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Literaturforum: The Hanging Garden - Film von Thom Fitzgerald


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Forum > Aesthetik > The Hanging Garden - Film von Thom Fitzgerald
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 Thema: The Hanging Garden - Film von Thom Fitzgerald
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 19.11.2020 um 16:49 Uhr

Der 1997 herausgekommene kanadische Streifen war Thom Fitzgeralds erster Spielfilm. Er fand rasch viel Aufmerksamkeit und Anerkennung, beruhend auf zwei sehr unterschiedlichen Elementen. Einmal ist es ein Werk von großer, oft derber und dabei meist auch origineller Komik. Am Hochzeitstag seiner Schwester kommt der Mittzwanziger William (Chris Leavins) nach zehn Jahren Abwesenheit zu einer kurzen Stippvisite heim. Die chaotische Familie wird dabei mit ihren Schrullen und Defekten vorgeführt, von der dementen Oma (Joan Orenstein) über den versoffenen, sensibel-jähzornigen Blumenfreund und Vater (Peter MacNeill) bis zum blinden, schuldbewussten Haushundgreis, womit das aberwitzige Personal noch nicht vollends aufgezählt ist: Mutter (Seana McKenna), Schwester (Kerry Fox) und Bräutigam (Joel Keller) sind ihnen ebenbürtig in ihrer an Tragik streifenden Komik.

Als die melancholisch-aufgekratzten Brautleute in ein nahe gelegenes Hotel abgedampft sind, blendet der Film zehn Jahre zurück. Damals kam auf sehr peinliche Weise Williams Homosexualität zum Vorschein und seine Mutter wählte eine Schocktherapie, in deren Folge William aus der Familie ausschied. Nur wie? Dafür liefert der Film zwei unvereinbare Erklärungen in Form von Handlungssträngen, die nebeneinander herlaufen und sich zwischendurch auch noch verknoten. So wird das Werk zu einer semisurrealistischen Horrorkomödie und daran, wie diese in sich widersprüchliche Gattung realisiert wird, erweist sich das Frühmeisterliche des Films.

Hat der damals stark übergewichtige William (hier von Troy Venotte gespielt) sich tatsächlich in diesem wunderschönen Garten umgebracht? Dann kann er nicht wirklich als superschlanker junger Mann später zurückkehren. Einer der beiden Abläufe muss irreal sein, doch der Film lässt offen, welcher es ist. Er gibt beide auf eine scheinbar realistische, mal leicht komische, mal das Grauen streifende Weise wieder. Der Zuschauer erschrickt mit dem späteren William, wenn dieser seinen Vorgänger erstmals tot an einem Ast baumeln sieht. Es tritt rasch Gewöhnung an diesen Anblick ein, auch die Schwester scheint ihn natürlich zu finden. Als der reifere Sohn den jugendlichen Toten im Garten beerdigt hat, versucht der Vater, ihn sogleich zu exhumieren; er mag ihn nicht missen. In diesem Zusammenhang wird William für ihn noch einmal viel jünger, wird ein Knabe von etwa sechs Jahren. So überlagern sich, ohne sich im Mindesten aufzulösen, die Erscheinung, die Erinnerungsbilder und Visionen von William. Man neigt vielleicht gerade zur Auffassung, er habe sich tatsächlich als Schüler getötet und sein jüngerer Doppelgänger existiere nur als wehmütige Halluzination in den Köpfen der Überlebenden – da fährt er, sehr erleichtert wirkend, im Auto fort von dieser schrecklich schönen Stätte. Neben ihm sitzt jetzt seine irritierend pueril wirkende eigene kleine Tochter (Christine Dunsworth), die er gerade erst im Familienschoß entdeckt hat. Aber das ist ein anderes Kapitel, auch enthalten in dieser herrlich verrückten Filmstory.

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