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Hundertwasser - Der Meister des Klimbims
Autor: ArnoAbendschoen · Rubrik:
Sonstiges

Meine erste Begegnung mit den Werken des Meisters fand in einem Warenhaus statt. Damals, in den Sechzigern, konnte man Poster von ihm in den Kunstabteilungen der Kaufhäuser zwischen vollbusigen Zigeunerinnen und Engeln mit dicken Backen antreffen. Ich sah mir von ihm ein reichlich schematisches rot-grünes Gitterwerk an, das vergeblich so tat, als wäre es keines, und entschied für mich: hingeschmierte Kaufhauskunst, belanglos. Auf dem Gymnasium hatten wir seinerzeit Kunstunterricht bei dem Maler Paul Antonius und vermutlich verdankte ich ihm bereits einiges an Kritikfähigkeit.

In DuMonts Bild-Lexikon der Kunst von 1974 lese ich zu den Bildern des Malers Hundertwasser: „ … beziehen ihre Inspirationen vom Wiener Jugendstil, von Klimt und Schiele sowie von Klee, ohne allerdings deren ursprüngliche und geistige Kraft zu erreichen.“ Oder auf gut Deutsch: Er war ein schwächlicher Epigone. Da mit der Malerei nicht viel Staat zu machen war, warf er sich auf die Architektur und wandte dort die gleiche Arbeitsmethode des skrupellosen Abkupferns an. Vom Katalanen Gaudi bis zu den Pueblo-Indianern wurde alles, was bunt und kurvenreich war, statt geistig verarbeitet einfach vergröbert und verwässert, nachgeahmt und zusammengerührt.

Was sind die speziellen Merkmale der Bauten Hundertwassers? Das zwanghafte Vermeiden ebener Grundflächen und des rechten Winkels, das so selbst zu einem bornierten Manierismus wird. Die engen, höchst unpraktischen und nicht selten bedrückenden Innenräume. Die Wiederholung der immergleichen an Schlichtheit der Erfindung nicht zu überbietenden Accessoires an der Außenhaut. Also überall goldene Kugeln, wie originell. Antonius Wagner pflegte uns Schüler damals, wenn wir hastig etwas fabrizierten und uns dabei immer nur einfallslos wiederholten, so anzupflaumen: „Das ist doch genudelt!“ Hundertwasser nudelte, was das Material hergab.

Eines der krassesten Beispiele für genudelte Architektur ist sein Kurzentrum von Bad Blumau in der Steiermark. Man betrachte einmal Aufnahmen der wie Betonlindwürmer sich krümmenden Flügel oder die endlosen stupiden Dächer. Eine Sammelgarage nach einem Erdbeben ist ästhetisch interessanter.

Hier in der Nähe habe ich den nach Hundertwassers Entwurf umgebauten Bahnhof Uelzen als weiteres Beispiel vor Augen. Anfangs war der niedersächsische Denkmalschutz strikt gegen die geplanten Eingriffe am geschützten alten Bahnhof. Die lokale Polit-Mafia hat sich schließlich durchgesetzt, sie bekamen ihre architektonische Rüdesheimer Drosselgasse. Den Bahnhof muss man tatsächlich gesehen haben, um das ganze Ausmaß dieses Elends von Pseudoarchitektur ermessen zu können. Alle Räume, die Menschen aufnehmen oder sie passieren lassen sollen, sind viel zu eng. Uelzen ist eine bedeutende Umsteigestation und Treppen und Verbindungsgänge sind oft beängstigend überfüllt. Die Haupthalle im Innern ist mit funktionslosen Säulen zugestellt. Die Bahnsteige wurden nachträglich uneben gestaltet. Dysfunktionalität um jeden Preis war offenbar das vorherrschende Gestaltungsprinzip. Ein Wartehäuschen auf einem Bahnsteig wurde beim Umbau verbreitert und so nahe an die Bahnsteigkante herangebaut, dass inzwischen sogar eine Warntafel vom Aufenthalt dort abraten muss.

Theoretisch unterfüttert hat der Meister sein produktives Schaffen mit einem ebenso schlicht-wackeligen Gedankengebäude, dessen Steine Plattheiten waren und dessen Mörtel modischer Konformismus. Nur ein so phantasieloser Baumeister wie Hundertwasser benötigte eine derart aufgeblähte Ideologie der Phantasie. Sie steht zu seiner Praxis in krassem Gegensatz. Nur das war und ist das wahre Geheimnis des Erfolges bei ihm: eine gut geölte, genau auf die Mentalität unkritischer Massen abgestimmte Reklamemaschinerie. Sie funktioniert auch nach seinem Tod noch vorzüglich und ist inzwischen eine viel Profit abwerfende Allianz mit dem billigen Allerweltstourismus eingegangen.

Hier noch ein Zitat aus Hermann Bangs Roman „Stuck“. Es beschreibt bereits die Methode Hundertwasser, hundert Jahre vor ihm. Bang charakterisiert seinen Baumeister Martensen so: „ …machte weiter in Fassaden, Vergoldungen und Spiegelglas, gepackt von einem wahren Fieber nach Imitation und leuchtenden Farben … Dann hatte man angefangen über seine Bauten zu reden; und die Beachtung trieb ihn zu neuen Raffinements an … Stets aber bewahrte er sich die Vorliebe des kleinen Mannes für das Grelle in den Farben, und unweigerlich baute er alle seine Häuser … unbequem, eng und beschränkt, unbewusst den Vorstellungen des Arbeiters entsprechend, der an die kleinen Räume gewöhnt ist, deren Wände man mit den Händen greifen kann, und an dumpfe Luft.“

Hundertwasser ein Originalgenie? Er war nicht einmal als Epigone wirklich kreativ und hatte außer Eklektizismus billigster Sorte nichts zu bieten. Unfassbar, dass dieser gebaute Schwulst als schön empfunden wird.


Einstell-Datum: 2010-11-17

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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