TOSKANA - schon allein das Wort läßt aufhorchen, es elektrisiert die Nerven, läßt Sinne zu Sehnsucht sich kulminieren. TOSKANA - das Erfüllungsland für uns Deutsche - hat nicht schon Goethe gefragt: kennst du das Land, wo die Zitronen blühn ? Und geantwortet: dahin, dahin möchte ich mit dir , o mein Geliebter ziehn. Nun, Goethe hat an Italien gedacht, heute lautet das Zauberwort: TOSKANA.
Und es ist sofort ein Bild da: Zypressengesäumte Wege, Olivenhaine, sanfte Weinhügel, Städte wie Florenz, Pisa oder Siena und damit nicht genug: über allem Sonne, Wärme, Kunst, gutes Essen, Chianti ....ach, die Phantasie hört überhaupt nicht mehr auf, all die Herrlichkeiten zusammenzutragen und den Schlußakkord dazuzufügen: das Paradies schlechthin. Und wer will schließlich nicht ins Paradies? Sind wir doch alle von dort vertrieben und kennen nur den einen Wunsch: dahin wieder zurück!
Also fahren wir in die Toskana, möglichst alle auf einmal - erstürmen Florenz, seine Museen, drängeln uns durch Siena oder San Gimignano , genießen Wein, Oliven, Pasta.... und fahren wieder zurück. Und können sagen: wir sind dagewesen, wunderschön, zauberhaft, ein Paradies.
Ich bin brutal und muß den Traum zerstören: ihr wart nicht da, habt das Paradies nicht kennengelernt, nicht einmal gefunden. Denn die Toskana ist Landschaft als großes Kunstwerk, seit Jahrtausenden kultiviert, sorgsam geplant und nichts dem Zufall überlassen. Selbst die Zypressen wurden mit Bedacht plaziert. Gutsbesitzer pflanzten sie aus ästhetischen Gründen. Lieben die Deutschen die Toskana deshalb so, weil dieser Teil Italiens so perfekt ist, daß alle an seine Natürlichkeit glauben? Ist die Toskana also Perfektion pur? Oder anders herum gefragt: bedeutet Perfektion pur für uns schon das Paradies? Ich will dieser Frage nicht nachgehen, denn es hieße, sich mit Deutschland, mit uns auseinanderzusetzen. Aber ich war in der Toskana, und mit ihr will ich mich auseinandersetzen, mußte ich mich auseinandersetzen.
Ich will es gleich vorweg gestehen: es hat mich müde gemacht, dieses Auseinandersetzen, es war harte Arbeit und wird immer harte Arbeit bleiben. Denn die Schwierigkeit ist nicht die Auseinandersetzung, sondern die Zusammensetzung. Für mich bleibt die Toskana ein Mosaik, eines der schönsten, welches ich kennenlernen durfte. Doch mir ist das Mosaik auseinandergefallen, und nun versuche ich, es wieder zusammen zu setzen.
Ich gestehe noch etwas: es macht mir Freude. Ich habe mich in die kleinen Mosaiksteinchen verliebt und finde jedes für sich faszinierend. Und bin glücklich mit meiner Sammlung, weiß bei der Betrachtung nicht, welchen Stein ich nun schöner finden soll. Jeder für sich ist ein Kunstwerk. Und hat sich einen eigenen Namen verdient wie Maremma, Le crete, etruskische Riviera, Grosseto, San Gimignano, Siena, Florenz, Pisa, ach, ich kann sie gar nicht alle aufführen. Es reicht mir sie nebeneinander zu legen und zu spüren, einen Teil des Mosaiks durfte ich begreifen.
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