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Literaturforum: Augenblicke in Rom


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 Thema: Augenblicke in Rom
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 06.12.2019 um 23:58 Uhr

Stazione Termini: Das ist der Hauptbahnhof, ein großer Kopfbahnhof am Rand des Zentrums. Hier enden die Züge von Norden wie von Süden. Gewöhnlich drangvolle Enge in den Hallen und Durchgängen. Man kann seinen Hunger im Stehen eilig stillen, wie anderswo auf Bahnhöfen. Vielleicht schmeckt es nicht oder man ist vorzeitig satt. Du hast keinen Abfallbehälter gesehen und legst das Angebissene verschämt auf den Tresen zurück - der Angestellte wird es schon entsorgen. Das tut er, auf eine überraschende Weise: Verächtlich fegt er das schon bezahlte halbe Sandwich hinab auf den Steinfußboden. Da liegt noch mehr herum: Der Hallenboden dient als Sammelstelle für Kehricht jeder Art. Nachts wird dann gründlich aufgeräumt.

Du besuchst mitten am Tag in der Nähe der Engelsburg ein großes Café. Da debattiert eine Gruppe junger Männer. Gleich bei deinem Eintreffen wendet sich einer von ihnen dir zu, er lächelt. Du bist irritiert. Was soll das bedeuten? Er redet weiter mit seinen Freunden und schaut noch immer herüber. Er hat ein offenes, voraussetzungslos freundliches Gesicht. Du bist nahe daran, ihm zuzunicken - da hat er genug von deinem Zögern. Er wendet sich ab und sieht dich nicht mehr an, solange du noch im Café bist.

Beim Besuch der Ruinen von Ostia Antica regnet es. Es ist feucht-kühl und riecht muffig zwischen den alten Mauerresten. Wie in den Ruinenfeldern Roms gibt es Katzenkolonien. Die Katzen warten auf trockenen Plätzen das Ende des Regens ab. Allein ein verwaister Hund sucht Kontakt. Es ist ein mittelgroßer Bastard mit nur drei gesunden Beinen, das vierte hat er zum größten Teil eingebüßt. Bei diesem Mistwetter humpelt er auf drei Beinen durch die Ruinen von Ostia und sucht Anschluss an Menschen. Aber wer nimmt einen dreibeinigen Hund? Er weiß nichts von Impfzwang und Tiereinfuhrverboten. Man darf ihn sich nicht an einen gewöhnen lassen, man wird ihn dann nur schwer wieder los. Du hoffnungsloser Optimist: Hast keine Chance mehr und machst es dir nicht klar …

An der Via Appia Antica steht ein kleines Doppelgrabmal, er und sie frontal auf gemeinsamer Steinplatte abgebildet, wie zwei Medaillons dicht beieinander. Voller Demut schauen sie auf die Vorübergehenden. Die Plastik ist überaus realistisch: zwei alternde, eng miteinander verbundene Menschen, die gemeinsam das Ungewisse erwarten, schicksalsergeben. Sie warten seit zweitausend Jahren. Von den Körpern ist vermutlich nichts geblieben, getreu erhalten haben sich in der Abbildung ihre Seelen.

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