ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 15.02.2017 um 22:18 Uhr |
Heute einmal summarisch einen kurzen Blick auf zwei Ausstellungen im selben Haus und auf dessen Dauerpräsentation außerdem dazu. Noch bis zum 18. Juni 2017 zeigt das Leipziger Museum der bildenden Künste „Nolde und die Brücke“ mit ca. 180 Werken von Emil Nolde und den weiteren Mitgliedern der Dresdner Malergruppe – Nolde gehörte zwei Jahre zu ihr. Fast all das hier Präsentierte wurde in den wenigen Jahren zwischen 1905 und 1910 geschaffen und spricht für die sehr große Produktivität dieser jungen Maler damals. Die Qualität steht ohnehin außer Frage. Das war eine Art Urknall des deutschen Expressionismus. Man bemerkt, wie nah sich in den Auffassungen die Künstler noch sind, und nimmt doch schon vielfältige Nuancen wahr, aus denen heraus sich später ihre individuellen Züge voll entwickeln sollten.
Etwas kleiner, doch kaum weniger gewichtig ist die zweite Ausstellung: „Max Klinger / Markus Lüpertz – Zeitgenössische Kunst“, noch bis zum 24. Sept. 2017. Nun ist Klinger (1857 – 1920) gewiss nicht unser Zeitgenosse, gemeint ist wohl, dass beide Künstler als exemplarisch für die jeweils zeitgenössische Kunst angesehen werden. Das Museum dürfte von keinem anderen so viele Werke besitzen wie von Klinger. Da Lüpertz (geb. 1941) Klinger nach eigenem Bekunden schätzt und sich gern auf ihn beruft, lag es nahe, Werke von ihm zusammenzutragen und mit denen des Älteren zu konfrontieren. Dabei wird über die Stile und Generationen hinweg eine Verwandtschaft deutlich, die mir in einer gewissen Erdenschwere zu bestehen scheint – Figuren, zumeist wie aus Lehm geschaffen, kraftvoll irdisch, den Auftrittsort dominierend, zum Teil damit auch provozierend.
Es liegt nahe, sich bei einem evtl. ersten Besuch des schönen, relativ neuen Hauses im Leipziger Zentrum mit den übrigen Beständen ein wenig vertraut zu machen. Das Museum hat aus historischen Gründen eine recht ungleichmäßig die Epochen der Kunstgeschichte widerspiegelnde Sammlung. So sind die altdeutsche Malerei ab etwa 1500 und die alte niederländische recht gut vertreten. Einen Schwerpunkt bildet auch die deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts. Infolge der Schletterschen Stiftung von 1853 sind französische Maler der ersten Hälfte desselben Jahrhunderts so gut wie sonst selten in Deutschland repräsentiert. Und das 20. Jahrhundert? Die deutschen Impressionisten, danach auch Beckmann, gebürtiger Leipziger, sind angemessen vertreten, Letzterer sogar mit Werken aus dem Exil. Im Anschluss daran machen sich Lücken bemerkbar, die bei dem beschränkten Ankaufsetat bisher nicht zu schließen waren. Unverständlich ist jedoch, warum die Leipziger Schule selbst, die im Depot nicht wenig Raum beanspruchen dürfte, in den fürs Publikum geöffneten Sälen so wenig gezeigt wird. Immerhin kann man zum Abschluss des Rundgangs im obersten Stockwerk bewundernd vor einigen schönen Neo Rauchs verweilen.
Das Museum ist in der Katharinenstraße 19, halbwegs zwischen Hauptbahnhof und Markt gelegen. Geöffnet Dienstag sowie Donnerstag bis Sonntag von 10 – 18 Uhr, Mittwoch von 12 – 20 Uhr.
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