschrocken.
Mir ist nichts passiert, nur der Schrecken sitzt mir in den Gliedern. Bis heute müssen wir uns anhören, dass wir aus drei funktionstüchtigen Fahrrädern zwei Schrottmühlen zusammengeschraubt haben, und ich dabei fast drauf gegangen wäre.