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Literaturforum: Retrospektive Siegward Sprotte in Potsdam


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 Thema: Retrospektive Siegward Sprotte in Potsdam
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 18.05.2013 um 21:31 Uhr

Das Potsdam Museum hat seit Sommer 2012 einen neuen Standort am Alten Markt, schräg gegenüber vom inzwischen weit fortgeschrittenen Schlossnachbau. Altes Rathaus und Knobelsdorffhaus wurden miteinander verbunden und aufwändig für die museumseigene Sammlung hergerichtet, die allerdings erst im Herbst 2013 dorthin verlagert wird. Gegenwärtig wird in den Räumen eine Retrospektive des Schaffens von Siegward Sprotte gezeigt (noch bis 14.07.2013).

Im Maler Siegward Sprotte (1913 – 2004) kann man einen der großen Söhne Potsdams im 20. Jahrhundert sehen, und die Ausstellung tut alles, um ihn als solchen im Gedächtnis der Nachwelt zu bewahren - oder erst zu etablieren? Zitat aus dem Flyer zur Ausstellung: „Auf einer Ausstellungsfläche von ca. 600 qm wird Siegward Sprottes Lebenswerk in seiner Gesamtheit und Komplexität gezeigt. 160 Arbeiten des Künstlers, von 1929 bis 2003, darunter Ölgemälde, Aquarelle, Tempera und Zeichnungen sind im Original in acht Werkgruppen zu sehen, darunter befinden sich frühe Landschaften, Porträts, Hommagebilder, Reiseskizzen sowie Meer- und Wogenbilder.“

In einem der Begleittexte zu den Werkgruppen wird Sprotte dafür gerühmt, er habe die „Synthese zwischen Naturalismus und Abstraktion“ erreicht. Damit ist auf die knappste Weise das charakterisiert, was Sprotte jahrzehntelang zumindest angestrebt hat. Tatsächlich können nicht wenige der meist farbenprächtigen, mehr oder weniger typisierenden oder abstrahierenden Natur-, Landschafts- und Pflanzenbilder den Betrachter in ihren Bann ziehen. So war beispielsweise dem Rezensenten der Künstler bis vor kurzem unbekannt gewesen, ein Blick aus einer fahrenden Straßenbahn in Berlin heraus auf das Plakat der Ausstellung – eine Teilreproduktion des Bildes „Dialog II“ von 2003 - genügte, ihn neugierig zu machen. Sprotte war allerdings ein überaus produktiver, rasch arbeitender Maler, bei dem die Quantität teilweise zu Lasten der Qualität ging. Auch davon kann man in der Ausstellung einen Eindruck gewinnen.

Ihn kennzeichnet etwas Weitausgreifendes, das auch an seiner Biographie abzulesen ist. Die Bekanntschaft mit so vielen unterschiedlichen Berühmtheiten seiner Zeit ist ein Charakteristikum, vom Staudenzüchter Karl Förster über den Philosophen Ortega y Gasset oder den Verleger Peter Suhrkamp und den Dichter Hesse bis hin zum Unternehmer-Mäzen Thyssen-Bornemisza … Sprotte war gewiss kein Sonntagsmaler, scheint jedoch Züge eines Sonntagskindes aufgewiesen zu haben. Als junger Maler reüssierte er unter den Nazis, blieb sogar vom Kriegseinsatz verschont und gelangte nach dem „Zusammenbruch“ 1945 dank Suhrkamps Hilfe sogleich auf die rettende Insel Sylt, wo er bis zum Tod blieb, wenn er nicht gerade auf einer seiner vielen Reisen war.

Sprottes Einstellung zum Dritten Reich und seine Rolle im damaligen Kunstbetrieb bemüht sich die Ausstellung gleichzeitig aufzuklären wie abzuschwächen – und hat sich damit einen kritischen Artikel in der „Märkischen Allgemeinen“ vom 11.05.2013 eingehandelt: „Meister der Unschärfe“. In ihm werden von Sprotte begründete Legenden wie in der Ausstellung unerwähnt bleibende Fakten dargelegt – lesenswert. Gleichwohl ändert diese Kontroverse nichts am Rang des Künstlers Sprotte. Man mag ihn unterschiedlich einschätzen, ein Besuch der Ausstellung ist in jedem Fall anregend. Wir begegnen einem zweifellos begabten Maler, der in schwierigen Zeiten etwas aus seinem Talent zu machen wusste – und auf den seine Heimatstadt nun eine zeitgemäße regionale kulturelle Identität aufzubauen versucht.

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