Es war etwas besonderes. Viele Menschen verließen ihre Höhlen und Löcher, rieben sich die Augen und staunten. Eilig räumten sie Dinge in Behältnisse, welche sie sich auf den Rücken schnallten und gingen hinaus in das, was man gemeinhin einen schönen Tag nennt. Eine warme große Sonne schien auf das saftige Grün der Rheinwiesen, und hie und da flogen weiße Schafe über den ansonsten makellos blauen Himmel. Der warme Wind ließ das Gras einen friedlichen Tanz aufführen und das Rauschen der Blätter der nahen Bäume lud ein zu löwischem Verhalten.
Man streckte alle Viere von sich und ruhte aus, vergaß Vergangenheit und Gegenwart und lag zufrieden in einem ausdehnungslosen Jetzt. Manche ließen den geschulten Blick über die Wiese wandern, weckten ihren verschlafenen Jagdinstinkt und spähten nach Beute.
Und suchte man genau, dann konnte man alles finden: Glückliche Menschen, traurige Menschen, verliebte und verlebte Menschen, streitende Menschen, Menschen die zufrieden waren und solche die es nicht waren.
Und dennoch traf es alle gleich, zur gleichen Zeit und mit der gleichen Wucht, denn dies war ein besonderer Tag, der vor keinem Menschen eine Ausnahme machte.
Es begann so gegen fünf, als die Ersten sich anschickten wieder nach Hause zu gehen und es endete nicht, bis auch der Letzte es begriffen hatte.
Es begann nahezu unmerklich.der Wind zog an und wehte einige Leuten die Hüte und Brillen vom Kopf und zwang sie die Welt ohne Spiegel, ohne Schutz oder tönende Farben zu sehen.
Gerade als die Ersten aufsprangen, kam ein Windstoß, der sie alle zu Boden riß und dort festhielt, sitzend oder liegend. Niemand vermochte mehr zu entfliehen.
Und auf einmal war in der Luft Musik, eine Melodie so leise und sacht, daß sie kaum wahrzunehmen war, aber dennoch unzweifelhaft vorhanden. Sie klang nach rauhen Felsklüften, sanft wie der Wind im Blätterrascheln und doch kraftvoll wie ein Orkan. Sie kam von weit her und war doch ganz nah bei den Menschen, denn jeder einzelne hörte sie und verstand ganz genau, wovon sie erzählte. Wie die Menschen gefesselt und gebannt dasaßen und lauschten, geschah es, daß der Rhein anzuschwellen begann. Schneller und schneller trieb der mächtige Strom dahin, höher und höher schwoll er an, bis seine gewaltige Kraft die Wiese fast erreicht hatte.
Und es mischte sich eine zweite Stimme ein, ein tiefer und mächtiger Bass, nicht aufhaltbar alles schleifend, beiseite schiebend oder umfließend, was ihm im Weg stand. Er zwang den Bruder Wind, sein Lied lauter zu spielen, die Blätter stieben von den Ästen, Fenster und Autoscheiben brachen, und die Menschen krallten sich, ängstlich lauschen, in die Mutter Erde. So gebannt waren sie von der Melodie, daß sie nicht merkten, wie der Wind Wolken herbeitrug und der Rhein sein Wasser in den Himmel peitschte.
Erst als ein gewaltiger Blitz Luft und Wasser bannte, ein Jetzt der Stille schuf, hoben sie die Köpfe gen Himmel.
Mit gewaltiger Macht ging es dort los, ein urmächtiger Donner, ein Grollen aus der tiefsten Kehle der Welt zerfetzte die Stille, und mit Fortissimo fielen Wind und Wasser wieder ein, tobte die Synphonie und riß aus, wofür die Menschen so lange gebraucht hatten, bis es war.
Mauern splitterten und rissen ein, der Wind trug Autos und Züge druch die Luft, fort in eine andere Welt. Bäume entwurzelten und Kirchtürme begruben die Gotteshäuser. Bruder Donner tobte und trommelte, Vetter Blitz ließ mit einem Schlag die Becken erschallen und riß klaffende Wunden in den Leib der Mutter Erde.
Die Menschen klammerten sich an den Boden, stumm vor Angst und lauschten dem ersten Satz, Tränen in den Augen. Alles, was sie geschaffen hatten, zerrissen in einem Satz, zerschlagen von den Tönen großer Mächte.
Und immer weiter klang die Musik, mal sacht, fast zart und fühlend, dann doch wieder zerstörend stark, bis sie auch den Letzten mitgerissen hatte.
Ein Donner, der durch die Straßen fegte und umriß, was noch standgehalten hatte, machte dem ersten Satz ein Ende.
Die Menschen, immer noch voll von Angst, hoben die Köpfe.
Kein Stein war mehr auf dem anderen, kein Strauch mehr da, wo sie ihn gepflanzt hatten, die Straßen waren bedeckt von kunterbund zusammengewürfelten Waren. Da lag eine Walter PPK neben der Bibel, lag der Laptop neben dem Hammer, und ein loses Rad rollte ganz alleine und verlassen eine Allee hinunter, fröhlich summend, sich bewegend. Fast schien es, als wäre es am Leben.
Und wie die Menschen sich das Durcheinander vesahen und dem Rad mit den Augen und Ohren folgten, da erkannten sie im Summen des Rades eine zweite Melodie, der ersten nicht unähnlich, aber sanft und gütig, wo die andere zerstörerisch und roh gewesen war.
Hinter ihrem Rücken riß die Wolkendecke auf, einen schmalen Spalt nur, und ein Sonnenstrahl drang hindurch, fiel auf den Rhein und die Wiesen, fuhr weiter durch die zerstörten Straßen, erreichte das laufende Rad und stimmte ein in dessen Melodie, einem gloriosen Klang aus Kraft und Güte, vorahnend und rückgreifend und doch voll Verständnis für das Jetzt.
Der Wind flaute auf, süß und leise, trug die Vögel mit sich, die sich überall auf den ausgerissenen Bäumen, den umgestürzten Masten und in den Ruinen niederließen und sangen.
Nun begann auch der Vater Rhein wieder sacht zu brummeln und gab Fülle und Ruhe in die Herzen der Menschen.
Der zweite Satz sprach von Flüchtigkeit und Ruhe, vom Leben und Wichtigkeit, von Liebe und Einheit. Und die Menschen sahen die Ruinen im Sonnenlicht, lauschten dem Rad und den Vögeln und erkannten. Sie erkannten, wie schön das alles war und wie bedeutungslos alles, was sie verloren hatten.
Und viele nahmen sie bei den Händen und fühlten zusammen die Melodie. Sie schlossen die Augen und wußten plötzlich, worauf es ankam.
Und als der Erste die Augen öffnete, sich einen Hammer und Nägel griff, um den dritten Satz einzuläuten, da begriffen es auch andere, fielen ein in seine Melodie, wild und roh wie die Erste, kraftvoll und wissend, mit der ruhigen Gelassenheit des Schaffens. Und so spielten sie mit Sonne, Wind, Wasser, Blitz und Donner un musizierten, bis auch der Letzte es begriffen hatte.
Man streckte alle Viere von sich und ruhte aus, vergaß Vergangenheit und Gegenwart und lag zufrieden in einem ausdehnungslosen Jetzt. Manche ließen den geschulten Blick über die Wiese wandern, weckten ihren verschlafenen Jagdinstinkt und spähten nach Beute.
Und suchte man genau, dann konnte man alles finden: Glückliche Menschen, traurige Menschen, verliebte und verlebte Menschen, streitende Menschen, Menschen die zufrieden waren und solche die es nicht waren.
Und dennoch traf es alle gleich, zur gleichen Zeit und mit der gleichen Wucht, denn dies war ein besonderer Tag, der vor keinem Menschen eine Ausnahme machte.
Es begann so gegen fünf, als die Ersten sich anschickten wieder nach Hause zu gehen und es endete nicht, bis auch der Letzte es begriffen hatte.
Es begann nahezu unmerklich.der Wind zog an und wehte einige Leuten die Hüte und Brillen vom Kopf und zwang sie die Welt ohne Spiegel, ohne Schutz oder tönende Farben zu sehen.
Gerade als die Ersten aufsprangen, kam ein Windstoß, der sie alle zu Boden riß und dort festhielt, sitzend oder liegend. Niemand vermochte mehr zu entfliehen.
Und auf einmal war in der Luft Musik, eine Melodie so leise und sacht, daß sie kaum wahrzunehmen war, aber dennoch unzweifelhaft vorhanden. Sie klang nach rauhen Felsklüften, sanft wie der Wind im Blätterrascheln und doch kraftvoll wie ein Orkan. Sie kam von weit her und war doch ganz nah bei den Menschen, denn jeder einzelne hörte sie und verstand ganz genau, wovon sie erzählte. Wie die Menschen gefesselt und gebannt dasaßen und lauschten, geschah es, daß der Rhein anzuschwellen begann. Schneller und schneller trieb der mächtige Strom dahin, höher und höher schwoll er an, bis seine gewaltige Kraft die Wiese fast erreicht hatte.
Und es mischte sich eine zweite Stimme ein, ein tiefer und mächtiger Bass, nicht aufhaltbar alles schleifend, beiseite schiebend oder umfließend, was ihm im Weg stand. Er zwang den Bruder Wind, sein Lied lauter zu spielen, die Blätter stieben von den Ästen, Fenster und Autoscheiben brachen, und die Menschen krallten sich, ängstlich lauschen, in die Mutter Erde. So gebannt waren sie von der Melodie, daß sie nicht merkten, wie der Wind Wolken herbeitrug und der Rhein sein Wasser in den Himmel peitschte.
Erst als ein gewaltiger Blitz Luft und Wasser bannte, ein Jetzt der Stille schuf, hoben sie die Köpfe gen Himmel.
Mit gewaltiger Macht ging es dort los, ein urmächtiger Donner, ein Grollen aus der tiefsten Kehle der Welt zerfetzte die Stille, und mit Fortissimo fielen Wind und Wasser wieder ein, tobte die Synphonie und riß aus, wofür die Menschen so lange gebraucht hatten, bis es war.
Mauern splitterten und rissen ein, der Wind trug Autos und Züge druch die Luft, fort in eine andere Welt. Bäume entwurzelten und Kirchtürme begruben die Gotteshäuser. Bruder Donner tobte und trommelte, Vetter Blitz ließ mit einem Schlag die Becken erschallen und riß klaffende Wunden in den Leib der Mutter Erde.
Die Menschen klammerten sich an den Boden, stumm vor Angst und lauschten dem ersten Satz, Tränen in den Augen. Alles, was sie geschaffen hatten, zerrissen in einem Satz, zerschlagen von den Tönen großer Mächte.
Und immer weiter klang die Musik, mal sacht, fast zart und fühlend, dann doch wieder zerstörend stark, bis sie auch den Letzten mitgerissen hatte.
Ein Donner, der durch die Straßen fegte und umriß, was noch standgehalten hatte, machte dem ersten Satz ein Ende.
Die Menschen, immer noch voll von Angst, hoben die Köpfe.
Kein Stein war mehr auf dem anderen, kein Strauch mehr da, wo sie ihn gepflanzt hatten, die Straßen waren bedeckt von kunterbund zusammengewürfelten Waren. Da lag eine Walter PPK neben der Bibel, lag der Laptop neben dem Hammer, und ein loses Rad rollte ganz alleine und verlassen eine Allee hinunter, fröhlich summend, sich bewegend. Fast schien es, als wäre es am Leben.
Und wie die Menschen sich das Durcheinander vesahen und dem Rad mit den Augen und Ohren folgten, da erkannten sie im Summen des Rades eine zweite Melodie, der ersten nicht unähnlich, aber sanft und gütig, wo die andere zerstörerisch und roh gewesen war.
Hinter ihrem Rücken riß die Wolkendecke auf, einen schmalen Spalt nur, und ein Sonnenstrahl drang hindurch, fiel auf den Rhein und die Wiesen, fuhr weiter durch die zerstörten Straßen, erreichte das laufende Rad und stimmte ein in dessen Melodie, einem gloriosen Klang aus Kraft und Güte, vorahnend und rückgreifend und doch voll Verständnis für das Jetzt.
Der Wind flaute auf, süß und leise, trug die Vögel mit sich, die sich überall auf den ausgerissenen Bäumen, den umgestürzten Masten und in den Ruinen niederließen und sangen.
Nun begann auch der Vater Rhein wieder sacht zu brummeln und gab Fülle und Ruhe in die Herzen der Menschen.
Der zweite Satz sprach von Flüchtigkeit und Ruhe, vom Leben und Wichtigkeit, von Liebe und Einheit. Und die Menschen sahen die Ruinen im Sonnenlicht, lauschten dem Rad und den Vögeln und erkannten. Sie erkannten, wie schön das alles war und wie bedeutungslos alles, was sie verloren hatten.
Und viele nahmen sie bei den Händen und fühlten zusammen die Melodie. Sie schlossen die Augen und wußten plötzlich, worauf es ankam.
Und als der Erste die Augen öffnete, sich einen Hammer und Nägel griff, um den dritten Satz einzuläuten, da begriffen es auch andere, fielen ein in seine Melodie, wild und roh wie die Erste, kraftvoll und wissend, mit der ruhigen Gelassenheit des Schaffens. Und so spielten sie mit Sonne, Wind, Wasser, Blitz und Donner un musizierten, bis auch der Letzte es begriffen hatte.