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Literaturforum: 25 Jahre LiteraturClips


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 Thema: 25 Jahre LiteraturClips
Matze
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 17.04.2016 um 11:11 Uhr

Der erste Schriftsteller, der den künstlerischen Wert der CD erkannte war A.J. Weigoni. In 1991 produzierte er mit dem Komponisten Frank Michaelis LiteraturClips auf CD (der Claim Hörbuch war noch nicht abgesteckt) realisierte. 1995 begann die Zusammenarbeit zwischen Täger und Weigoni. Mit dem Hörbuch Gedichte zeitigt sich ein sinnfälliger Zirkelschluß, bei dem Täger als Hörspielkomponist mit Señora Nada eine Musik der befreiten Melodien zelebiert.

Tom Täger braucht die Vielfalt seiner Instrumentalpalette. Seine Kompositionen sind nicht bloße Begleitung, sondern strukturierend und dispositiv; die Musik hat keinen illustrativen Charakter. Dies zeigt sich beim Hörspiel Unbehaust bei dem Täger ausschließlich Papiergeräusche verwendet hat Die Asiaten verehren das Papier für diese Schwäche, Papier hat sich auf die Seite unserer Verwundbarkeit und Sinnlichkeit gestellt. Papier fühlt sich angenehm an und riecht gut. Papierseiten entsprechen dem menschlichen Lesetempo, unserem Rhythmus. Aus diesem Rhythmus entwickelten Weigoni und Täger ein Monodram gegen den kulturellen Gedächtnisverlust.

A.J. Weigoni erinnert auf dem Cover des Hörbuchs mit seiner dichten Lockenmähne nicht nur an einen attraktiv gealterten Rockstar, das selbstironisch verwendete Vor-Bild findet sich auf einem Gemälde, Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock aus dem Jahr 1500. Der alte Meister hat mit diesem Sinnbild von sich das Selbstverständnis des modernen Künstlers erfunden. Der Photokünstler Leonard Billeke hat mit Weigoni dieses gemalte Selfie nachgestellt. Aus AD wurde der digitale Widergänger AJ. Walter Benjamins Frage nach der Verlust der Aura stellt sich im Zeitalter der Selbstphotographie auf neue Weise, dies korrespondiert mit Weigonis Diagnose, die er mit seiner Poesie stellt: dem Verlust der Individualität.

Das Hörbuch Gedichte umfaßt mit vier CDs eine Spieldauer von 270 Minuten, das mag in den Ohren derer, die “einfach nur genießen” wollen, abschreckend klingen. Aber wer so denkt, bringt sich um den Genuß der Erkenntnis. Dieses Hörbuch ist eine Zumutung, der man sich unbedingt stellen sollte. Vom Sprechsteller selbst hören wir die Rezitation der Trilogie Schmauchspuren, Dichterloh und Letternmusik. Weigoni bewegt sich auf dem Hörbuch Gedichte in der Intermedialität von Musik und Dichtung, er sucht mit atmosphärischem Verständnis die Poesie im ältesten Literaturclip, den die Menschheit kennt: dem Gedicht.



Gedichte, Hörbuch von A.J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2015

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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.04.2016 um 11:56 Uhr

Lesen Sie auch das Interview von Jens Pacholsky mit A.J. Weigoni "Hörbücher sind die herausgestreckte Zunge des Medienzeitalters": http://www.editiondaslabor.de/blog/?p=16348

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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.05.2016 um 08:52 Uhr

Zur Vertiefung, Holger Benkes "rettungsversuche der literatur im digitalen raum": http://www.editiondaslabor.de/blog/?p=11284

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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.05.2016 um 10:48 Uhr

Diese Nachricht wurde von Matze um 10:49:21 am 08.05.2016 editiert

Vor kurzem ist Heft 9 der kalmenzone erschienen, darin Franz Hofners Besprechung des Weigoni-Hörbuchs "Gedichte": www.kalmenzone.de (Download von der Startseite oder unter der Rubrik Hefte)

Ein Auszug: "So bleibt die Text-Erfahrung als eine trunkene Rutschbahn über Begriffsfelder, am Ende mündet sie in ein Aufwachen wie aus einem Rausch – und das ist doch, betrachtet man es nüchtern, gar nicht wenig für ein lyrisches Werk."

A. J. Weigoni, Gedichte. HörBuch, 4 CDs, Mülheim a. d. Ruhr: Edition Das Labor 2015. Zu beziehen über den Verlag (www.editiondaslabor.de).

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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 15.05.2016 um 08:40 Uhr

Lesenswert auch Christine Kappe Artikel "Ein Substilat": http://www.editiondaslabor.de/blog/?p=12532

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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 15.05.2016 um 11:04 Uhr

Das Problem der Migration ist ein Armutszeugnis für die EU. Weigoni schrieb zu diesem Thema das Stück "Unbehaust."
"Die Frage nach der "Zeit" und unserem Verhältnis zu ihr ist ein Kernthema aller Literatur und Philosophie. Über alle Genregrenzen hinweg. Neben Günter Grass und Rüdiger Safranski haben wir noch ein interessantes, eher leichtfüßiges Beispiel im Angebot. Andrascz Jaromir Weigoni stellt mit einen Hörspiel unser Zeitempfinden und unsere Vorstellung von Identität auf die Probe. Der vielfach ausgezeichnete ungarisch-deutsche Schriftsteller und Medienpädagoge Weigoni schafft mit seinem Text, Papiergeräuschen und der Stimme von Bibiana Heimes eine Atmosphäre, die uns einem Gedanken ganz schnell auf den Pelz rücken lässt: wir sind alle Gefangengen unserer selbst. Laurin Dreyer lässt es knistern": radiobremen.de/nordwestradio/s…en/audio152242-popup.html

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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 19.05.2016 um 00:11 Uhr

Aus der Tiefe des Raums überrascht der Lyriker A.J. Weigoni auf KUNO mit einer Ode an den wahren Fussball: http://www.editiondaslabor.de/blog/?p=32591

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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 21.05.2016 um 06:26 Uhr

Vertiefend zur Lektüre empfohlen, das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur von Sophie Reyer und A.J. Weigoni zum Projekt Wortspielhalle: http://www.editiondaslabor.de/blog/?p=19055

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8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 25.05.2016 um 18:59 Uhr

"Tom Täger und A.J. Weigoni kommt das Verdienst zu, die Lyrik nach 400 Jahren babylonischer Gefangenschaft aus dem Buch befreit zu haben."

(lyrikwelt.de)

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9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 28.05.2016 um 19:25 Uhr

"Ganz im Gegensatz zu den anderen “experimentellen” CDs meiner Sammlung sind die von A.J. Weigoni immer stimmig, ja richtig, philosophische Aufsätze auf den Punkt gebracht. Man merkt auch die feine Feile, das Entstehen und die Mühe über einen langen Zeitraum hinweg."

Dr. Dieter Scherr, Literaturhaus Wien

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