Alguzu Geta.
Die letzte Zugabe ist noch nicht verklungen, die Töne, die Musik, der Rhythmus, schweben noch im Raum. Das Publikum klatscht einen letzten Applaus, langsam leert sich der Saal und nimmt die Melodie mit.
Müde aber zufrieden lehnt sich Alguzu Geta zurück, sie denkt darüber nach wie lange sie schon so lebt, wie viele Abende, Tage, Monate, Jahre. Sie kann sich nicht mehr genau erinnern, es muss eine ganze Ewigkeit sein. Sie denkt darüber nach wie alt sie eigentlich ist und ihr fällt ein das sie heute oder morgen Geburtstag hat.
Schon wieder so ein Tag, wie Weihnachten, Sylvester, oder eben Geburtstag, wie jedes Jahr am gleichen Tag. Ihr kommt in den Sinn, dass es eine Zeit gab da konnte sie ihn kaum erwarten, heute war die Zeit da und sie erwartete ihn kaum noch. Was wohl daran liegt das die Strichliste zu lang geworden ist, es zu viele Auftritte gegeben hat.
In dem Moment kommt ihr ein Lied in den Sinn, das sie schon oft gespielt hatte, „The times they are a changing“, vieles hat sich geändert aus einem langen Weg ist ein Abendspaziergang geworden.
Vielleicht liebte sie deswegen den Sonnenuntergang, oder hatte sie die Hoffnung auf den Sonnenaufgang verloren. Die Traurigkeit des Gedankens löste sich auf als ihr bewusst wird, dass sie noch, soviel Sonnenaufgänge erleben kann, solange sie ihre Strichliste führen kann. And by the way – Forever young – ganz gleich der wievielte Geburtstag ist.
Don’t think twice, ab heute würde sie nicht mehr auf Maggies Farm arbeiten.
Sie würde ihren alten 2CV, ihre Ente aus dem Versteck holen, ihre Klappgitarre in das Handschuhfach legen, die Sehnsucht nach dem Meer einpacken, nach Süden in die Sonne fahren. An den Strand gehen und dem Meereswind die Gitarre geben, er spielt ihr dann ein Wiegenlied zum Einschlafen. Der Sand wird ihr Bett sein, die Sterne ihr Kissen, der Mond ihre Decke, das Meer wird sie sanft, wie eine Mutter, in das Bett bringen.
Die Muscheln werden sie am Morgen wecken, damit sie den Sonnenaufgang nicht verschläft. Zufrieden legte sich die in die Jahre gekommene Flamenco-Gitarre in ihren Koffer, träumte vom Süden, Sonne, und dem Meer bis zum nächsten Geburtstag.
Gideon 02