Wo sie jetzt war, war sie ganz unten. Dass sie sich im Wartezimmer eines psychotherapeutisch tätigen Arztes befand, bezeugte das deutlich. Betrogen und weggeworfen hatte sie sich schon vorher gefühlt, aber noch nie gab es eine Stelle in ihrem Leben, an der beide Zustände zusammenfielen. Was ihr da am ersten Tag nach Frühlingsanfang, also vor inzwischen mehr als vier Wochen, passiert war, war solcher Art, wie es nur ihr passieren konnte. Wie es ihr doch ständig passierte.
An diesem Donnerstag Morgen war sie die einzige anwesende Person im Wartezimmer. Das Waschbecken rechts von ihr machte sich da, wo es war, wie ein Würstchengrill in einem Aquarium. Und wie die Bewohnerin eines Aquariums sah sie aus dem einzigen anwesenden Fenster hinaus, hinein in das des Nachbarhauses, welches unbewohnt schien wie ein Mond. Darin spiegelten sich die Wolken, die sie von nun an betrachten wollte bis sie fällig sein würde. Sie hatte noch immer keine Vorstellung, wie sie es ihm sagen sollte. Wie sie ihm das ganze Ausmaß der Katastrophe zu verstehen geben könnte! Nicht länger als eine halbe Stunde und sie würde so vereinsamt von hier gehen wie sie gekommen war. Sie suchte auf ihrem Platz nach einer Haltung, die sie gut aussehen ließ und wusste jetzt, dass sie verrückt geworden war. Was kümmerte es sie, wie ein mittvierziger Glatzkopf ohne jedes Verständnis für dreiundzwanzigjährige Verrücktgewordene sie sah. Sie hatte dieses innere Bild von ihm und nun, da sie sich in eine Position gebracht hatte, in der sie hoffentlich lässig wirkte, bereitete sie sich darauf vor, seiner Ausführung zu begegnen.
Hallo, Frau H.? Sie mochte ihm zuerst einmal sagen, dass er bereits in diesem Moment, in dem er so unbekümmert Gebrauch von ihrem Nachnamen machte, verloren hatte. Wie sehr sie unter diesem Namen litt, das hätte er bitteschön ahnen können.
Der Mann in der Tür war keine Ausführung ihrer geistigen Vorlage. Dieser hatte Haare. Graue, ja, aber Haare. Alle seine in diesem Augenblick erkennbaren Äußerlichkeiten schienen in das Innere seines Gesichts hineinzureichen. Auf diesem Gesicht lag eine Ruhe der Autorität. Die Eindrücke, die sie in der Wirklichkeit von ihm gewann, wurden kaum noch von etwas anderem beeinflusst. Dieses Gesicht mischte ihr ein schwaches Vergebenwollen ins Herz, ob sie wollte oder nicht.
Sie: Guten Tag.
Er zeigte ihr den Weg in sein Zimmer. Sie erwartete mindestens ein Behandlungszimmer. Sie musste doch behandelt werden! Das Zimmer, das ihr angeboten wurde, kam ihr ungeheuer gewöhnlich vor. Es vermittelte nicht die Möglichkeit einer Behandlung. Er setze sich an den einzigen anwesenden Schreibtisch. Für sich beanspruchte sie einen der beiden schwarzen Sessel, der sie so, wie man darauf saß, zweifeln ließ, ob dabei überhaupt an Menschen gedacht worden war. Also Sessel statt Couch. Über ihm an der Wand der Eid des Hippokrates. Der Fremdheit des Zimmers und aller Anwesenden zum Trotz starrte sie vorerst nur noch dahin.
An diesem Donnerstag Morgen war sie die einzige anwesende Person im Wartezimmer. Das Waschbecken rechts von ihr machte sich da, wo es war, wie ein Würstchengrill in einem Aquarium. Und wie die Bewohnerin eines Aquariums sah sie aus dem einzigen anwesenden Fenster hinaus, hinein in das des Nachbarhauses, welches unbewohnt schien wie ein Mond. Darin spiegelten sich die Wolken, die sie von nun an betrachten wollte bis sie fällig sein würde. Sie hatte noch immer keine Vorstellung, wie sie es ihm sagen sollte. Wie sie ihm das ganze Ausmaß der Katastrophe zu verstehen geben könnte! Nicht länger als eine halbe Stunde und sie würde so vereinsamt von hier gehen wie sie gekommen war. Sie suchte auf ihrem Platz nach einer Haltung, die sie gut aussehen ließ und wusste jetzt, dass sie verrückt geworden war. Was kümmerte es sie, wie ein mittvierziger Glatzkopf ohne jedes Verständnis für dreiundzwanzigjährige Verrücktgewordene sie sah. Sie hatte dieses innere Bild von ihm und nun, da sie sich in eine Position gebracht hatte, in der sie hoffentlich lässig wirkte, bereitete sie sich darauf vor, seiner Ausführung zu begegnen.
Hallo, Frau H.? Sie mochte ihm zuerst einmal sagen, dass er bereits in diesem Moment, in dem er so unbekümmert Gebrauch von ihrem Nachnamen machte, verloren hatte. Wie sehr sie unter diesem Namen litt, das hätte er bitteschön ahnen können.
Der Mann in der Tür war keine Ausführung ihrer geistigen Vorlage. Dieser hatte Haare. Graue, ja, aber Haare. Alle seine in diesem Augenblick erkennbaren Äußerlichkeiten schienen in das Innere seines Gesichts hineinzureichen. Auf diesem Gesicht lag eine Ruhe der Autorität. Die Eindrücke, die sie in der Wirklichkeit von ihm gewann, wurden kaum noch von etwas anderem beeinflusst. Dieses Gesicht mischte ihr ein schwaches Vergebenwollen ins Herz, ob sie wollte oder nicht.
Sie: Guten Tag.
Er zeigte ihr den Weg in sein Zimmer. Sie erwartete mindestens ein Behandlungszimmer. Sie musste doch behandelt werden! Das Zimmer, das ihr angeboten wurde, kam ihr ungeheuer gewöhnlich vor. Es vermittelte nicht die Möglichkeit einer Behandlung. Er setze sich an den einzigen anwesenden Schreibtisch. Für sich beanspruchte sie einen der beiden schwarzen Sessel, der sie so, wie man darauf saß, zweifeln ließ, ob dabei überhaupt an Menschen gedacht worden war. Also Sessel statt Couch. Über ihm an der Wand der Eid des Hippokrates. Der Fremdheit des Zimmers und aller Anwesenden zum Trotz starrte sie vorerst nur noch dahin.