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Literaturforum: Ausstellung Albrecht Gehse in Berlin


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Forum > Aktuelles > Ausstellung Albrecht Gehse in Berlin
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 Thema: Ausstellung Albrecht Gehse in Berlin
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 15.05.2016 um 17:58 Uhr

Vom Maler Albrecht Gehse ist noch bis zum 10.07.16 der Zyklus „Aufruhr – 50 Bilder über die Welt“ im Gasometer auf dem Berliner EUREF-Campus zu sehen. Gehse, geb. 1955 in Borsdorf bei Leipzig, lebt und arbeitet seit 1991 in Berlin. Er kommt von der älteren Leipziger Schule her, war u.a. Schüler von Bernhard Heisig. Als Porträtmaler hat Gehse noch zu DDR-Zeiten angefangen und sich Ansehen verschafft. Später saß ihm Helmut Kohl Modell. Sein Porträt von Gehse hängt im Bundeskanzleramt in der Galerie der Ex-Kanzler.

Der jetzt gezeigte Zyklus erweist Gehse als einen altmeisterlich-expressiven Maler, der unsere Zeitläufte in ein Welttheater aus großformatigen Bildtafeln bannt, sie alptraumhaft-mythologisierend verarbeitet. Wer zählt die Einflüsse, nennt die Namen? Von Hieronymus Bosch über Max Beckmann bis zu eben den Hauptvertretern jener Leipziger Schule kann man, wenn man will, permanent Bezüge feststellen. Ebenso ist man rasch geneigt, auf seinen Bildern die Züge prominenter Zeitgenossen der letzten Jahrzehnte zu suchen und auch zu finden. Ob Adenauer, Marilyn Monroe, Egon Krenz oder Cassius Clay – sie und noch sehr viele andere bevölkern neben einer Vielzahl Anonymer diese form- und farbstrotzenden Gemälde, die Zeitbilder im wörtlichen Sinne sind. Ein anderes Wesenselement stellt das Wasser dar: Szenen unter Wasser, im Wasser und über den Wassern sind häufig. Und so präsentieren sich auch die Bilder über einer flachen Wasserfläche im Gasometer, und der Besucher schreitet ihre Reihe ab über einen Steg ohne Geländer, zunehmend beunruhigt nicht allein aufgrund des möglichen Abgleitens ins Wasser. Er beginnt sich zu fragen: Ist unsere Welt, ist unsere Zeit tatsächlich derart düster und immerzu gefährdet?

Ohne Zweifel ist Gehse ein höchst talentierter, handwerklich hervorragend ausgebildeter Künstler mit profunder Kenntnis der Maltradition. Eine mögliche Kritik: Werden hier nicht allzu viele Stoffe und Gestalten präsentiert und, wenn auch sehr geschickt, mieinander vermengt? Erdrücken sich die erzählten Geschichten nicht ein wenig gegenseitig? Wie auch immer: Wer bombastische Eindrücke auf hohem künstlerischem Niveau liebt, wird im Gasometer gewiss auf seine Kosten kommen. Der Besuch der Ausstellung ist übrigens gratis. Geöffnet täglich außer montags von 13 – 19 Uhr.

Ort der Ausstellung: Torgauer Straße 12 – 15, 10829 Berlin. Nähe S-Bahnhof Schöneberg.

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