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Literaturforum: Schreiben für die Nachwelt


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Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Schreiben für die Nachwelt
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 Thema: Schreiben für die Nachwelt
annahome
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70. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.10.2007 um 00:35 Uhr

guter hyperion

ich wünsch dir gute konzentration - mach aus deiner magisterarbeit das beste und vergiss uns
(aber nur solange und komm bald wieder, junge !)

das (ohne in der klammer) rate ich dir - ganz ohne ironie.

viel glück und muße wünscht dir
annahome


statt kulturarmut - mut zur stadtkultur
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Kenon
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71. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.11.2007 um 16:01 Uhr

Zitat:

Sartre hat bewusst für die Nachwelt geschrieben und Feuchtwanger auch.

Wie kommst Du darauf bzgl. Sartre? Kennst Du den Sartre-Aufsatz "Für seine Epoche schreiben"?

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Joseph_Maronni
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72. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.11.2007 um 16:39 Uhr

Diese Nachricht wurde von Joseph_Maronni um 16:44:17 am 01.11.2007 editiert

(geloescht von mir selbst)

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LX.C
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73. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.11.2007 um 20:48 Uhr

Zitat:

Zitat:

Sartre hat bewusst für die Nachwelt geschrieben und Feuchtwanger auch.

Wie kommst Du darauf bzgl. Sartre? Kennst Du den Sartre-Aufsatz "Für seine Epoche schreiben"?

Thematisiert er doch schon in "Die Wörter".


.
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LX.C
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74. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.11.2007 um 12:39 Uhr

Für alle, die das Werk nicht kennen, eine entscheidende Stelle noch mal rausgesucht:

[Quote]Jeder meiner Freunde empfand sich als bedroht vor Vernichtung, verschanzte sich also im Gegenwärtigen, entdeckte die unersättliche Qualität seines sterblichen Lebens, hielt sich für rührend, köstlich, einzigartig; jeder gefiel sich mit sich selbst; ich, ein Toter, gefiel mir nicht: ich fand mich höchst gewöhnlich, noch langweiliger als den großen Corneille, und meine Einzigartigkeit als Subjekt war in meinen Augen nur insofern interessant, als sie den Augenblick vorbereitete, der mich in ein Objekt verwandeln würde. War ich deswegen bescheidener? Nein, aber gewitzter. Ich wälzte die Last mich zu lieben, auf meine Nachfahren ab: für Männer und Frauen, die jetzt noch nicht geboren waren, würde ich eines Tages reizvoll sein, etwas Besonderes darstellen.

Quelle: Sartre, Jean-Paul: Die Wörter, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1965, S. 152. [/Quote]


.
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Kenon
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75. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.11.2007 um 12:50 Uhr

"Die Wörter" von 1964 sehe ich eher als zum Spätwerk von Sartre gehörend an. Ob man dieser Zuordnung zustimmt oder nicht: Sartre hat sich als Exponent einer engagierten Literatur verstanden, also einer Literatur, die in ihre Epoche eingreifen möchte. Das ist ganz besonders klar ausgedrückt in dem bereits von mir erwähnten Aufsatz "Für seine Epoche schreiben" (1946).

Dass die Wirkung der Literatur sehr beschränkt ist, hat Sartre spätestens in "Die Wörter" eingesehen, aber dennoch hat er auch noch in diesem Werk nicht davon gesprochen, für die Nachwelt zu schreiben. Im Gegenteil:

Zitat:

Ich behaupte in aller Aufrichtigkeit, nur für meine Zeit zu schreiben, aber meine jetzige Berühmtheit geht mir auf die Nerven [...]

Sartre, Jean-Paul: Die Wörter. Reinbek b. Hamburg 1965. S. 144.

@LX.C:

Die von Dir zitierte Stelle habe ich leider auf die Schnelle nicht finden können. Sie bezieht sich meines Wissens auf die Zeit des Krieges. In ihr findet Sartre die Vorstellung, für seine Nachfahren etwas Besonderes darzustellen, reizvoll, aber er sagt nicht, dass er für diese künftigen Menschen schreibt, oder folgt da noch etwas?

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LX.C
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76. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.11.2007 um 13:12 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 13:20:58 am 02.11.2007 editiert

Es geht eindeutig hervor, auch vor und nach diesem Zitat, er arbeitete bewusst auf die Unsterblichkeit hin. Wie sonst, macht das ein Schriftsteller, wenn nicht für die Nachwelt schreiben?

Er sagt übrigens nicht, er findet das reizvoll, sondern schreibt, wie aus dem Zitat hervorgeht, dass er der festen Überzeugung war.


.
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LX.C
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77. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.11.2007 um 13:18 Uhr

Diese Einstellung findet ihren Ursprung übrigens in frühester Kindheit, hat mit Krieg also nichts zu tun.


.
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LX.C
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78. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.11.2007 um 13:28 Uhr

Inwiefern das nun tatsächlich anmaßend ist, darüber kann sich jeder selbst sein Urteil bilden.


.
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Kenon
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79. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.11.2007 um 13:44 Uhr

Zitat:

Er sagt übrigens nicht, er findet das reizvoll, sondern schreibt, wie aus dem Zitat hervorgeht, dass er der festen Überzeugung war.

Stimmt, da habe ich mich verlesen.

Ansonsten mag das, was Du sagst, für Sartre als Kind zutreffen, für den älteren Sartre (den engagierten Schriftsteller) ist mir nicht bekannt, dass er sich anders als von mir zitiert geäußert hätte.




Hoffnungen auf die Nachwelt setzen meist die Autoren, die sich zu ihren Lebzeiten nicht (genügend) gewürdigt und verstanden fühlen, um sich eine Rechtfertigung für ihr Geschreibe zu konstruieren, also z.B. Verlierertypen wie Nietzsche.

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