Thema: Kahrs, Klitschko und Kiew - Kleine Presseschau
ArnoAbendschoen
Mitglied 718 Forenbeiträge seit dem 02.05.2010
Eröffnungsbeitrag
Abgeschickt am: 28.07.2014 um 18:59 Uhr
Johannes Kahrs, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Hamburg, ist ein einflussreicher Mann. Oder sollte ich sagen: Er war es bis Anfang Juli? Kahrs ist Sprecher des Seeheimer Kreises, eines Zusammenschlusses konservativer SPD-Politiker. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ befand 2009: „Er ist der wohl mächtigste Mann der Hamburger SPD.“ Nun, vielleicht ist Olaf Scholz das inzwischen. Gleichviel, seit Wochen steht Kahrs in den Medien wieder im Mittelpunkt. Das kam so: Er hat Klitschko, den neuen Bürgermeister von Kiew, dafür kritisiert, dass dieser wegen angeblicher Sicherheitsbedenken den diesjährigen Christopher Street Day (CSD) untersagt hatte.
Seitdem brodelt es. Den Ton gab die „Hamburger Morgenpost“ am 10.7.14 vor: „SPD-Mann Kahrs geht auf Klitschko los“. Das macht man aber auch nicht … Dagegen titelte die Kahrs eher weniger gewogene „Junge Welt“ am 19.7.14: „Ukraine-Politik rächt sich“ und stellte fest, es habe sich „die Situation von Lesben und Schwulen unter den neuen Regierenden deutlich verschlechtert“. Es werden mehrere Angriffe von Neonazis auf Schwulenbars in jüngerer Zeit erwähnt.
Den Vogel schießt nun ausgerechnet der liberale Berliner „Tagesspiegel“ ab. Heute informiert er die Leserschaft ausführlich über Kahrs’ Twitterkontakte. Der Abgeordnete hat sich also über seinen Account dort regelmäßig auch mit unpolitischen Inhalten beliefern lassen: „Sex und Pornographie“. Verboten ist das nicht – und Johannes Kahrs macht seit langem kein Geheimnis aus seiner sexuellen Orientierung. Dennoch stellt die Zeitung besorgt fest: „Ob sie (die Abgebildeten) bereits volljährig sind, lässt sich nicht immer mit Sicherheit sagen.“ Und was will uns das Blatt damit nahe legen? Es wird schon etwas hängen bleiben.
Von Edathy zu Kahrs sind es nur ein paar kleine Schritte – via Kiew. Das haben wir gerne: Russland für seine skandalöse Homophobie kritisieren, aber daheim, wenn’s politisch in die große Strategie passt, dieselbe Karte spielen.