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Literaturforum:
Verstörendes im Möbelhaus
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Autor
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Thema: Verstörendes im Möbelhaus
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ArnoAbendschoen
Mitglied
718 Forenbeiträge seit dem 02.05.2010
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 13.01.2018 um 13:58 Uhr |
Wegen der Lieferung bestellter Möbel spreche ich in einem Einrichtungshaus vor. So wie die sich das denken, passt es mir nicht. Ich kenne die Firma, war schon einmal Kunde und damals zufrieden. Das Kundendienstbüro ist groß wie ein Saal und hat eine Rezeption, die mich an einen Bearbeiter vermittelt. Ich muss ein wenig warten, dann kommt ein junger Mann, geleitet mich zu seinem Schreibtisch. Sagte ich geleiten? Der Gute tritt nass-forsch auf, seine Gefühls- und Ausdrucksskala scheint nur von genervt bis pampig zu reichen. Hinterher lese ich im Internet die bundesweiten Entrüstungsstürme von Kunden jenes Möbelhauses, sie kamen sich weniger als solche denn vielmehr - Filiale für Filiale - wie Befehlsempfänger auf einem Kasernenhof vor. Ich bin also nicht allein, wie schön. Und wir zwei haben uns später doch noch auf einen Kompromiss geeinigt.
Was ich nicht aus dem Kopf kriege, ist eine Bemerkung des jungen Angestellten. Um für mich etwas zu erreichen, habe ich ihm von 2012 erzählt, wie gut es damals lief, wie entspannt es zuging, wie flexibel seine Firma war. Nein, ich habe nur versucht, es darzulegen. Er unterbricht mich schon nach ein, zwei Sätzen barsch: „Lange vorbei, jetzt sind andere Zeiten!“ Wie bitte? Ich lobe und das Lob wird für überholt erklärt. Sechs Jahre eine Ewigkeit. Und lächerlich, ein hoffnungsloser Fall, wenn einer sich daran gern erinnert.
Doch wenn er, brutal zwar, doch ehrlich, einfach nur die Wahrheit sagt? Habe ich es nicht schon seit einiger Zeit geahnt, dass wir inzwischen in neuen, viel härteren Zeiten leben? Statt Ende der Geschichte Ende der Gemütlichkeit … Ich verspüre dem jungen Mann gegenüber auf einmal beinahe Dankbarkeit - für seine Offenheit. Dann keimt noch ein wenig Schuldbewusstsein in mir auf: Sich um Lieferzeiten zu streiten, welche Lappalie, verglichen damit, dort im Saal arbeiten zu müssen, Tag für Tag, jahrelang.
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Willy_K.
Mitglied
4 Forenbeiträge seit dem 11.10.2018
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1. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.10.2018 um 11:00 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Willy_K. um 11:05:34 am 11.10.2018 editiert
Wow. Das klingt hart aber irgendwie auch vertraut, wenn man sich die Mitarbeiter bei anderen Unternehmen anschaut. Denke die Post und andere Versanddienstleister sind Paradebeispiele für gestresste Mitarbeiter. Das Internet machts möglich auch den letzten Funken an Berufsfreude zu entziehen.
Vielleicht sind das aber auch immer alles nur Einzelfälle...
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ArnoAbendschoen
Mitglied
718 Forenbeiträge seit dem 02.05.2010
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2. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.10.2018 um 21:09 Uhr |
Danke, Willy, für deine Anmerkungen. Ja, es empfiehlt sich zu differenzieren. So stressig die Terminplanung damals war, so angenehm dann die spätere Anlieferung und Aufstellung der Möbel bei mir.
Ich bin in jüngerer Zeit mehrfach umgezogen und habe dabei wiederholt die Beobachtung gemacht, dass der Umgang mit jenen, die manuell bei mir zu Hause tätig wurden, erfreulicher war als der mit Angestellten in den Büros oder Läden.
Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
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