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Literaturforum: Demenz schockiert


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Forum > Sonstiges > Demenz schockiert
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 Thema: Demenz schockiert
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 04.10.2010 um 23:16 Uhr

Morbus Alzheimer oder andere Formen der Altersdemenz äußern sich oft in spektakulärer Weise, fast möchte man sagen: bühnenreif. Doch der überraschte Zuschauer weiß, dass er es gerade nicht mit einer brillanten Leistung zu tun hat. Dieser Auftritt ist in Wahrheit Teil eines Abtritts von der Bühne des Lebens. Wenn die Umnachtung einsetzt, wird die Szene ab und zu durch grelle Blitze erhellt. Leider ist es nicht der Geist, der da noch einmal aufleuchtet. Es sind Kurzschlüsse, die uns frappieren.

Eine Firma nahm frühere Kollegen mit auf den Betriebsausflug, darunter einige Rentner über siebzig. Der Tag verlief bis in den Nachmittag hinein wie geplant. Es wurde Kaffee getrunken und die Belegschaft löste sich in kleine Gruppen auf. Man ging spazieren. Auf einmal begegnete der noch aktive X mit seiner Begleitung am Waldrand dem Rentner Y. Sie hatten jahrzehntelang zusammen gearbeitet. Y hatte vorhin alle bloß en bloc begrüßt, er schien noch recht mobil zu sein. Jetzt trat er allein zwischen den Fichten heraus, er war verwirrt. Er fragte: "Wer sind Sie? Und wo bin ich?" So ist wahrer Schrecken beschaffen.

Abendschöns letzter Besuch bei seiner Großmutter verlief so: Er, der einzige, geliebte Enkel, klingelte am Weihnachtsmorgen an ihrer Haustür. (Er war für einige Tage aus Hamburg gekommen und wohnte im Haus der Eltern.) Die Großmutter öffnete und zeigte sogleich ein ihm noch unbekanntes Gesicht, misstrauisch, abweisend: "Was wollen Sie?" - "Ja, erkennst du mich denn nicht?" Nicht einmal am Klang der Stimme identifizierte sie ihn. "Wer sind Sie?" Da nannte er ihr seinen Vornamen. Endlich begriff sie. Er hatte sie zuletzt genau ein Jahr davor besucht und sich seitdem kaum verändert. Nur mit seinem Namen verband sie noch Erinnerungen. Er wusste, sie hatte den Heiligen Abend bei einer ihrer Schwestern verbracht, und fragte sie danach. Sie sah ihn erneut voller Misstrauen an. Auch die Erinnerung an den Vorabend war ihr schon vollständig entschwunden. Nein, sagte sie, sie sei nirgendwo gewesen. Es war ihre letzte Weihnacht.

Tucholsky erzählt irgendwo von einem früheren Präsidenten Spaniens, dem gegen das Ende hin sogar der Name seines Landes entfallen war. "Sagen Sie" fragte er seine Ärzte, "wie hieß das Land, dessen Präsident ich war?"

Nicht erst der Tod, schon die Demenz macht die Menschen weitgehend gleich. Wenn wir uns eine Reihe von Demenzkranken vorstellen, sehen wir einen modernen Totentanz vor uns.

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JH
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 30.10.2010 um 23:08 Uhr

Was mir bei all ihren Texten auffällt, ist, dass sie das Offensichtliche einfach nur nochmals beschreiben. Egal welches Thema. Eine gewisse Prise Individualität und ein interessantes Thema werden so leider nur auf Sparflamme geköchelt. So auch hier. Dass ein dementer Mensch vergisst weiß jeder. Und viel mehr erfährt man hier nicht.


MASSONI
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ArnoAbendschoen
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 30.10.2010 um 23:49 Uhr

Danke, für Ihre Reaktion, JH. Der vorliegende Text bringt lediglich Fallbeispiele und hat darüber hinaus keinen Anspruch. Über andere Texte von mir müssten wir uns konkret auseinandersetzen. - Arno Abendschön

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JH
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.11.2010 um 08:48 Uhr

Keinen Anspruch.
Sehr treffend.


MASSONI
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ArnoAbendschoen
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.11.2010 um 10:41 Uhr

JH, Sie drehen mir mein Wort im Mund herum. Der Text hat durchaus den einen Anspruch: plastische Einzelbeispiele zu liefern. Die öffentliche Debatte über die einzelnen Formen von Altersdemenz bleibt ja meist recht abstrakt.

Ich bin gespannt, ob Sie mir noch an weiteren Texten von mir deren Anspruchslosigkeit nachzuweisen versuchen.

Arno Abendschön

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JH
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.11.2010 um 15:20 Uhr

Schön. dass ich Spannung hinbringen konnte.


MASSONI
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