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Literaturforum: Heimliche Küsse - Film von Didier Bivel


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Forum > Aesthetik > Heimliche Küsse - Film von Didier Bivel
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 Thema: Heimliche Küsse - Film von Didier Bivel
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 04.11.2018 um 18:22 Uhr

Didier Bivel hat „Baisers cachés“ 2016 als Fernsehfilm gedreht, er wurde dann am 17. Mai 2017 aus Anlass des Internationalen Tags gegen Homophobie auf France 2 gezeigt. Aufgrund der sehr positiven Reaktionen war die anschließende Vermarktung im Kino und auf DVD leicht, auch international.

Die Zutaten zum Drehbuch, würden sie einem vorab mitgeteilt, erscheinen fast allzu bekannt, wie aus einem Lehrbuch. Da sind zwei Sechzehnjährige an einer Oberschule, die gerade ihr Coming-out gemeinsam durchstehen, Nathan (Béranger Anceaux) frühreif und relativ souverän, auch schon verantwortungsbewusst, Louis (Jules Houplain) dagegen verwirrt, lange zum Lügen und Doppelspiel neigend. Ebenso konträr angelegt die Eltern der beiden: Nathans verwitweter Vater, ein Polizist, kämpft sich zur Toleranz durch, während Louis’ Eltern – er Facharzt, sie Bilanzbuchhalterin - sehr repressiv reagieren, bis die Ehe daran zerbricht. Dieses Hell-Dunkel prägt auch die Schule im Film. Homophobie scheint für die Majorität der Mitschüler die natürlichste Reaktion zu sein, bis hin zu brutaler Körperverletzung. Einfühlsam verständnisvoll zeigt sich im Verlauf ausgerechnet Laura, die getäuschte Alibifreundin von Louis. Die Lehrerschaft ist ebenso gespalten, der Direktor ein ängstlicher Opportunist, wohingegen die reife lesbische Mathelehrerin sich aus purem Mitgefühl selbst vor der Klasse outet und damit Nathan erst stark macht. Louis wird von der feindlichen Umwelt fast zum Selbstmord getrieben. Allgegenwärtig ist das Handy-Fotografieren, das Hochladen und Verbreiten kompromittierender Bilder. Und dann ist Louis auch noch ein talentierter Boxer … Genug, möchte man so vorbereitet meinen, das ist ja wie Pizza mit allem …

Aber dann das Wunder, man sieht den Film erstmals und ist von der ersten bis zur letzten Szene tief berührt. Die Fiktion, zusammengesetzt wie aus einem Modellbaukasten, wirkt authentisch, sich organisch entwickelnd. Wir erleben, nicht nur in den Hauptrollen, glaubhafte Figuren, deren Geschichte uns mitnimmt. Der Film appelliert stark an Gefühle und vermeidet dabei mit großer Sicherheit das Abgleiten ins Sentimentale. Die Gefahr, einen zeitgeistigen Thesenfilm zu drehen, war auch groß, doch Bivel und seine Crew sind ihr nicht erlegen. Hier zeigen sich immer wieder das handwerkliche Geschick und das Bewusstsein für das jeweils passende Detail, wie sie charakteristisch sind für die lange, ungebrochene Tradition französischer Filmkultur und Kultur allgemein. Wie sparsam, punktgenau und effektvoll die Filmmusik eingesetzt wird, wie Ausschnitte aus der Landschaft, den Städten der Île-de-France das Lokalkolorit schaffen, wie die talentierten Schauspieler unser Verständnis, unsere Sympathien gewinnen (Jules Houplain wie der kleine Bruder von James Dean) – ein Film, den man sich gern wiederholt ansieht und dabei immer stärker in seinen so menschenfreundlichen Bann gerät.

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