|
Literaturforum:
Zum Tode Baudrillards
Forum > Philosophie > Zum Tode Baudrillards
|
Autor
|
|
Thema: Zum Tode Baudrillards
|
vanhengel
Mitglied
35 Forenbeiträge seit dem 14.04.2007
|
Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 16.04.2007 um 12:07 Uhr |
Zum Tode Jean Baudrillards
Als Kritiker der Medien- und Konsumgesellschaft wurde er weltberühmt; seine Theorien und Gedanken zur Simulation und der Sprache als Verwendung von Simulakren gehören zum Kanon der postmodernen Kulturtheorie.
Seit Jahrzehnten predigt er seine These von der Scheinwelt aus Illusionen und Simulationen, die längst zum über-„natürlichen“ Lebensraum geworden sei. Bilder waren für ihn im schlechtesten Fall so teuflisch wie moderne Götzendarstellungen; auf ihnen werde die Wirklichkeit überblendet und damit ausgelöscht.
Baudrillard war in seinem Denken radikal, was ihn freilich zu einem Provokateur und Rebellen machte, weil er als scharfer Kritiker der Konsumgesellschaft und der Medien keine Halbwahrheiten zuließ.
Das Fernsehen war für ihn zum Beispiel zweidimensional (wenn überhaupt), weil es beim Zuschauer keine Kommunikation entfacht, die zum Weiterdenken einlädt. Er drehte sogar den Spieß um: nicht wir schauen fern, sondern werden fern geschaut, man kann fast sagen, fern gesteuert, weil das Denken, Sehen und Erleben zur Ware wird und zuletzt mit der Sprache der Waren- und Konsumwelt ausgedrückt, ja, eigentlich verwechselt wird.
Der 1929 in der Champagner-Metropole Reims geborene Baudrillard verfasste rund 50 Bücher. Als seine Hauptwerke gelten „Der symbolische Tausch und der Tod“ und „Requiem für die Medien“. Der einstige Marxist mokierte sich zunehmend auch über linke Utopien oder die Vorstellung, Intellektuelle könnten die Politik beeinflussen. Seine scharfen Aphorismen würden, so reflektierte er seine eigene Stellung in der Medienwelt, „mit der Zeit immer weniger verstanden“, worauf er mit einem Augenzwinkern antwortete: „doch das ist mein Problem“.
Baudrillard wurde abwechselnd als Nihilist oder Moralist eingestuft. Kritiker wie Alan Sokal und Jean Bricmont warfen ihm vor, seine Werke seien in Wirklichkeit inhaltsleer.
Baudrillard starb am 6. März 2007 in Paris nach langer Krankheit. Der einstige Deutschlehrer und Brecht-Übersetzer wurde 77 Jahre alt.
van hengel
|
|
Forum > Philosophie > Zum Tode Baudrillards
Buch-Rezensionen:
|
|