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Literaturforum: Schülerliste


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 Autor
 Thema: Schülerliste
Mania
Mitglied

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20. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.09.2006 um 17:19 Uhr

Es hört sich so an als sei sie noch ein Kind. Sie ist 15. Das ist ein jugendliches Alter. Wann wenn nicht jetzt ist ihr Wissensdurst und ihre Aufnahmefähigkeit am größten? Und wann wenn nicht jetzt wird sie am besten lernen, Dinge von verschiedenen Seiten zu sehen?

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LeilahLilienruh
Mitglied

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21. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.09.2006 um 17:47 Uhr

Ich muss Mania Recht geben. Fünfzehn Jahre ist - gerade heutzutage - ein Alter, wo Mädchen schon mit einem Fuß mitten im Erwachsenenleben stehen. Mag sein, dass psychisch und geistig noch eine gewaltige Entwicklung folgt, aber die Denkmuster sind doch schon sehr ausgewachsen. (Leider?)
Meine Tochter und ihre Freundinnen tun zum Beispiel schon jetzt in ihrem zarten Alter ganz locker Sachen, die für mich erst Jahre später möglich gewesen wären: Allein verreisen, technische Geräte wie MP3-Player kaufen, locker über Sex reden...bei vielen Mädchen dieses Alters nicht nur reden...
Will sagen, die sind irgendwo so weit, dass sie ein bisschen Bildung und Kultur auch schon ganz gut "verkraften" können.
Man muss auch bedenken, dass meine "Kleine" der letzte Jahrgang sein wird, der das Abitur nach dreizehn Jahren macht. Grundsätzlich wirkt es natürlich ein wenig skurril, wenn die einen Jugendichen in dem Alter große Literatur lesen oder sich zurecht machen wie Zwanzigjährige, während andere immer nur Computerspiele machen und Comics lesen.


Gezeitenlos
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Gast873
Mitglied

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22. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.09.2006 um 18:00 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 18:23:34 am 08.09.2006 editiert

Ich bin kein Lehrer, kein Pädagoge und kein Erziehungsberechtigter, der die Lage und die geistige Reife eines Menschen ( in dem Fall deiner Tochter) aus erster Hand und nächster Nähe beurteilen kann, aber ich weiß, dass man nach Deutschem Recht Kind ist, bis zum achtzehnten Lebensjahre. Mit achtzehn gilt man als Erwachsener. Dass es hie und da individuelle weiterentwickelte Genies gibt, bestreitet niemand. Mozart hat bis fünfzehn Weltruhm erlangt, Wieland hat noch vor diesem Alter Werke aus dem Alt-Griechischen und Lateinischen übersetzt, die die deutsche Literatur später stark geprägt haben sollen bis heute, und weitere Beispiele lassen sich ebenefalls finden! Es ist nicht nur bei deiner Tochter so, sondern es war schon immer der Fall, dass die Menschen individuell sind.


Gruß
Hyperion

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Kroni
Mitglied

145 Forenbeiträge
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23. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.09.2006 um 23:01 Uhr

Guten Abend Frau Lilienruh !

Ich unterbreite einige Vorschläge, die sehr subjektiv sind. Es sind Bücher, die ich gelesen habe, und die ich einem jungen Menschen in die Hand drücken würde, der mich um Lektüre bittet. Die Reihenfolge ist zufällig, die Aufzählung nicht abschließend.

Albert Camus: Die Pest
Francoise Sagan: Bonjour tristesse
Thomas Mann: Buddenbrooks
Tommasi di Lampedusa: Der Leopard
Friedrich Dürrenmatt: Eine Auswahl von Dramen und Prosatexten, z.B. Frank V., Die Ehe des Herrn Missisippi, Justiz, Die Panne, Das Versprechen ...
Cervantes: Don Quixote
Melville: Moby Dick
Marlen Haushofer: Die Wand
Defoe: Robinson Crusoe
Macchiavelli: Der Fürst
Kurt Tucholsky: Ein Pyrenäenbuch, eine Auswahl seiner satirischen Texte
Alfred Polgar: Im Laufe der Zeit
Heinrich Spörl: Wenn wir alle Engel wären
Sebastian Haffner: Anmerkungen zu Hitler
Carl Schmitt: Gespräch über die Macht und den Zugang zum Machthaber
Montaigne: Essays
Basil Liddel Hart: Strategie
Landolf Scherzer: Der Erste

Gruß

Kroni

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LeilahLilienruh
Mitglied

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24. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.09.2006 um 00:29 Uhr

Aber ich bitte Sie, Herr Kronenberger,
nicht doch so förmlich! Waren wir nicht schon beim Du?
Deine Vorschläge gefallen mir. Vier davon waren mir selbst aber unbekannt. "Moby Dick" und "Robinson Crusoe" hat sie bereits gelesen. Tucholskys Arbeiten und Thomas Manns "Buddenbrooks" habe ich selbst als Jugendliche mit Genuss verschlungen.

Ach, da fällt mir noch ein Autor ein, den ich als Kind toll fand und zwar Ludwig Thoma mit seinen "Lausbubengeschichten". Wenn der Mann nur nicht gegen Ende seines Lebens so eine unsägliche Biographie gehabt hätte! Dabei hatte alles so vernünftig begonnen.

In der Schule lesen sie übrigens gerade Max Frischs Stück "Andorra". Ich persönlich komme mit Frischs Stil nicht besonders gut klar. "Stiller" fand ich zwar kühl, aber ganz gut. "Mein Name sei Gantenbein" habe ich dagegen genervt weggelegt.
Ich denke mal, ich werde Dürrenmatt ziemlich weit oben auf die Liste setzen und auch Hesses "Narziß und Goldmund".
Da sie eventuell mal Deutsch und Kunst studieren möchte, finde ich eigentlich den unterschätzten Wilhelm Busch auch sehr schön.


Gezeitenlos
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Hermes
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25. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.09.2006 um 08:44 Uhr

Zitat:

Da sie eventuell mal Deutsch und Kunst studieren möchte, finde ich eigentlich den unterschätzten Wilhelm Busch auch sehr schön.

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss! Nicht allein das Abc bringt den Menschen in die Höh´, nicht allein in Schreiben, Lesen übt sich ein vernünftig´ Wesen, nicht allein in Rechnungssachen soll der Mensch sich Mühe machen, sondern auch der Weisheit Lehren muss man mit Vergnügen hören! Dass dies mit Verstand geschah, war Herr Lehrer Lämpel da!
Usw.
Herrlich, nicht? Sicher, Busch ist nicht "Max und Moritz" allein, doch assoziiert man dieses bekannte Werk sofort mit ihm. Ich konnte es mal auswendig - vor vielen Jahren -, ein paar Brocken davon sind offenbar noch hängen geblieben!
Auf dem Weg zur Abi-Feier hab ich´s damals meiner Liebsten rezitiert, und ich erinnere mich genau, wie es sie (da sie es nicht erwartete) amüsiert hat. Herrlich. Für mich jedenfalls.
Oh, zurück zum Thema? Selbstverständlich, Verzeihung!


Diffuses Halbwissen.
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Mania
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26. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.09.2006 um 11:07 Uhr

Zitat:

Mag sein, dass psychisch und geistig noch eine gewaltige Entwicklung folgt [...]

Und ist es dann nicht gut, wenn sie durch gute Literatur darin beeinflusst wird, anstatt durch stumpfe Romane, die nicht einmal einen Hauch von Tiefgang aufweisen?

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Persephone
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27. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.09.2006 um 11:30 Uhr

Bitte bitte bitte mach die Liste nicht zu lang. Aber das kannst du sicher selber am besten beurteilen. Bei mir war damalls auch Kafka-Zeit (und Hesse - Natürlich!). Max Frisch habe ich zu der Zeit sehr gerne gelesen. Mich hat der Gantenbein fasziniert.. =)

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Hermes
Mitglied

447 Forenbeiträge
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Das ist Hermes

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28. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.09.2006 um 13:14 Uhr

Zitat:

Max Frisch habe ich zu der Zeit sehr gerne gelesen. Mich hat der Gantenbein fasziniert.. =)

Absolut. Aber gerade der Gantenbein ist m.E. der schwierigste Roman der Trilogie "Homo Faber", "Stiller" und "Gantenbein". Ich fand ihn zudem markerschütternd langatmig und auch -weilig.


Diffuses Halbwissen.
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Herr Aldi
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106 Forenbeiträge
seit dem 21.05.2005

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29. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.09.2006 um 13:25 Uhr

Frischs Werke sind zumindest angenehm zu lesen und dabei recht gehaltvoll, und wo wir schon bei Stiller und Mein Name sei Gantenbein sind, muss ich natürlich noch den Homo faber erwähnen, seinerzeit eine der wenigen Schullektüren, die ich erträglich fand.

Abgesehen davon - danke für die Diskussion, ich persönlich finde es sehr interessant zu sehen, was andere einer lesehungrigen 15-Jährigen ans Herz legen würden.

Zitat:

Zitat:

Mag sein, dass psychisch und geistig noch eine gewaltige Entwicklung folgt [...]

Und ist es dann nicht gut, wenn sie durch gute Literatur darin beeinflusst wird, anstatt durch stumpfe Romane, die nicht einmal einen Hauch von Tiefgang aufweisen?

Das könnte geradezu schädlich sein, sie könnte mit dem Virus des Intellektualismus infiziert werden.

Mehr aus Eigeninteresse, Leilah, könntest du ihr ja auch mal Beckett ans Herz legen, wohl der Autor, den ich selbst zur Zeit mit am meisten schätze, den ich aber wohl, hätte ich ihn mit 15 oder 16 gelesen, eher gehasst hätte. Zum Einstieg würde ich Murphy empfehlen, immerhin noch ein "klassischer" Roman. Das angesprochene Warten auf Godot kann man ausprobieren, zum Lesen würde ich da aber eher das einige Jahre später verfasste Endspiel versuchen.


Wie entwürdigt man den Tod am besten? Indem man den Willen hinterlässt, im Sarg auf den Bauch gelegt zu werden. (Wolfgang Hildesheimer)
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