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Literaturforum: Gendern - die Sexualisierung unserer Sprache


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Forum > Medienkritik & Kommunikation > Gendern - die Sexualisierung unserer Sprache
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 Thema: Gendern - die Sexualisierung unserer Sprache
ArnoAbendschoen
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20. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 18.07.2021 um 18:06 Uhr

Den folgenden Tagesspiegel-Beitrag verlinke ich vor allem wegen der zahlreichen und fast einhellig das Gendern ablehnenden Leserkommentare. Von ihnen sind manche exzellent durchdacht und formuliert. Achtung: Hier bitte "Alle Kommentare anzeigen" anklicken (unterhalb der Lesetipps).

https://www.tagesspiegel.de/politik/geschlechtergerechte-sprache-im-gericht-urteile-w erden-im-namen-des-volkes-verkuendet-nicht-im-namen-von-poli tik/27429182.html

Nach meinem Eindruck zieht sich die Pro-Gendern-Fraktion mehr und mehr aus solchen Diskussionen zurück, bleibt aber bei ihrer Strategie des klammheimlichen Durchsetzens und Durchdrückens in Verwaltungen, Medien usw. Devise: Ist uns doch egal, was die Mehrheit denkt und wünscht und was immer sie an Sachargumenen vorbringt ... Selten hat sich Gesinnung so durch reine Praxis demaskiert.

Noch ein Beispiel aus einem Literaturforum. Hier wurde zuletzt ausgiebig die historische Sprachspaltung in Norwegen als warnendes Beispiel erörtert (Nynorsk als politisch motivierte Kunstsprache).

https://www.bod.de/autorenpool/gendergerechte-sprache-t24155,start,120.html

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Kenon
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21. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.07.2021 um 00:25 Uhr

Normalerweise findet sich die größte Grütze in den Kommentarspalten, beim Tagesspiegel ist es bei den Stichproben, die ich bisher genommen habe, erstaunlich anders; es gibt also doch noch ein paar Menschen mit Niveau. Quelle surprise!

Im ÖRR scheint man ja in letzter Zeit nach wachsenden Protesten der Zwangszahler wieder etwas abzurüsten, aber dadurch, dass mal gegendert wird, mal nicht, ist mein Sprachempfinden schon ganz gut aus dem Gleichgewicht gebracht worden, es wartet jeden Moment auf die nächste ärgerliche Gender-Attacke. Ich bin dann auch sogar mal verwundert, wenn von Studentinnen die Rede ist und man nach dem Schnitt sieht, dass es wirklich nur Studentinnen sind und keine geschlechtsgemischten Studenten … oder bin ich da selbst schon Opfer der politisch motivierten Sprachverwirrung? Hat denn eigentlich ein Babel nicht gereicht? Und wie sehr muss man die deutsche Sprache hassen, um ihr diese Verformungen anzutun? Sehr.

Aber als wenig glaubwürdiger Optimist versuche ich, es positiv zu sehen und mich an den lustigen Momenten zu erheitern, wenn beispielsweise ein Bessermensch klagt, dass er seit Jahren probiert, seinen Sprachgebrauch “inklusiv” zu gestalten und dabei doch immer wieder ausrutscht und in die natürliche Mehrheitssprache abgleitet …

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Kenon
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22. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.08.2021 um 19:47 Uhr

In der Nähe des Bahnhofs von Strausberg bei Berlin betreibt die SPD ein “Bürger/innenbüro”. Da kann man ja eigentlich gar nicht meckern, weil es durchaus richtig ist: Das Büro liegt innerhalb eines Hauses, also tatsächlich “innen”, nur der Schrägstrich irritiert – und redundant ist die Information natürlich ohnehin, denn wie viele Freiluftbüros kennen Sie persönlich? Ein paar Meter weiter wirbt dann eine Partei an einem Laternenmast mit dem Spruch “Deutsch statt Gendern”. Diese Partei werde ich natürlich niemals wählen, aber es ist meines Wissens leider die einzige, die sich klar gegen diesen – so Elke Heidenreich – “Scheißdreck” positioniert.

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ArnoAbendschoen
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23. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.08.2021 um 22:03 Uhr

Diese Nachricht wurde von ArnoAbendschoen um 22:07:31 am 03.08.2021 editiert

Ja, und aus der Positionierung der AfD saugt die Genderfraktion dann wieder Honig - sie hat so wenig, was sie noch aufbauen könnte. Sachfragen sollten nach sachlichen Gesichtspunkten beurteilt werden, nicht danach, wer sich wie positioniert hat.

Die Hauptverteidigungslinie dieser Leute sieht jetzt übrigens so aus: Jeder hat das Recht zu gendern, also darf man nichts dagegen vorbringen. - Wie verlogen ist denn das angesichts der Pressionen an Hochschulen, auf den Ämtern usw.! Kommunikation ist außerdem keine Einbahnstraße. Auch der Empfänger hat legitime Ansprüche, nicht nur der Sender. Will ich Radionachrichten anhören, bin ich gezwungen, mir eine Sprache zuzumuten, die ich ablehne. Und da ich nicht obdachlos bin, werde ich weiterhin gezwungen, die Verbreitung dieser Sprache per Funk und Fernsehen mitzufinanzieren. Schöne Freiwilligkeit und individuelle Wahl!

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Kenon
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24. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 04.08.2021 um 17:21 Uhr

Was sagen eigentlich “Gendernde”, wenn sie ausdrücken müssen “die Straßenbahnführerinnen von Lemberg”, wobei diese Wortgruppe bei mir natürlich nicht gegendert ist und tatsächlich nur weibliche Straßenbahnführer meint, weil es keine männlichen gibt? Von weiblichen Straßenbahnführern kann man sprechen, aber “weibliche Straßenbahnführerinnen” ist doch eine lächerliche Konstruktion – oder habe ich das mit der Kunstpause, die ja oft auch wieder verschluckt wird, nicht ganz verstanden?

Ein anderes zumindest mich amüsierendes Beispiel ist “Finnen” – wie in “Die Finnen lieben die Sauna”. “Gendernde” haben verschiedene Möglichkeiten, aber sie hören sich alle nicht besonders gut an: “Die Finnen und Finninnen lieben die Sauna” oder “Die Finn:innen lieben die Sauna”. Glücklicherweise gibt es keine “F”, sonst könnte man die Finnen mit den F:innen verwechseln.

Bedenklich ist auf jeden Fall, dass elitäre Bessermenschen mit ihren sinnlosen Sprachspäßen andere, weniger robuste Menschen in die Arme der blauen Partei treiben.

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Kenon
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25. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 18.08.2021 um 00:08 Uhr

Was wirklich hinter dem Gendern steckt
Eine (fast) wahre Verschwörungstheorie

9. November 1989 – Tag des Mauerfalls. In der Tagesschau von damals scheut man sich nicht, Superlative zu benutzen, obwohl sie sich sonst schnell abnutzen würden. Es ist ein historischer Tag: “Jedermann” im kaputten Osten könne nun in den goldenen Westen reisen. Schon seinerzeit haben sich natürlich alle Frauen und Diverse von dieser Formulierung nicht angesprochen und auch nicht mitgemeint gefühlt. Deswegen blieben sie schmollend im Osten und sannen darauf, sich eines Tages durch die Verhunzung und Verkomplizierung der Amtssprache an allen Deutschen (männlich exklusiv zu lesen) zu rächen ...

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ArnoAbendschoen
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26. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 18.08.2021 um 20:54 Uhr

Jetzt tue ich mal so, als ob ich deine Hypothese vollkommen ernst nähme, halte scheinbar ebenso ernst dagegen und entwickele eine andere Linie. Bekanntlich ist die Genderbewegung in den USA entstanden oder zumindest erst groß geworden und danach nach Europa übergeschwappt. Mir fällt die Parallelität ihres Aufstiegs mit dem Niedergang amerikanischer militärischer Dominanz auf (von Vietnam über den Irak bis Afghanistan). Könnte es nicht eine Ausweichbewegung sein in dem Sinne, dass neue Generationen von Intellektuellen, statt nicht zu gewinnende Kriege draußen fortführen zu wollen, sich nun einem inneren Feind zuwenden, der ebenso erbittert bekämpft wird (Patriarchat)?

Mit dem Vietnam-Desaster begann der Aufstieg der Gender Studies. Es gibt natürlich auch direkte Querverbindungen zwischen der Anti-Kriegs-Bewegung und dem Kampf gegen das Patriarchat. Strukturell aber ist es ein Ersatzkampfschauplatz; daher auch die Militanz. Dass wir in Europa und speziell in Deutschland das ohne Not nachahmen, zeigt, wie geistig unfruchtbar unser wirklich alter Kontinent inzwischen ist.

Jene Zeit um 1970 war in den USA geistig eine ausgesprochene Blütezeit (Literatur, Musik, Bildende Kunst), wenn wir es hier im konkreten Fall auch mit einer Sumpfblüte zu tun haben. Es scheint, dass verlorene auswärtige Kriege in den unterlegenen Staaten eine fruchtbare Gärung hervorbringen können, bei der viel Neues entsteht, das sich durchsetzen kann. Die zurückgestaute und umgeleitete Energie kommt nun dem Zivilen zugute. Insofern ist dann der Krieg tatsächlich mal der Vater aller Dinge. Andere Beispiele, die mir gerade einfallen: Dänemark nach 1864, Frankreich nach 1871.

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Kenon
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27. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 19.08.2021 um 20:07 Uhr

Das war köstlich.

Monty Python haben ja in “Das Leben des Brian” (1979) in der “Inalienable rights”-Szene schon vorhergesehen, wo das einmal enden wird. Eine “anti-imperialistische” Gruppe muss ihre inhaltliche Diskussion andauernd unterbrechen, um Genderformfragen gerecht zu werden. Es lohnt sich, auch den Rest hinter dem Link zu lesen.

Aus dem Transkript:

Zitat:

Francis: I think Judith´s point of view is valid here, Reg, provided the
Movement never forgets that it is the inalienable right of every
man
Stan: Or woman.
Francis: Or woman...to rid himself
Stan: Or herself.
Reg: Or herself. Agreed. Thank you, brother.
Stan: Or sister.
Francis: Thank you, brother. Or sister. Where was I?
Reg: I thought you´d finished.
Francis: Oh, did I? Right.
Reg: Furthermore, it is the birthright of every man ...
Stan: Or woman.
Reg: Why don´t you shut up about women, Stan, you´re putting us off.
Stan: Women have a perfect right to play a part in our movement, Reg.
Francis: Why are you always on about women, Stan?
Stan: (pause) I want to be one.

Quelle: https://www.mit.edu/afs.new/sipb/user/ayshames/Python/LORETTA.PYTHON

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28. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.08.2021 um 09:27 Uhr

Sachsens Regierung verbietet es Schulen, in ihrer Korrespondenz mit Eltern oder Schülern die regelwidrige, nicht-amtliche “Gendersprache” zu benutzen. Es fühlt sich wie ein Sieg der Vernunft an. Der Zerstörung der deutschen Sprache wird auf einem kleinen Teilgebiet Deutschlands in einem nicht besonders kleinen gesellschaftlichen Teilsektor Einhalt geboten – und doch lässt es noch einmal tief den Abgrund blicken: In was für einer Zeit leben wir, in der solche Maßnahmen notwendig sind, damit Schulen ihrem Bildungsauftrag gerecht werden und einen korrekten Sprachgebrauch vermitteln? Sachsen wird bei diesem Thema hoffentlich ein Vorbild für ganz Deutschland, das den Anfang vom Ende der “gendernden” Sprachclownerie einleitet. Meine persönliche Abscheu beim Hören und Lesen von Nachrichten, Rundbriefen und anderen öffentlichen und halb-öffentlichen Verlautbarungen würde es drastisch vermindern.

Aus der Begründung:

Zitat:

Die Verwendung von Sonderzeichen, wie Gender-Stern, Gender-Doppelpunkt, Gender-Unterstrich oder Doppelpunkt im Wortinneren, erfüllt weder die Kriterien für eine gendergerechte Schreibung noch entspricht sie den aktuellen Festlegungen des Amtlichen Regelwerks, welches die Grundlage für die deutsche Rechtschreibung bildet und somit auch für die Schulen gilt.

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Kenon
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29. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.09.2021 um 23:37 Uhr

Es ging kürzlich durch die Medien: Auch Dieter Hallervorden ist gegen die Vergewaltigung der Sprache, welche das Gendern darstellt.

Zitat:

Natürlich entwickelt sich Sprache, aber sie entwickelt sich nicht von oben herab auf Befehl. Es hat in der letzten Zeit nämlich zwei Versuche gegeben. Einmal von den Nazis und einmal von den Kommunisten. Beides hat sich auf Druck durchgesetzt, aber nur temporär – und zwar auf Zwang.

Für das Benutzen des Wortes “Vergewaltigung” (was für eine Verharmlosung des Wortes?!) wurde Hallervorden angegriffen, auch für den Vergleich mit den totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Natürlich hat er trotzdem Recht.

Die Gendersprache ist ein Projekt, das die Kommunikationsfähigkeit der Gesellschaft zu zerrütten sucht und aktuell auch recht erfolgreich dabei ist. Das allgemeinverständliche, in der deutschen Sprache verankerte generische “Maskulinum” versucht sie – durch einen typographischen Trick (Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich) verbrämt – durch ein “generisches” Femininum zu ersetzen (wie anders sind grässliche Gebilde wie Kund:innen, Kund*innen, Kund_innen zu deuten?); die Sprechenden zerfallen schließlich in drei Gruppen (die mehrheitlichen Traditionalisten, opportunistische Wechselspieler, die öffentlichkeitswirksamen Fanatiker) und als Zuhörer muss man immer wissen, mit wem man es gerade zu tun hat, wobei mangelnde Konsistenz bei der Genderkunstsprache das Verstehen sowieso erschwert. Dabei würde uns doch gerade eines helfen:

Eine gemeinsame Sprache

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