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was macht lyrik aus?
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Autor
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Thema: was macht lyrik aus?
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Sabine Marya
Mitglied
44 Forenbeiträge seit dem 11.05.2005
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80. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 09.07.2005 um 00:48 Uhr |
Zitat:
Ja, das war sie. Heute hat man die Freiheit, gar nicht oder Schund zu lesen.
Schauen wir uns doch mal an, was für Bücher auf den TOP - Listen stehen.
Ein Großteil der Bücher, die dort stehen, lösen bei mir höchstens ein Kopfschütteln aus.
Und wenn ich dann hin schaue, was meine Söhne teilweise in der Schule lesen, da sträuben sich mir echt die Haare!
Wir haben "damals" Literatur gelesen, und ich bin da wirklich dankbar für.
Bei meinem Großen in der Klasse wurde, als der 1. Harry Potter erschien, ein halbes Jahr lang in diesem Buch gelesen, in der 8. Klasse.
Und im 2. Halbjahr wurden dann der "Schimmelreiter" (Husum, die Storm- Stadt) und "Wihlem Tell" gelesen.
Und das auf einem Gymnasium.
In der 8. Klasse haben wir Brecht, Borchert, Böll, Lem, "Schöne neue Welt", Goethe, Bachmann, Schiller, Rilke, Steinbeck, Pausewang gelesen, dazu in unserem Lesebuch und mittelhochdeutsche + plattdeutsche Dichter + sind ins Landestheater gegangen, um den "zerbrochenen Krug" zu sehen. Außerdem haben wir uns mit dem Thema Werbung auseinander gesetzt mit Aktionen + Interviews + mit der Bedeutung von Zeitungen, worauf natürlich "die verlorene Ehre der K. Blum" folgte..
Im Deutschunterricht wurde uns eine bunte Palette zur Verfügung gestellt, und dabei ging es darum, eine eigenen Meinung zu bekommen zum Gelesenen und auszuprobieren, welche Bücher einen berühren und wie.
LEBE! Heute!!!
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Jasmin
Mitglied
406 Forenbeiträge seit dem 21.11.2004
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81. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.07.2005 um 17:33 Uhr |
Zitat:
Der Sinn der Poesie – ist Poesie. Puschkin
So wie der Sinn des Lebens das Leben ist.
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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82. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.07.2005 um 19:55 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Arne um 19:56:18 am 11.07.2005 editiert
Zitat:Zitat:
Der Sinn der Poesie – ist Poesie. Puschkin
So wie der Sinn des Lebens das Leben ist.
Es gibt aber auch den Standpunkt, dass dies nicht genügt. Ihn hat z.B. Tolstoi vertreten. Ihm ging es um die Wahrheit / Wahrhaftigkeit.
Dazu: Bis die Seiten Löcher kriegen
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Jasmin
Mitglied
406 Forenbeiträge seit dem 21.11.2004
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83. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.07.2005 um 23:49 Uhr |
Zitat:Es gibt aber auch den Standpunkt, dass dies nicht genügt. Ihn hat z.B. Tolstoi vertreten. Ihm ging es um die Wahrheit / Wahrhaftigkeit.
Dazu: Bis die Seiten Löcher kriegen
Ja, auch dieser Standpunkt fühlt sich einleuchtend an. Ich könnte mich für keinen von beiden wirklich entscheiden.
Vielen Dank für den Link. Das Interview ist wundervoll. Ich fand u.a. folgende Stelle interessant. Weil sie den Mut und das Selbstbewusstsein der Übersetzerin zeigt. Und die Bedeutung des Übersetzens für sie:
Sie haben "Schuld und Sühne" neu übersetzt und den Titel in "Verbrechen und Strafe" umbenannt.
Das ist die wörtliche Übersetzung. In allen anderen Sprachen heißt der Roman "Verbrechen und Strafe", nur im Deutschen nicht. Den Titel "Schuld und Sühne" haben wir dem deutschen Protestantismus zu verdanken.
Was heißt Übersetzen für Sie?
Leben.
Ich kannte den Titel aus dem Griechischen auch als "Verbrechen und Strafe".
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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84. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.07.2005 um 10:29 Uhr |
Ich kannte das Werk bis vor ein paar Jahren auch nur als "Schuld und Sühne". Wenn man protestantisch aufgewachsen ist, klingt das in den Ohren ganz gut und sinnvoll, aber es ist eben nicht wörtlich übersetzt und daher eine Interpretation, kulturelle Vereinnahmung.
Swetlana Geier ist mir durch die Anthologie "Rußland lesen" erstmals begegnet. Sie ist dort für die Übersetzung von "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" verantwortlich.
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Jasmin
Mitglied
406 Forenbeiträge seit dem 21.11.2004
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85. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.07.2005 um 10:53 Uhr |
Swetlana Geier ist mir schon vor ein paar Monaten begegnet, aber ich kann mich nicht mehr erinnern wo. Ich glaube, sie hat eine Biographie geschrieben, aber ich weiß nicht mehr von wem. Ihre Persönlichkeit, wie sie sich in Interviews offenbart, hat mich tief beeindruckt. Ihre Einstellung zum Übersetzen, die zeigt, das Übersetzen ein sehr kreativer Prozess sein kann.
Im von Dir verlinkten Interview sagt sie:
Meine Lehrerin war nicht sehr klug, aber sie hatte ein System. Sie hat immer gesagt: "Nase hoch beim Übersetzen". Das heißt, man übersetzt nicht von links nach rechts, wie die Sprache läuft, sondern nachdem man sich den Satz angeeignet hat.
Als ich vor mehreren Jahren anfing zu übersetzen, habe ich immer sehr wortgetreu übersetzt. Aus Angst und mangelndem Selbstvertrauen. Langsam kam ich dahinter, dass der neue Text etwas Eigenständiges und Unabhängiges sein muss. Ein neues Wesen. Und dass es viele Stellen gibt, die man nicht übersetzen kann. Für die man sich etwas ganz Neues einfallen lassen muss. Dazu sagt Geier:
Ich ging mit meinen Kindern nachmittags in den Wald. Einmal war dort gerade Holz geschlagen worden und da waren so schöne Baumstümpfe zum Spielen. Ich hatte einen Text dabei und fing an zu übersetzen, weil mich interessierte, was nicht geht. Mich interessiert beim Übersetzen nie, was geht.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Das ist das Faszinierende am Übersetzen – Lösungen zu finden für unlösbare Probleme.
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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86. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.07.2005 um 11:07 Uhr |
Zitat:
Aus Angst und mangelndem Selbstvertrauen.
Ja, diese Zweifel kenne ich – und doch muss man sie überwinden, definitive Entscheidungen treffen.
Manche Sprachkonflikte trägt man dennoch monatelang mit sich herum. Gut ist, wenn man andere Sprachkundige konsultieren kann, die einen beraten oder mit ihnen gleich ein Übersetzerkollektiv bildet.
Vor kurzem habe ich einige Mandelstam-Gedichte in einer Celan-Übersetzung gelesen. Es war für mich erstaunlich, wieviel Celan darin steckte.
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Jasmin
Mitglied
406 Forenbeiträge seit dem 21.11.2004
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87. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.07.2005 um 11:23 Uhr |
Zitat:
Ja, diese Zweifel kenne ich – und doch muss man sie überwinden, definitive Entscheidungen treffen.
Ja, vor allem, wenn man an Termine gebunden ist. Literarische Übersetzungen habe ich bisher nur an der Uni angefertigt - und die Karyotakis- und Kavafis-Lyrik in den letzten Monaten, die sich auf meinen Netzseiten befindet. Ansonsten waren es immer Sachtexte, aber auch die können sehr quälend und anspruchsvoll sein. Da habe ich manchmal drei Stunden für eine Seite gebraucht.
Zitat:
Manche Sprachkonflikte trägt man dennoch monatelang mit sich herum. Gut ist, wenn man andere Sprachkundige konsultieren kann, die einen beraten oder mit ihnen gleich ein Übersetzerkollektiv bildet.
Eine exzellente Übersetzerseite findet man hier:
http://www.proz.com
Man könnte diese Seite als eine Art nichtkommerzielles Übersetzerkollektiv bezeichnen, aber sie ist noch viel mehr als das. Ich habe dort sehr oft optimale Unterstützung gefunden.
Zufälligerweise bin ich gerade dabei, etwas zu übersetzen. Medizinische Diagnosen...
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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88. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.07.2005 um 11:51 Uhr |
Zitat:
Zufälligerweise bin ich gerade dabei, etwas zu übersetzen. Medizinische Diagnosen...
Das ist sicher mit wesentlich mehr Verantwortung verbunden als eine literarische Übersetzung und erfordert vielleicht auch medizinische Fachkenntnisse?
Ich übersetze nur gelegentlich mal ein Gedicht und sehe das vor allem als eine gute Sprachübung.
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Jasmin
Mitglied
406 Forenbeiträge seit dem 21.11.2004
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89. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.07.2005 um 12:01 Uhr |
Zitat:
Das ist sicher mit wesentlich mehr Verantwortung verbunden als eine literarische Übersetzung und erfordert vielleicht auch medizinische Fachkenntnisse?
Ja, so eine Übersetzung ist mit sehr viel Verantwortung verbunden, ich mache sie auch nur ungern, aber sie ist für meinen Vater, bzw. seinen Arzt in Deutschland. Wir haben eben telefoniert und ich habe meinem Vater gesagt, dass es mir lieber wäre, wenn das ein Mediziner machen würde, aber mein Vater meinte, es solle ja keine Doktorarbeit werden und ich könne mich ja mit den griechischen Ärzten in Verbindung setzen und nachfragen. Außerdem hat der deutsche Arzt eh die CT-Bilder. Nun ja. Ich mache das sehr ungern, aber es muss wohl sein.
Früher wollte ich mal Medizin studieren, das hat mich sehr interessiert. Ich lese oft medizinische Artikel und die meisten Termini sind Griechisch oder Lateinisch. Ein Wörterbuch habe ich auch von meiner Mutter zur Verfügung bekommen: "Wortelemente lateinisch-griechischer Fachausdrücke in den biologischen Wissenschaften", von Fritz Cl. Werner.
Aber viel lieber würde ich jetzt ein Gedicht übersetzen...
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