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Literaturforum: Ende der Geschichte(n)


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Forum > Aesthetik > Ende der Geschichte(n)
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 Autor
 Thema: Ende der Geschichte(n)
Thomas_Goergen
Mitglied

Forenbeitrag

     
20. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.10.2006 um 10:28 Uhr

Die Dichtung als Schein ist mir jedenfalls nicht sympathisch. Wenn etwas nur das Leben erträglich machen soll, dann hat das nach meinem Begriff nichts mit Kunst zu tun. Ich denke, dass die Kunst, gleich welche, die Wirklichkeit aufsuchen und ihre passive Hinnahme durch die Gesellschaft und das Individuum verhindern soll. Konsum von Kunst ist ein Widerspruch ins sich. Und Schönheit sowieso.
Der Roman hat sich damit ja auseinander gesetzt: Flaubert erhob die Analyse der Gesellschaft zum großen Thema, Musil und Proust beginnen im Roman über die Realität via der Wirklichkeit im Roman zu schreiben, indem sie über das Erzählen beim Erzählen erzählen, Beckett führt das Ich in die total Selbstrefktion, abgeschottet im Namenlosen, und Postmoderne wie Eco behaupten durch das Collagieren und Zitieren, dass es gar keine geschlossene, sondern nach allen Zeiten und Themen offene Wirklichkeit gibt... In so einer Schiene, meine Frage, was kommt jetzt.

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Matze
Mitglied

719 Forenbeiträge
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21. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.10.2006 um 16:51 Uhr

Es sind die ewig gleichen Fragen: Was macht Gedichte zu Gedichten? Warum soll man sie lesen? Warum will man, wenn man ein Gedicht gelesen hat, gleich noch mehr lesen?

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Gast873
Mitglied

1457 Forenbeiträge
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22. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.10.2006 um 20:39 Uhr

Was jetzt kommt? Keine Ahnung, zumindest stilistisch nicht, der Todestrieb wohnt geanuso wie die Libido dem Menschen inne. Eins von beiden oder beide zusammen, aber deine Frage, Thomas, ist vielmehr das: "Wie verpackt?".

Ich habe da ein zu sehr subjektives Urteil, ich bin sowieso für die "Neue Mythologie".

Gruß

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bodhi
Mitglied

741 Forenbeiträge
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23. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.10.2006 um 21:17 Uhr

Zitat:

ich bin sowieso für die "Neue Mythologie".

Na, das erklär jetzt mal, das interessiert mich jetzt. Gibt´s da was Neues?

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Thomas_Goergen
Mitglied

Forenbeitrag
seit dem 08.12.2004

     
24. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.10.2006 um 23:39 Uhr

@ Matze: Den Beitrag verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht.
@ Hyperion: Es ist richtig, dass ich eine Frage zur Diskussion gestellt habe, aber ich habe die Frage gestellt, die ich gestellt habe und nicht eine andere. Und wenn sich die Beckettsche Erzählform von der Flaubertschen unterscheidet, dann sicher nicht um einer Verpackung willen, l´art pour l´art. Im übrigen - eine objektive Meinung hätte ich auch nicht erwartet, wie sollte die aussehen.
@ Bodhi: würde mich auch interessieren, die neue Mythologie, wenns nicht das Schlagwort ausm 18. Jahrhundert ist, das leichthändig eingestreut wurde. Eine neue Mythologie des 21. Jahrhunderts, was wäre das?

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Gast873
Mitglied

1457 Forenbeiträge
seit dem 22.06.2006

Das ist Gast873

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25. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 25.10.2006 um 21:15 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 21:19:01 am 25.10.2006 editiert

Hallo Thomas und bodhi,

natürlich geht der Begriff der "Neuen Mythologie" auf eine feucht-fröhliche Nacht der drei Tübinger Studenten und engsten Freunde Hölderlin, Hegel und Schelling zurück. Der Begriff ist also ein alter Hut, aber keine bloße mimetische Reproduktion der Altvorderen, sondern eine neue philosophisch orientierte Dichtung, die den berühmten archimedischen Punkt auf neuen Pfaden herausfinden will.

Eine sehr gut zusammengetragene Quelle von Zitaten über die Neue Mythologie, liefert folg. Verweis:
http://www.avl.uni-mainz.de/mythologie_komplett.doc

Mir aber schwebte auch etwas Ähnliches vor dem Auge, eine Art Tiefenphilosophie in der Dichtung, eine Ethik, die den Tod, das Kranke mit dem Schönen und Guten verbindet, mit den Elementen des Mythos, von heutiger, zivilisations-kritischer und morbider Zeit her zu erzählen. Die modernen Mythen sollen Wirklichkeit werden. Darin gebe ich dir Thomas Recht, dass die vorige Definition von Kunst nur ex nagativo als Schein und Wirklichkeitsersatz hergeleitet war. Wie wäre es, wenn wir eine neue Definition der Geschichte(n)-Theorie der Zukunft auf die Beine zu stellen versuchen, eine positive Erklärung quasi dessen liefern würden, wonach eigentlich gefragt ist, aber nur im Ansatz erörtert wurde. Wären manche hier aus dem Forum bereit dazu?

Gruß
Hyperion

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Thomas_Goergen
Mitglied

Forenbeitrag
seit dem 22.06.2006

     
26. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 25.10.2006 um 23:21 Uhr

Sehr gut. Das ist es, worum´s mir geht. Es muss ja nicht gleich in ein Dogma führen, wie beim dänischen Film (was ich aber als Denksport auch interessant fände).
Aber Geschichte(n)-Theorie ist es, ein spannendes Projekt - nach meiner Vorstellung ja sogar ein unbedingtes. Wie und was erzählen im 21. Jahrhundert, was dem Menschen des 21. Jahrhunderts und seiner Wirklichkeit entspricht. Ich wäre dabei.

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Gast873
Mitglied

1457 Forenbeiträge
seit dem 22.06.2006

Das ist Gast873

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27. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 28.10.2006 um 20:55 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 20:59:47 am 28.10.2006 editiert

Eingedenk der bereits vermittelten und übermitteltenTatsache, die uns die Poetik des Aristoteles (mit den Zentralbegriffen der Reinigung und Mimesis)geliefert hat, sowie des Weiteren der Ars Poetica des Horaz (was die Dichter sind), der Schrift von Lessing "Laokoon" (dass die Dichter in Bildern schreiben und die Maler Geschichten malen sollen), Ludwig Hohls "Notizen" (der die geistige Tätigkeit wahre "Arbeit" nennt), der Briefe von Rilke an "Einen jungen Dichter", genauso der Briefe von Hesse und Thomas Mann, der Theater-Revolution des Anti-Aristoteles (Brecht) und ein paar kleinerer Romantheoreitker, (wie Opitz und Co.), die Germanistenfutter sind, sowie der Aphorismen des großartigen Misanthropen Nietzsche, würde ich mal die These aufstellen, dass die moderne Dichtung die Wirklichkeit:

VERFREMDEN SOLL. ( 1. Postulat) und PHILOSOPHISCH SEI (2. Postulat zu dem auch der Mythos gehört, denn der ist immer philosophisch).

Wir könnten aber vorher Pro und Kontra abwägen und weitere Vorschläge sammeln, was die Neue Dichtung leisten soll, kann und darf.

Gruß
Hyperion

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Wolff
Mitglied

64 Forenbeiträge
seit dem 19.01.2006

Das ist Wolff

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28. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 29.10.2006 um 09:00 Uhr

Zitat:

Wir könnten aber vorher Pro und Kontra abwägen und weitere Vorschläge sammeln, was die Neue Dichtung leisten soll, kann und darf.

Festlegungen, was Kunst/Literatur soll, kann und darf, haben für mich einen ganz bitteren Nachgeschmack. Ich will mich weder als als Rezipient bevormunden lassen, noch als Autor verbiegen müssen.

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Gast873
Mitglied

1457 Forenbeiträge
seit dem 22.06.2006

Das ist Gast873

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29. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 29.10.2006 um 09:37 Uhr

Ich kenne einen Menschen, der meinte ein sensationelles Gedicht über einen Brunnen geschrieben zu haben. Er meint er lese prizipiell keine Dichter, weil ihn das in seiner Kreativität beeinflusse. Dann hat er uns das Gedicht vorgetragen und es war zum Schmunzeln. Er wusste nicht wer Rilke sei und dass der ein viel besseres "Dinggedicht" zur römischen Fontäne geschrieben habe, als dieser leidenschaftliche Dilettant.

Außerdem wollten wir nur eine Theorie aufstellen und darüber debattieren. Diese kann sehr fruchtbar gemacht werden.

Gruß
Hyperion

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