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Literaturforum: Schreiben für die Nachwelt


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Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Schreiben für die Nachwelt
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 Thema: Schreiben für die Nachwelt
LX.C
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50. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 04.10.2007 um 23:59 Uhr

[Quote]Es ist anmaßend zu behaupten, man würde für die Nachwelt schreiben, wenn man schreibt.
Und genau das ist es auch.[/Quote]

Wir reden auch nicht von kleinlauten Behautungen.
Wir reden viel mehr von einer stillen Idee, einem Entschluss, einem Plan, einer Methode, etwas zu schaffen, das mehr ist, als Kolportage. Das ist dann keine Anmaßung, sondern ein persönliches Ziel.

[Quote]obschon du manchmal zu impulsiven Überreaktionen neigst [/Quote]

Du hättest Psychologe werden sollen, du hast zweifellos Talent ;-)


.
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LX.C
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51. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 00:07 Uhr

Aber zumindest wird endlich einmal wieder anständig diskutiert, dass sich die Balken biegen :-)


.
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annahome
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52. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 00:26 Uhr

zitat hyperion für uns alle "psychologen":
Zitat:

aber solange es Literaturwissenschaften gibt, gibt es Kriterien für die Nachwelt. Die sind schon durchdacht

na ja- ich sag mal dazu:
solange es literatur (oder andere kunst oder - form) gibt, gibt es immerwieder unterschiedlich auferlegte bzw. verstandene kriterien, die - wenn man ein bisschen weiter in der kunsthistorie an sich nach hinten weiterkrämt, doch erkennen kann.
dass, was wir heute meinen, es ist kunst - ändert sich immerwieder. manchmal dauert es 10 jahre, manchmal 1000.


was ich meine ist, dass das, was heutzutage "kunst oder kunstvoll" ist, hat das wirklich irgendeine bedeutung?
eine absolute bedeutung?

tja- wie blöde. ist daher eine diskussion um das schreiben für die nachwelt nicht eigentlich nur schallundrauch - was ist schon nachwelt? morgen früh, in 50 jahren oder 5000. na ja.

nicht ist für ewig und gut ist das so - auch wenn der mensch an sich nicht weiterentwickelt, so tut er es zumindest fiktiv - oder meint, es zu tun (zu müssen).

gruß
die nichtswissende annahome


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baerchen
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53. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 03:10 Uhr

Zitat:

was ist schon nachwelt? morgen früh, in 50 jahren oder 5000. na ja.
Nun beginnt die allwisssende annahome schon die gleichen Fragen zu stellen, wie ich. Das wird mir unheimlich unheimlich.

Nacht. b.


Sorge Dich nicht, wenn Du schreiben kannst. Schreibe, schreibe, schreibe...
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Matze
Mitglied

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54. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 08:34 Uhr

Literatur ist der Katholizismus der Intellektuellen. Der Katholik glaubt an das Jenseits, und der Schriftsteller und Intellektuelle glaubt an das Jenseits des Werks.

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Franklin Bekker
Mitglied

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55. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 08:52 Uhr

Diese Nachricht wurde von Franklin Bekker um 09:04:44 am 05.10.2007 editiert

zu einfach gestrickt nennt es hyperion , wenn taxine es für unaufrichtig erklärt die zukunft vorweg nehmen zu wollen. nein hyperion, es ist anständig.
ob "künstler" nun taxine zu folge nach einer eigenen wahrheit sucht oder bestimmen muss was welt ist, was sein... das sind eben solche kriterien für "was ist kunst", die annahome für vergänglich hält.

ich sage es deswegen nocheinmal: "künstler" vermag vielleicht die zukunft mitzuentwerfen, aber doch immer die zukunft der jetzt lebenden. ist schön, wenn sich platon immernoch hält, aber er ist ja auch ein grundstein des turmes auf dem wir stehen. hätte ja auch einer auf anderem boden seinen tempel bauen können. platon wird in 1000 jahren für eskimos vielelicht so undbedeuted sein wie eh und je.
im ernst: obgleich von der kirche im mittelalter okkupiert wie keine andere philosophie hatten platon und aristoteles beide ihre schwierigkeiten zu überdauern...

und überhaupt: wer sagt denn, dass wir in 300 jahren noch lesen oder geschichte betreiben? oder wir lesen nur noch aphorismen und schmeißen alles, was vor montaigne war, weg?

schreiben für die nachwelt? heute schon wissen worauf meine ungeborenen kinder morgen hunger haben, nein danke.
und überhaupt vielleicht kennt dann keiner stephen king aber allezeit! wird es genug leute geben, die dankbar wären, würde man sie nicht mit goethe quälen und sie einfach in aller ruhe ihren potter lesen lassen. das wusste goethe auch, deswegen hat er ja den west-östlichen divan geschrieben ;)


Komm schon, gieß mich in Bronze!
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LX.C
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56. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 12:13 Uhr

Du sprichst immer von Zukunft entwerfen. Das ist meiner Meinung nach schon gar nicht die Aufgabe des Schriftstellers. Es geht viel mehr darum, Erfahrungen weiterzugeben.

[Quote]im ernst: obgleich von der kirche im mittelalter okkupiert wie keine andere philosophie hatten platon und aristoteles beide ihre schwierigkeiten zu überdauern.[/Quote]

Wie das? Schon in der Renaissance hatte man begonnen, mit dem kirchlichen Missbrauch aufzuräumen.

[Quote]und überhaupt: wer sagt denn, dass wir in 300 jahren noch lesen oder geschichte betreiben? oder wir lesen nur noch aphorismen und schmeißen alles, was vor montaigne war, weg?[/Quote]

Das ist ja gerade deine zukünftige Aufgabe, lieber Michel, das zu verhindern.


.
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baerchen
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57. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 20:40 Uhr

"Die Menschen sind tot,
aber was sie gesagt haben,
was sie hinterlassen haben,
das ist doch noch da."
Walter Kempowski,
erlag 78-jährig in der Nacht einer Krebserkrankung.


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annahome
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58. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 20:50 Uhr

Diese Nachricht wurde von annahome um 21:05:25 am 05.10.2007 editiert

Diese Nachricht wurde von annahome um 21:02:54 am 05.10.2007 editiert

kleiner editierter beitrag zum thema am rande:

zb. zu aristoteles und platon -
hätte es die renessaince als "epoche" nicht gegeben - wüßten wir eventuell von diesen beiden obengenannten
(oder den anderweitig interessant ollen, wie mars/ares-vulcanus/hepahistos-venus/aphroditen- dreiecksbeziehungen)
nichts.

so sehe ich das alles - für die nachtwelt

meint
annahome


statt kulturarmut - mut zur stadtkultur
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LX.C
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59. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2007 um 22:12 Uhr

Das ist schon deshalb falsch, weil beispielsweise Aristoteles systematische Schriften, in denen er erstmals alle Wissensgebiete seiner Zeit annähernd enzyklopädisch festhielt, die Grundlage für das philosophische Wissen und das der Einzelwissenschaften der der europäischen Wissenschaftstradition bildeten. Wenn man nicht im kirchlichen Dogmatismus verharren wollte, kam man also gar nicht daran vorbei. In der Renaissance entwickelte sich nur ein neues Verständnis, um es vereinfacht auszudrücken, alle Texte mussten ab hier vor der Wissenschaft bestehen, auch die der Kirche, und nicht umgekehrt, wie zuvor. Aristoteles und Platon lebten also nicht weiter, weil es die Renaissance gab, sondern die Renaissance gab es, weil man deren Texte wieder von ihrem Ursprung her begreifen wollte.


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