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Literaturforum: was macht lyrik aus?


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Forum > Sonstiges > was macht lyrik aus?
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 Thema: was macht lyrik aus?
Jasmin
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50. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.06.2005 um 14:09 Uhr

Zitat:

Ein Weg heraus aus dieser Destruktivität von verletzten Menschen kann sein, Psychotherapie zu machen + die alten Programme zu löschen und/ oder durch neue gesunde zu ersetzen.

Da aber, wo die Therapie überzeugend versagt, besteht eine [letzte] Hoffnung auf Sublimierung. Das kranke Stroh kann, wenn das Schicksal gnädig gestimmt ist, veredelt –das heißt zu Gold gesponnen werden.

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Sabine Marya
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51. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.06.2005 um 20:25 Uhr

Noch immer ist es Glückssache, eine gute Therapie zu bekommen, was sowohl an der Person + dem Wissen + den Fähigkeiten der TherapeutIn liegt als auch an der Fähigkeit der KlientIn, sich auf Therapie einzulassen - und teilweise auch Geldsache, wenn die KlientIn ihre Therapie weiter selber bezahlen muss, weil die Kasse nicht mehr zahlt, da die bewilligte Stundenzahl überschritten ist.
Besonders unser psychiatrisches System hat seinen Schwerpunkt in vielen Kliniken noch heute darin, dass die PatientIn wieder funtioniert im gesellschaftlichen System + nicht, dass sie zu leben beginnt. Symptombekämpfung an Stelle von Leben lernen. Und dann gammelt das Stroh eher, als dass es zu Gold gesponnen wird. Oder man zahlt einen hohen Preis dafür, dass einem jemand das Stroh zu Gold spinnen kann: die Hergabe des Kindes.
Und was bedeutet das Symbol des Kindsein? Lebendigkeit + Kreativität.


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Jasmin
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52. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.06.2005 um 02:01 Uhr

Die Frage, die sich oft aufdrängt, ist die - soll oder will ein Künstler, ein Schriftsteller therapiert werden? Gelingt die Therapie, was bleibt dann noch von ihm übrig? Wird er genau so schaffen und schreiben können wie vorher?

Was wäre aus Trakl, aus Poe, aus Hölderlin und ihrem Werk geworden, wenn man diese erfolgreich therapiert hätte?

Vielleicht muss Kreativität in manchen Fällen tatsächlich in der Währung des Wahnsinns bezahlt werden, denn wer in die tiefsten Tiefen des Meeres vordringen will, wird auf Dunkelheit stoßen, Dunkelheit, die den Geist zeitweise umnachtet.

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Uve Eichler
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53. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.06.2005 um 15:08 Uhr

Wenn man Künstler therapiert und dann noch ein Ergebnis erwartet, wie sollte das aussehen?
Eine Erklärung zu finden, die für die Öffentlichkeit geeignet erscheint?
Oder einfach nur: Wir haben diesen Künstler beruhigt?
Dabei läuft es mir kalt den Rücken runter. Man kann auch noch härtere Aussagen treffen und Künstler als Spielball von Therapeuten bezeichnen.
Das diese Behandelnden aber selbst Instrument ihrer Argumente sind, das möchte keiner sehen.


Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich darin nur zurechtfinden.
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Sabine Marya
Mitglied

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54. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.06.2005 um 18:39 Uhr

Es ist die Frage, wie da der Therapieansatz ist: Soll die Person in der Gesellschaft besser + reibungsloser funktionieren? Oder will die Therapie dabei unterstützen, ein selbstbestimmteres + gesünderes + lebensbejahenderes Leben zu leben?

Betrachten wir z.B. Virginia Woolf, die ich für eine großartige Schriftstellerin halte. Ihr Schreiben war durch ihre psychische Erkrankung immer wieder blockiert oder gehemmt, und schließlich, als sie gespürt hat, dass es ihr erneut so schlecht zu gehen beginnt wie schon so viele Male zuvor, dazu die Angst vor dne Deutschen, da ist sie ins Wasser gegangen + hat damit ihrer erneut bevorstehenden Qual ein Ende bereitet.


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Jasmin
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55. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 11.06.2005 um 01:00 Uhr

Vielleicht kann eine Therapie mit dem richtigen Therapeuten einen Kuenstler vor dem sicheren Tod bewahren und erst so die Entfaltung seiner Kreativitaet ermoeglichen.

Jeder Fall ist verschieden.

Es waere intereressant zu untersuchen, welche Schriftsteller sich einer Therapie unterzogen haben und wie sich diese auf ihr Schaffen ausgewirkt hat.

Ob Therapie den Selbstdestruktiven vor sich selbst bewahren kann?

E.M. Cioran schreibt dazu:

Nur wenn man in irgendeiner Hinsicht immer ausserhalb von allem stand, toetet man sich. Es handelt sich um eine urspruengliche Ungemaessheit, deren man nicht bewusst sein muss. Wer berufen ist, sich zu toeten, gehoert nur zufaellig dieser Welt an; fuer ihn ist im Grunde keine Welt zustaendig.


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Sabine Marya
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56. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 11.06.2005 um 10:21 Uhr

Aber in dem Fall von V. Woolf z.B. geht es mir nicht in erster Linie um den Suizid, sondern um das große Leiden + die Phasen des nicht- Schreiben- könnens, weil die seel. Krankheit sie so sehr in ihren Klauen gefangen hielt. Sehr deutlich wird ihr Leid in ihren Tagebüchern. Und dazu dann immer mal wieder die angedeuteten sexuellen Übergriffe, die sie als Kind erleiden musste + die in einem deutlichen Zusammenhang zu ihrem Leiden stehen.

Therapie kann den Selbstdestruktiven nicht vor sich selber bewahren, aber sie kann neue Wege + Möglichkeiten aufzeigen!


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Kenon
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57. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 11.06.2005 um 12:38 Uhr

Diese Nachricht wurde von Arne um 12:39:28 am 11.06.2005 editiert

Zitat:

Wer berufen ist, sich zu toeten, gehoert nur zufaellig dieser Welt an; fuer ihn ist im Grunde keine Welt zustaendig.

Die Medizin bekommt immer mehr Gewalt über diese Zufälligkeiten, da muss man sich ja nur die gesunkene Kindersterblichkeitsrate anschauen. Die Frage ist, ob das tatsächlich "gut" ist, oder ob dadurch nicht viele zum Leben verdammt werden, die eigentlich dafür schon von Anfang an zu schwach waren. Natürlich ist dieses Problem zu komplex, um dazu ganz einfach seine Meinung sagen zu können.

Zitat:

Aber in dem Fall von V. Woolf z.B. geht es mir nicht in erster Linie um den Suizid, sondern um das große Leiden + die Phasen des nicht- Schreiben- könnens,

Muss man denn unbedingt schreiben? Ist Schreiben ein Selbstzweck? Viele große Schriftsteller haben das Schreiben irgendwann aufgegeben - und es hat ihnen wie auch ihren Lesern nicht geschadet. Die Woolf "heilen", damit man sie noch besser melken kann? Sicher die falsche Motivation.

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Sabine Marya
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44 Forenbeiträge
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58. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 12.06.2005 um 02:42 Uhr

Nicht die Woolf heilen, damit sie noch besser melken kann.
Die Woolf heilen, damit sie besser leben kann! Trotz allem.


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Jasmin
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59. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 15.06.2005 um 17:10 Uhr

Zitat:

Die Frage ist, ob das tatsächlich "gut" ist, oder ob dadurch nicht viele zum Leben verdammt werden, die eigentlich dafür schon von Anfang an zu schwach waren.


Niemand ist wirklich zu schwach zum Leben. Es gibt nur schwache Momente. Lebensabschnitte, in denen die Welt als hoffnungsloser Ort erscheint. Aber das ist nicht für immer. All die Menschen, die ihrem Leben ein Ende setzen - sie hätten vielleicht gerettet werden können, wenn jemand bei ihnen gewesen wäre.



Zitat:

Muss man denn unbedingt schreiben? Ist Schreiben ein Selbstzweck?

Ja, man muss unbedingt schreiben...
Schreiben ist ein Selbstzweck. Wenn man schreiben kann, dann hat man keine Zeit, um sich zu vernichten. Man kann nicht beides gleichzeitig tun.


Zitat:

Viele große Schriftsteller haben das Schreiben irgendwann aufgegeben - und es hat ihnen wie auch ihren Lesern nicht geschadet.

Das steht nicht fest. Manchen hat es sicher geschadet, weil sie ihre Energien nicht mehr kanalisieren konnten und sich so töteten, weil sie das Leben nicht mehr ertrugen - wie Virginia Woolf. Wenn sie depressiv war, konnte sie weder schreiben, noch lesen. Das Schreiben war für sie ein Ventil. Funktioniert das Ventil nicht, dann entsteht gefährlicher Überdruck.

Und die Leser - natürlich hätten die noch mehr lesen wollen von ihr.


Zitat:

Die Woolf "heilen", damit man sie noch besser melken kann? Sicher die falsche Motivation.

Die Woolf soweit heilen, dass sie keine Höllenqualen leiden muss...

Bei alledem war sie eine immens fleißige und disziplinierte Arbeiterin, der das Schreiben lebensnotwendig war, und sie tötete sich, als ihre Verzweiflung auch durch die Magie der Sprache nicht mehr zu bannen war.

http://de.wikipedia.org/wiki/Virginia_Woolf


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