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LeilahLilienruh - 07.09.2006 um 17:35 Uhr
Diese Nachricht wurde von LeilahLilienruh um 17:38:10 am 07.09.2006 editiert
Ihr Lieben,
ich möchte gern für meine Tochter (15, Gymnasiastin, Leseratte) auf ihren eigenen Wunsch hin eine sinnvolle Literaturliste für die nächsten Jahre mit "Klassikern" im weitesten Sinne zusammenstellen. Da ich mich in dem Alter schon an Dostojewskij und ähnlichem vergriffen habe, was sicher eher untypisch ist, hätte ich gern Euren Rat.
Macht Ihr mir ein paar Vorschläge, die Euch sinnvoll und lesenswert erscheinen?
Ich meine, dass "Der Fänger im Roggen" und Wolf-Dietrich Schnurres "Als Vaters Bart noch rot war" auf jeden Fall drin sein sollten. Vielleicht auch "Die Buddenbrooks"?
Liebe Grüße
Leilah
Mania - 07.09.2006 um 17:59 Uhr
Klassiker.. Was genau verstehst du denn unter Klassikern?
LX.C - 07.09.2006 um 18:27 Uhr
Fette Wälzer von Thomas Mann würde ich für das Alter weglassen. Dann eher kleinere Erzählungen/Novellen wie Tristan beispielsweise oder Tonio Kröger, um einen Eindruck von Thomas Mann zu vermitteln und evtl. für mehr zu begeistern oder eben nicht, ohne die Leselust zu vertreiben.
Und natürlich Charles Bukowski nicht vergessen (am besten zunächst "Der Mann mit der Ledertasche"), ganz wichtig, damit sie was übers Leben lernt.
Und dann noch Cicero "Von den Pflichten", damit sie was fürs Leben lernt :-)
Ach ich weiß auch nicht, komische Frage, die du da in den Raum wirfst. Sollte deinen Tochter nicht ihren eigenen Leseweg finden? Das ändert sich doch je nach Lebenslage. Mit 15 waren mir Bücher eh noch suspekt, da hab ich lieber an meinem Simson Mokick rumgebastelt, daher kann ich auch keinen sinnvollen Tipp geben. Nur eins weiß ich, die Klassiker der Schullektüre haben mein Leseinteresse nicht gerade gefördert.
LeilahLilienruh - 07.09.2006 um 18:29 Uhr
Hallo Mania,
ich hatte die "Klassiker" absichtlich mit Anführungszeichen versehen, weil ich dabei natürlich nicht nur an uralte sondern auch an berühmte Werke des 20. Jahrhunderts dachte, allerdings nicht an (vielleicht auch interessante) moderne Jugend- oder Insiderliteratur u.ä..
Die Werke sollten schon bekannt und anerkannt sein und natürlich nicht zu anspruchslos. Sie möchte sich gern einen Überblick verschaffen und so eine Lesebasis erarbeiten, auf der sie später mit anderer Literatur aufbauen kann. Im Augenblick liest sie gerade "Unterm Rad" von Hesse und "Das Bildnis des Dorian Gray" von Wilde.
Mania - 07.09.2006 um 20:14 Uhr
Dann würde ich sagen :
Patrick Süskind - Das Parfum
Lion Feuchtwanger - Die hässliche Herzogin und Der falsche Nero
Robert Musil - Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins und Die Unsterblichkeit
George Orwell - 1984
Die habe ich sehr gerne gelesen.
Shiningmind - 07.09.2006 um 20:29 Uhr
Grüß dich Leilah!
Es muss vielleicht nicht gleich der Buddenbrock sein. (und erst recht nicht der Zauberberg) aber der "Tonio", "Mario und der Zauberer" oder kürzere Erzählungen wie "Der Wille zum Glück" oder "Enttäuschung" eigenen sich hervorragend um jüngere Leser an Thomas Mann heran zu führen. Ich selbst habe diese Erzählungen in meiner Schulzeit sehr gerne gelesen. Auch Heinrich Manns Untertan könnte geeignet sein. Ich denke aber auch an Bernhard Schlinks "Vorleser" oder Salingers "Fänger im Roggen" (wie du selbst sagtest) ist empfehlenswert. Als Drama schlage ich Emilia Galotti oder Beckets "Death of a Salesman" vor. Diesen musste ich im Englisch LK lesen (Ich glaube in Deutsch heißt es Tod eines Handelsreisenden) Als lyrischen Beitrag fallen mir die Balladen Schillers ein. (Der Taucher, Die Bürgschaft) Dann wären da noch ein paar Göthe Gedichte (Grenzen der Menschheit, Prometheus) und natürlich auch ein paar gedichte aus dem Expressionismus. Achja und damit wir fast alle Epochen durch haben, DEN Klassiker schlechthin: Dat jute alte Nibelungenlied. (In Prosafassung)
Gast873 - 07.09.2006 um 20:35 Uhr
Ich habe für dieses Alter keine besseren Buchtipps, als das, was sie im Moment liest: Hermann Hesse. Für alles andere ist es zu früh, aber bitte sag ihr das nicht!
Gruß
Hyperion
Mania - 07.09.2006 um 20:51 Uhr
Zitat:
Grüß dich Leilah!
Es muss vielleicht nicht gleich der Buddenbrock sein. (und erst recht nicht der Zauberberg) aber der "Tonio", "Mario und der Zauberer" oder kürzere Erzählungen wie "Der Wille zum Glück" oder "Enttäuschung" eigenen sich hervorragend um jüngere Leser an Thomas Mann heran zu führen. Ich selbst habe diese Erzählungen in meiner Schulzeit sehr gerne gelesen. Auch Heinrich Manns Untertan könnte geeignet sein. Ich denke aber auch an Bernhard Schlinks "Vorleser" oder Salingers "Fänger im Roggen" (wie du selbst sagtest) ist empfehlenswert. Als Drama schlage ich Emilia Galotti oder Beckets "Death of a Salesman" vor. Diesen musste ich im Englisch LK lesen (Ich glaube in Deutsch heißt es Tod eines Handelsreisenden) Als lyrischen Beitrag fallen mir die Balladen Schillers ein. (Der Taucher, Die Bürgschaft) Dann wären da noch ein paar Göthe Gedichte (Grenzen der Menschheit, Prometheus) und natürlich auch ein paar gedichte aus dem Expressionismus. Achja und damit wir fast alle Epochen durch haben, DEN Klassiker schlechthin: Dat jute alte Nibelungenlied. (In Prosafassung)
Den Vorleser kann ich auch empfehlen. Schönes Buch.
Mania - 07.09.2006 um 20:52 Uhr
Zitat:
Ich habe für dieses Alter keine besseren Buchtipps, als das, was sie im Moment liest: Hermann Hesse. Für alles andere ist es zu früh, aber bitte sag ihr das nicht!
Gruß
Hyperion
Zu jung?
Mania - 07.09.2006 um 21:57 Uhr
Ich hab mich verlesen.
Also auf ein neues:
Was meinst du mit zu früh?
Gast873 - 07.09.2006 um 22:37 Uhr
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 22:40:16 am 07.09.2006 editiert
Vielleicht meine ich damit nichts anderes als alles zu seiner Zeit, und die wird kommen. Ich habe versucht schon ein Mal solch einen Kanon aufzustellen: http://www.versalia.de/forum/beitrag.php?board=v_forum&thread=2205
Ich gebe aber zu, dass er sich, wie auch immer er anspruchsvoll zu sein scheint, doch eher an ein akademisch gebildetes Publikum wendet, sprich dass der Kanon mindestens auf dem propädeutischen Niveau eines Literaturstudenten im Hauptstudium sich geisteswissenschaftlich bewegt, und das könnte ich wahrlich einem fünfzehnjährigen Kind doch nicht zumuten. Andererseits kann man einem Menschen das Lesen oder die Lust am Lesen leicht vermiesen, indem man es mit schwerer Literatur-Kost überfordert und damit das Gegenteil evoziert.
Das wäre zum Begriff "zu früh" meinerseits am schicklichsten zu umschreiben. Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Gruß
Hyperion
LeilahLilienruh - 07.09.2006 um 23:46 Uhr
Diese Nachricht wurde von LeilahLilienruh um 23:50:48 am 07.09.2006 editiert
Also, Eure Vorschläge finde ich bisher fast alle prima und sehr sinnvoll. Mir selbst fällt die Auswahl da ein bisschen schwer, weil ich, wie gesagt, ein recht eigenartiges Kind war, das in einem Haus voller Bücher aufgewachsen ist und alles Lesbare schier verschlungen hat.
Natürlich war vieles davon nicht dem jeweiligen Alter entsprechend. Ich habe noch deutlich die mahnenden Worte meines Onkels im Ohr, der manchmal kopfschüttelnd vorbei ging und murmelte: "Das ist aber noch nichts für Kinder!" Als artiges Kind habe ich das Werk dann jedes Mal vor seinen Augen wieder zum Regal zurück getragen - aber kaum war er weg, war es wieder in meiner Hand. Der reinste Magnetismus!
Keine Ahnung, ob eine Dreizehnjährige (wie ich damals) von Simone de Beauvoir oder Paul Boldt ernsthaften Schaden nimmt. Die Frage ist wohl eher, ob´s was bringt.
Am Mokick gebastelt habe ich neben dem Lesen übrigens auch gern, lieber LX.C. Bei mir war´s eine rote Honda CB50, und ich war sechzehn.
Keine Ahnung, ob mir meine Erinnerung einen Streich spielt oder ob heute in der Schule tatsächlich noch viel weniger Lektüre auf dem Programm steht als in meiner Kindheit. Ich glaube, mancher Deutschlehrer würde selbst gern mehr Bücher durchnehmen, aber da bleibt einfach zu wenig Zeit für. Die Kinder wären gar nicht mal unbedingt abgeneigt.
Ach, was haltet Ihr eigentlich davon, etwas von Dürrenmatt und Stefan Zweig mit auf die Liste zu nehmen? Die lesen sich ja eigentlich auch sehr gut und sind nicht zu geschraubt.
LX.C - 08.09.2006 um 01:09 Uhr
Diese Nachricht wurde von LX.C um 01:10:06 am 08.09.2006 editiert
Ha, ja siehst du, das wollte ich gerade vorschlagen. Warum gleich wieder so schwere Dramen auftischen. Hätte man mir Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame“ oder "Die Physiker“ vorgesetzt, hätte ich vermutlich meinen Spaß gehabt. Wie ich hörte, soll man die Dramen heutzutage sogar beim Abi lesen.
Ein ganz großes Vergnüge ist natürlich auch Becketts "Warten auf Godot“
Zweig weiß ich nicht, den empfinde ich als langweilig. Aber vielleicht ist das auch so Frauenliteratur, also ohne das jetzt negativ zu meinen.
bodhi - 08.09.2006 um 04:35 Uhr
Wie wär´s denn mit Karl May? Da geht´s schön bunt zu. Von "Durch die Wüste" über "Winnetou" bis "Satan und Ischariot" und "Schloss Rodriganda".
Ich glaube, den Herrn hatten wir im Forum noch nicht. Wurde Zeit, dass er mal Erwähnung findet.
Hermes - 08.09.2006 um 10:25 Uhr
Hallo Leilah,
ich kann mich meinen Vorrednern (-schreibern?) im Wesentlichen nur anschliessen. Ein Buch jedoch, das ich als Jugendlicher mehrfach und sehr gern gelesen habe, blieb allerdings bislang unerwähnt - es ist meines Erachtens allerdings die Überlegung wert:
Friedrich Torberg - Der Schüler Gerber
Die Handlung des Romans ist fesselnd und, obwohl sie wohl in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts spielt, weiterhin sehr aktuell.
Solltest Du ihr das Buch empfehlen und sie es tatsächlich lesen (ich weiss nicht, ob Du es gelesen hast), macht es sicherlich Sinn, sie auf das böse Ende vorzubereiten bzw. nachher mit ihr darüber zu sprechen.
Herr Aldi - 08.09.2006 um 11:14 Uhr
Als ich 15 war, hatte ich gerade meine lesefaule Phase, d.h. ich habe wohl das ganze Jahr über kein einziges Stück Literatur angerührt außer das, was mir von der Schule her verordnet wurde (das war dann Wedekinds Frühlings Erwachen und Werfels Der Abituriententag, hat mich nicht gerade motiviert, wieder mehr zu lesen, meiner Meinung nach keine gelungenen Werke).
Den "Wiedereinstieg" habe ich mit dem schon angesprochenen 1984 und Animal Farm von Orwell geschafft, weiter gings über Huxleys Brave New World und Frischs Stiller bis schließlich hin zu Kafka - die drei Erstgenannten kann ich guten Gewissens empfehlen, bei Kafka bin ich vorsichtig. Ich selbst war vor allem von In der Strafkolonie und von vielen seiner Kurztexte begeistert, aber vermutlich stand ich in meiner Altersklasse mit meiner Begeisterung recht alleine da.
Nur als kleine Warnung, falls du das Werk nicht kennst: zimperlich geht es in der Strafkolonie sicherlich nicht zu.
Mania - 08.09.2006 um 12:57 Uhr
Zitat:
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 22:40:16 am 07.09.2006 editiert
Vielleicht meine ich damit nichts anderes als alles zu seiner Zeit, und die wird kommen.
Was kann man irgendwem schon zumuten? Anscheinend möchte die junge Frau sich literarisch weiterbilden. Sie hat von sich aus den Wunsch nach "Klassikern" geäußert. Anscheinend ist ihre Zeit schon gekommen, solch Werke in die Hand zu nehmen.
LX.C - 08.09.2006 um 13:29 Uhr
Ich bin aus eigener Erfahrung geneigt, Hyperion zuzustimmen. Andererseits ist es vielleicht wirklich wichtig, wenn erwünscht, literarisch so früh wie möglich von seinen Eltern gefördert zu werden. Ich meine, die Bitte Leilahs Tochter ist vermutlich schon eine recht seltene, man kann sie ihr auch nicht einfach abschlagen, sie auf Trivialliteratur oder Comics vertrösten. Vielleicht ist die frühe Verinnerlichung von Büchern ersten Ranges ja tatsächlich der Schlüssel zu einer akademischen Karriere.
Friedrich Torberg "Der Schüler Gerber" werde ich übrigens auf meine eigene Schülerliste setzen =P Hört sich interessant an.
Gast873 - 08.09.2006 um 13:39 Uhr
Genau, was ich zu sagen beabsichtige ist, dass es vieleicht ein Irrtum oder die Laune eines Kindes sein kann, alles !, mit fünfzehn Jahren schon erfassen zu wollen. Der Mensch wird mit hundert Jahren, vorausgesetzt er lebt so lange, immer noch nicht alles gelesen haben, was es zu Lesen gibt. Dazu reicht ein Menschenleben nicht aus. Aber es ist besser, man fängt tunlichst damit an, wenn der Hunger danach am größten ist.
Und darin stimme ich mit dir überein Mania, sie soll nur langen Atem beweisen und die Werke lesen, die sie reizen oder gutdünken zu lesen, sogar die Römer und Griechen meinetwegen jetzt schon, vielleicht wird damit, wie Lx.C schreibt, tatsächlich der Grundstein gelegt für einen späteren Dienst an der Literatur auf höherem Niveau als die "Schule" dies zu leisten vermag, den ich nur begrüßen kann und will!
Gruß
Hyperion
LX.C - 08.09.2006 um 14:23 Uhr
Ach ja, ich hab noch eins:
Nikolai Ostrowski "Wie der Stahl gehärtet wurde"
Wie Arne schrieb, hat man das in der DDR in der 8. Klasse gelesen. Da bin ich aufgrund der friedlichen Revolution wohl gerade drum herum gekommen (450 Seiten sind auch nicht jeden Schülers Sache). Dafür hole ich es heute mit umso größerem Vergnügen nach. Ganz großartiges Buch, zärtlich, rau und brutal zugleich. Auch wenn ich nicht mal die Hälfte gelesen habe, schätze ich es jetzt schon als eines der besten Bücher ein, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ein vergessener Klassiker. Weltliteratur, die von einer wirklich spannenden Zeit berichtet, und über ein Land, das bis heute ein geheimnisvolles ist.
Mania - 08.09.2006 um 17:19 Uhr
Es hört sich so an als sei sie noch ein Kind. Sie ist 15. Das ist ein jugendliches Alter. Wann wenn nicht jetzt ist ihr Wissensdurst und ihre Aufnahmefähigkeit am größten? Und wann wenn nicht jetzt wird sie am besten lernen, Dinge von verschiedenen Seiten zu sehen?
LeilahLilienruh - 08.09.2006 um 17:47 Uhr
Ich muss Mania Recht geben. Fünfzehn Jahre ist - gerade heutzutage - ein Alter, wo Mädchen schon mit einem Fuß mitten im Erwachsenenleben stehen. Mag sein, dass psychisch und geistig noch eine gewaltige Entwicklung folgt, aber die Denkmuster sind doch schon sehr ausgewachsen. (Leider?)
Meine Tochter und ihre Freundinnen tun zum Beispiel schon jetzt in ihrem zarten Alter ganz locker Sachen, die für mich erst Jahre später möglich gewesen wären: Allein verreisen, technische Geräte wie MP3-Player kaufen, locker über Sex reden...bei vielen Mädchen dieses Alters nicht nur reden...
Will sagen, die sind irgendwo so weit, dass sie ein bisschen Bildung und Kultur auch schon ganz gut "verkraften" können.
Man muss auch bedenken, dass meine "Kleine" der letzte Jahrgang sein wird, der das Abitur nach dreizehn Jahren macht. Grundsätzlich wirkt es natürlich ein wenig skurril, wenn die einen Jugendichen in dem Alter große Literatur lesen oder sich zurecht machen wie Zwanzigjährige, während andere immer nur Computerspiele machen und Comics lesen.
Gast873 - 08.09.2006 um 18:00 Uhr
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 18:23:34 am 08.09.2006 editiert
Ich bin kein Lehrer, kein Pädagoge und kein Erziehungsberechtigter, der die Lage und die geistige Reife eines Menschen ( in dem Fall deiner Tochter) aus erster Hand und nächster Nähe beurteilen kann, aber ich weiß, dass man nach Deutschem Recht Kind ist, bis zum achtzehnten Lebensjahre. Mit achtzehn gilt man als Erwachsener. Dass es hie und da individuelle weiterentwickelte Genies gibt, bestreitet niemand. Mozart hat bis fünfzehn Weltruhm erlangt, Wieland hat noch vor diesem Alter Werke aus dem Alt-Griechischen und Lateinischen übersetzt, die die deutsche Literatur später stark geprägt haben sollen bis heute, und weitere Beispiele lassen sich ebenefalls finden! Es ist nicht nur bei deiner Tochter so, sondern es war schon immer der Fall, dass die Menschen individuell sind.
Gruß
Hyperion
Kroni - 08.09.2006 um 23:01 Uhr
Guten Abend Frau Lilienruh !
Ich unterbreite einige Vorschläge, die sehr subjektiv sind. Es sind Bücher, die ich gelesen habe, und die ich einem jungen Menschen in die Hand drücken würde, der mich um Lektüre bittet. Die Reihenfolge ist zufällig, die Aufzählung nicht abschließend.
Albert Camus: Die Pest
Francoise Sagan: Bonjour tristesse
Thomas Mann: Buddenbrooks
Tommasi di Lampedusa: Der Leopard
Friedrich Dürrenmatt: Eine Auswahl von Dramen und Prosatexten, z.B. Frank V., Die Ehe des Herrn Missisippi, Justiz, Die Panne, Das Versprechen ...
Cervantes: Don Quixote
Melville: Moby Dick
Marlen Haushofer: Die Wand
Defoe: Robinson Crusoe
Macchiavelli: Der Fürst
Kurt Tucholsky: Ein Pyrenäenbuch, eine Auswahl seiner satirischen Texte
Alfred Polgar: Im Laufe der Zeit
Heinrich Spörl: Wenn wir alle Engel wären
Sebastian Haffner: Anmerkungen zu Hitler
Carl Schmitt: Gespräch über die Macht und den Zugang zum Machthaber
Montaigne: Essays
Basil Liddel Hart: Strategie
Landolf Scherzer: Der Erste
Gruß
Kroni
LeilahLilienruh - 09.09.2006 um 00:29 Uhr
Aber ich bitte Sie, Herr Kronenberger,
nicht doch so förmlich! Waren wir nicht schon beim Du?
Deine Vorschläge gefallen mir. Vier davon waren mir selbst aber unbekannt. "Moby Dick" und "Robinson Crusoe" hat sie bereits gelesen. Tucholskys Arbeiten und Thomas Manns "Buddenbrooks" habe ich selbst als Jugendliche mit Genuss verschlungen.
Ach, da fällt mir noch ein Autor ein, den ich als Kind toll fand und zwar Ludwig Thoma mit seinen "Lausbubengeschichten". Wenn der Mann nur nicht gegen Ende seines Lebens so eine unsägliche Biographie gehabt hätte! Dabei hatte alles so vernünftig begonnen.
In der Schule lesen sie übrigens gerade Max Frischs Stück "Andorra". Ich persönlich komme mit Frischs Stil nicht besonders gut klar. "Stiller" fand ich zwar kühl, aber ganz gut. "Mein Name sei Gantenbein" habe ich dagegen genervt weggelegt.
Ich denke mal, ich werde Dürrenmatt ziemlich weit oben auf die Liste setzen und auch Hesses "Narziß und Goldmund".
Da sie eventuell mal Deutsch und Kunst studieren möchte, finde ich eigentlich den unterschätzten Wilhelm Busch auch sehr schön.
Hermes - 09.09.2006 um 08:44 Uhr
Zitat:
Da sie eventuell mal Deutsch und Kunst studieren möchte, finde ich eigentlich den unterschätzten Wilhelm Busch auch sehr schön.
Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss! Nicht allein das Abc bringt den Menschen in die Höh´, nicht allein in Schreiben, Lesen übt sich ein vernünftig´ Wesen, nicht allein in Rechnungssachen soll der Mensch sich Mühe machen, sondern auch der Weisheit Lehren muss man mit Vergnügen hören! Dass dies mit Verstand geschah, war Herr Lehrer Lämpel da!
Usw.
Herrlich, nicht? Sicher, Busch ist nicht "Max und Moritz" allein, doch assoziiert man dieses bekannte Werk sofort mit ihm. Ich konnte es mal auswendig - vor vielen Jahren -, ein paar Brocken davon sind offenbar noch hängen geblieben!
Auf dem Weg zur Abi-Feier hab ich´s damals meiner Liebsten rezitiert, und ich erinnere mich genau, wie es sie (da sie es nicht erwartete) amüsiert hat. Herrlich. Für mich jedenfalls.
Oh, zurück zum Thema? Selbstverständlich, Verzeihung!
Mania - 09.09.2006 um 11:07 Uhr
Zitat:
Mag sein, dass psychisch und geistig noch eine gewaltige Entwicklung folgt [...]
Und ist es dann nicht gut, wenn sie durch gute Literatur darin beeinflusst wird, anstatt durch stumpfe Romane, die nicht einmal einen Hauch von Tiefgang aufweisen?
Persephone - 09.09.2006 um 11:30 Uhr
Bitte bitte bitte mach die Liste nicht zu lang. Aber das kannst du sicher selber am besten beurteilen. Bei mir war damalls auch Kafka-Zeit (und Hesse - Natürlich!). Max Frisch habe ich zu der Zeit sehr gerne gelesen. Mich hat der Gantenbein fasziniert.. =)
Hermes - 09.09.2006 um 13:14 Uhr
Zitat:
Max Frisch habe ich zu der Zeit sehr gerne gelesen. Mich hat der Gantenbein fasziniert.. =)
Absolut. Aber gerade der Gantenbein ist m.E. der schwierigste Roman der Trilogie "Homo Faber", "Stiller" und "Gantenbein". Ich fand ihn zudem markerschütternd langatmig und auch -weilig.
Herr Aldi - 09.09.2006 um 13:25 Uhr
Frischs Werke sind zumindest angenehm zu lesen und dabei recht gehaltvoll, und wo wir schon bei Stiller und Mein Name sei Gantenbein sind, muss ich natürlich noch den Homo faber erwähnen, seinerzeit eine der wenigen Schullektüren, die ich erträglich fand.
Abgesehen davon - danke für die Diskussion, ich persönlich finde es sehr interessant zu sehen, was andere einer lesehungrigen 15-Jährigen ans Herz legen würden.
Zitat:Zitat:
Mag sein, dass psychisch und geistig noch eine gewaltige Entwicklung folgt [...]
Und ist es dann nicht gut, wenn sie durch gute Literatur darin beeinflusst wird, anstatt durch stumpfe Romane, die nicht einmal einen Hauch von Tiefgang aufweisen?
Das könnte geradezu schädlich sein, sie könnte mit dem Virus des Intellektualismus infiziert werden.
Mehr aus Eigeninteresse, Leilah, könntest du ihr ja auch mal Beckett ans Herz legen, wohl der Autor, den ich selbst zur Zeit mit am meisten schätze, den ich aber wohl, hätte ich ihn mit 15 oder 16 gelesen, eher gehasst hätte. Zum Einstieg würde ich Murphy empfehlen, immerhin noch ein "klassischer" Roman. Das angesprochene Warten auf Godot kann man ausprobieren, zum Lesen würde ich da aber eher das einige Jahre später verfasste Endspiel versuchen.
Herr Aldi - 09.09.2006 um 13:25 Uhr
Da hat sich wohl was überschnitten.
LX.C - 09.09.2006 um 16:12 Uhr
[Quote]Warten auf Godot kann man ausprobieren[/Quote]
Ausprobieren. Hm. Also ich fand die beiden Hauptprotagonisten ausgesprochen kautzig und putzig. Aus diesem Grund dachte ich, könnte es einem jungen Mädchen sicher Spaß machen.
"Homo Faber", natüüürlich, nicht vergessen. Ein Roman der neugierig auf die Welt macht und zu Abenteuerlust treibt. Dazu spielt ja auch ein junges Mädchen die Hauptrolle.
Hermes - 09.09.2006 um 18:09 Uhr
Zitat:
Dazu spielt ja auch ein junges Mädchen die Hauptrolle.
Naja, die Hauptrolle....? Die kommt wohl eher Walter Faber selbst zu. Sabeth ist allerdings über weite Strecken an seiner Seite, und natürlich ist sie diejenige, die Fabers Wandel vom rational denkenden, kühlen Kalkulierer zum gefühlsbetonteren Menschen einleitet. Durch sie ändert sich die Qualität seiner ständig statt findenden Beobachtungen: Er gewinnt eine positive Einstellung, der er zuvor nicht inne hatte, bewundert und läßt sich tragen, schildert seine Eindrücke im Laufe der Zeit in veränderten, romantischen Metaphern.
(...) Ich wurde sentimental, was sonst nicht meine Art ist, und es gab einen großen Ball, wie offenbar üblich, es war der letzte Abend an Bord, zufällig mein fünfzigster Geburtstag; davon sagte ich natürlich nichts. Es war mein erster Heiratsantrag. (...)
(...) Ich werde nie vergessen, wie sie auf dem Felsen sitzt, ihre Augen geschlossen, wie sie schweigt und sich von der Sonne bescheinen läßt. Sie sei glücklich, sagt sie, und ich werde nie vergessen: das Meer, das zusehends dunkler wird, blauer, violett, das Meer von Korinth und das andere, das attische Meer, die rote Farbe der Äcker, die Oliven, grünspanig, ihre langen Morgenschatten auf der roten Erde, die erste Wärme und Sabeth, die mich umarmt, als habe ich ihr alles geschenkt, das Meer und die Sonne und alles, und ich werde nie vergessen, wie Sabeth singt!
Ja, Homo Faber macht neugierig, vor allem auf mehr von Max Frisch.
LX.C - 09.09.2006 um 19:26 Uhr
Faber, Sabeth und ihre Mutter spielen die zentralen Rollen. Nimmst du eine der Figuren weg, bricht die Story zusammen. Ja, Hauptrolle.
Herr Aldi - 09.09.2006 um 20:33 Uhr
Zitat:
Ausprobieren. Hm. Also ich fand die beiden Hauptprotagonisten ausgesprochen kautzig und putzig. Aus diesem Grund dachte ich, könnte es einem jungen Mädchen sicher Spaß machen.
Sicher, aber Endspiel ist eher Lesestück als Warten auf Godot, so ist zumindest meine Meinung. Ich habe es seinerzeit übrigens in einer hervorragenden Inszenierung am Bochumer Schauspielhaus gesehen, in einer großartigen Besetzung: Mit Fritz Schediwy als Pozzo und Harald Schmidt als Lucky war in den "Nebenrollen" schon für hohes Karat gesorgt, aber Michael Mertens und Ernst Stötzner als Wladimir und Estragon waren einfach meisterhaft und haben die Aufführung wirklich zu einem Erlebnis gemacht. Wohl die beste Inszenierung eines Stückes, die ich bisher gesehen habe - aber das gehört hier eigentlich gar nicht hin.
LX.C - 09.09.2006 um 21:00 Uhr
Ach, hier gehört so vieles nicht hin. Irgendwann will ichs auch aufgeführt sehen.
Hermes - 09.09.2006 um 23:25 Uhr
Zitat:
Faber, Sabeth und ihre Mutter spielen die zentralen Rollen. Nimmst du eine der Figuren weg, bricht die Story zusammen. Ja, Hauptrolle.
Nein, sie spielt eine der zentralen Nebenrollen. Die Hauptrolle spielt Faber, der dem Werk seinen Namen gibt, der von Anfang bis Ende des Romans gegenwärtig ist und um den sich alles dreht.
Hanna und Sabeth tragen zwar massgeblich zur Handlung bei, wie Du richtig feststellst, sind jedoch in weiten Teilen des Werkes nicht oder nur indirekt vorhanden. Deshalb handelt es sich bei beiden Figuren, wie auch bei Ivy und Herbert Hencke, um Nebenfiguren.
LX.C - 10.09.2006 um 00:53 Uhr
Wie du meinst. Dann tausch halt das Wort Hauptrolle mit zentraler Rolle oder zentraler Nebenrolle. Gott, hülfe...
Schusch - 14.09.2006 um 21:09 Uhr
Diese Nachricht wurde von Schusch um 21:18:35 am 14.09.2006 editiert
Hallo, Leilah
Da diese Zeit bei mir noch nicht so lange zurückliegt, kann ich mich noch erinnern was ich damals gelesen habe. Das waren Thriller von Jeffery Deaver oder Henning Mankell, dann auch ein gewisser Ungar namens Sandor Marai, diverse Kurzgeschichten, Erich Kästner, Terry Pratchett und Elfriede Jelinek. Damals hatte ich noch keine große Ahnung was wie gelesen werde sollte, vielleicht ist das als etwas altersspezifisches zu betrachten, und eigentlich war dieses Querlesen für spätere Lektüre ganz nützlich. Irgendwie muss sich jeder selber seinen Weg durch literarische Gebüsch schlagen. ;) Das ist ja gerade das Spannende. Das Kanonlesen zu einem bestimmten Zweck, egal welchem, nimmt mir persönlich zu viel meines Lesevergnügens. Will sagen, 15 oder 50, die Einteilung in "hochliterarisch" und "Quatsch" hat man sich nicht vorschreiben zu lassen. So viel Menschenverstand ist einem Mädchen unter 18 zuzutrauen. :)
LeilahLilienruh - 19.09.2006 um 21:36 Uhr
Just nachdem wir hier diese Werke für eine Schüler-Literaturliste zusammengetragen hatten, hat der Deutschlehrer meiner Tochter ebenfalls eine solche herausgegeben. Vieles von dem, was wir aufgeführt hatten, kam dort auch vor. Ich möchte gern einige seiner weiteren Vorschläge, die mir gut gefallen, nachtragen.
Isabel Allende – Das Geisterhaus
Jurek Becker - Bronsteins Kinder
Heinrich Böll – Ansichten eines Clowns
Bert Brecht – Der Kaukasische Kreidekreis
Hans Fallada – Wer einmal aus dem Blechnapf frisst
Reiner Kunze –Die wunderbaren Jahre
Siegried Lenz – Das Feuerschiff
Gudrun Pausewang – Die letzten Kinder von Schewenborn
Tilman Röhrig – In 300 Jahren vielleicht
Anna Seghers – Das wirkliche Blau
Max von der Grün – Irrlicht und Feuer
Liebe Grüße
Leilah
LX.C - 02.10.2006 um 17:25 Uhr
Nun solltest du aber auch über die von dir zusammengestellte Liste informieren.
LeilahLilienruh - 02.10.2006 um 23:14 Uhr
Lieber LX.C,
das werde ich natürlich sehr gern tun - aber erst in einigen Tagen. Ich versinke momentan in Arbeit: tagsüber Lesungen, nachts Tonstudio. Dazu noch drei Kinder, Ehemann, Haushalt und ein riesengroßer Garten, der nach herbstlicher Beschneidung schreit. Tja, alles genau so, wie ich´s wollte, nur, dass in manchen Phasen halt immer alles zusammen kommt.
Ich bitte also um Verzeihung für die Verzögerung und stürze mich wieder in meinen (teilweise auch ganz angenehmen) Stress.
Liebe Grüße
Leilah
Mania - 03.10.2006 um 13:26 Uhr
Zitat:
Just nachdem wir hier diese Werke für eine Schüler-Literaturliste zusammengetragen hatten, hat der Deutschlehrer meiner Tochter ebenfalls eine solche herausgegeben. Vieles von dem, was wir aufgeführt hatten, kam dort auch vor. Ich möchte gern einige seiner weiteren Vorschläge, die mir gut gefallen, nachtragen.
Isabel Allende – Das Geisterhaus
Jurek Becker - Bronsteins Kinder
Heinrich Böll – Ansichten eines Clowns
Bert Brecht – Der Kaukasische Kreidekreis
Hans Fallada – Wer einmal aus dem Blechnapf frisst
Reiner Kunze –Die wunderbaren Jahre
Siegried Lenz – Das Feuerschiff
Gudrun Pausewang – Die letzten Kinder von Schewenborn
Tilman Röhrig – In 300 Jahren vielleicht
Anna Seghers – Das wirkliche Blau
Max von der Grün – Irrlicht und Feuer
Liebe Grüße
Leilah
Die Meisten kenn ich gar nicht. Hab ich da was verpasst?
LeilahLilienruh - 09.10.2006 um 04:54 Uhr
Diese Nachricht wurde von LeilahLilienruh um 05:29:26 am 09.10.2006 editiert
Ihr Lieben,
melde mich zurück und lege mal die Lektüreliste vor. Sie wird sicher im Laufe der Zeit noch erweitert und verändert, soll aber erst einmal nicht zu erschlagend sein. Für
Anregungen bin ich weiterhin sehr dankbar.
Der Fänger im Roggen J. D. Salinger
Als Vaters Bart noch rot war Wolf-Dietrich Schnurre
Der Schüler Gerber Friedrich Torberg
Der Vorleser Bernhard Schlink
Der Mann im Strom Siegfried Lenz
Der Besuch der alten Dame Friedrich Dürrenmatt
Die Physiker
Der Richter und sein Henker
Die Ehe des Herrn Missisippi
Das Versprechen
Aus dem leben eines Taugenichts J. v. Eichendorff
Stiller Max Frisch
Homo Faber
Narziß und Goldmund Hermann Hesse
Unterm Rad
Die Buddenbrooks Thomas Mann
Tonio
Mario und der Zauberer
Der Wille zum Glück
Enttäuschung
Der Untertan Heinrich Mann
Endspiel Samuel Beckett
Murphy
Warten auf Godot
Das Bildnis des Dorian Gray Oscar Wilde
Die hässliche Herzogin Lion Feuchtwanger
Der falsche Nero
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß Robert Musil
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins Milan Kundera
Die Unsterblichkeit
1984 George Orwell
Wie der Stahl gehärtet wurde Nikolai Ostrowski
Das Parfum Patrick Süskind
Die Pest Albert Camus
Bonjour tristesse Francoise Sagan
Der Leopard Tommasi di Lampedusa:
Don Quixote Cervantes
Moby Dick Melville
Die Wand Marlen Haushofer
Robinson Crusoe Defoe
Der Fürst Macchiavelli
Ein Pyrenäenbuch Kurt Tucholsky
Im Laufe der Zeit Alfred Polgar
Wenn wir alle Engel wären Heinrich Spörl
Anmerkungen zu Hitler Sebastian Haffner
Essays Montaigne
Strategie Basil Liddel Hart
Wilhelm Meisters Wanderjahre J. W. v. Goethe
Die Wahlverwandtschaften
sowie die oben genannten Werke der Lehrerliste. Das sonderbare Layout resultiert aus der Eingabe per Kopie. Ich bitte dies zu entschuldigen.
LeilahLilienruh - 09.10.2006 um 05:14 Uhr
Liebe Mania,
ist natürlich nur meine ganz subjektive Meinung, aber ich finde die Bücher, nach denen Du gefragt hast, alle sehr lesenswert, den Brecht generell, manch Anderes (wie Das Feuerschiff) vielleicht eher für junge Leute. Allerdings finde ich gerade viele so genannte Jugendbücher in ihrer klaren Einfachheit von Form und Aussage sehr herzerfrischend und anregend auch für Erwachsene.
Den Röhrig kenne ich ehrlich gesagt selbst nur vom Hörensagen. Anna Seghers Buch ist sicherlich nicht Weltliteratur in dem Sinne, aber ein sehr anrührendes Werk ihrer späten Jahre und fasziniert mich als großen Kandinsky-Fan allein schon durch das Schwelgen in wunderbarstem "wirklichem Blau".
Viele Grüße
Leilah
Herr Aldi - 09.10.2006 um 09:48 Uhr
Diese Nachricht wurde von Herr Aldi um 09:49:19 am 09.10.2006 editiert
Tilmann Röhrig habe ich einst live in meiner Grundschule erlebt, ich war vielleicht sieben oder acht, da hat er meine Klasse besucht, aus seinem neuesten (Kinder-)Buch vorgelesen und sich mit uns unterhalten. Wenn ich mich recht erinnere, war ich ganz angetan und fand ihn recht sympathisch, allerdings kommt er mir in der Erinnerung viel jünger vor, als er wohl tatsächlich gewesen ist - das nur als Anekdote, sicher hilft es niemandem wirklich weiter.
LX.C - 09.10.2006 um 11:49 Uhr
Hallo Leilah,
ist ja eine beachtliche Liste. Die russische Weltliteratur kommt ein wenig selten vor.
Ansonsten würde ich vielleicht an Tucholsky noch etwas rumschrauben. So weit ich mich erinnere, hat er das Pyrenäenbuch selbst als sein schwächstes Werk benannt, welches er lieber nicht geschrieben hätte. Es gibt weitaus wichtigere Bücher, die Tucholsky und seine Zeit repräsentieren.
Tjoa, und denn der Camus, "Die Pest" wird natürlich immer in einem Atemzug mit ihm genannt. Aber rein Lebensphilosophisch sind "Der Fall" und insbesondere "Der Fremde" vielleicht doch prägendere Werke.
Nu ja, das als kleine Anmerkung, man möge mir verzeihen, dass ich sie mir wie so oft nicht verkneifen konnte.
LeilahLilienruh - 09.10.2006 um 13:30 Uhr
Nein, nein, ich danke Dir für diese Anmerkungen und nehme sie als Anregung. Wir diskutieren hier doch schließlich unter anderem, um uns weiter zu bringen, oder?
Was "die Russen" angeht, so habe ich mich zurück gehalten, weil mir das, was ich kenne, alles ein bisschen zu langatmig und/oder schwierig fürs Töchterchen erschien. "Krieg und Frieden" habe ich selbst zum Beispiel mit etwa dreizehn gelesen. Aber ist das nicht eigentlich unheimlich zäh für so ´ne Lütte? An welches russische Material dachtest Du denn?
Beim Tucholsky hast Du absolut Recht. Ich wollte halt gern einen Vorschlag aus dem Forum aufgreifen.
Dass einige Bücher, die man erwarten würde, überhaupt nicht auftauchen, liegt übrigens daran, dass natürlich auch vieles zusätzlich in der Liste des Lehrers stand, was ich nicht einfach herausgeschrieben habe. Das ist jetzt logischerweise ein wenig misslich.
Die Röhrig-Episode, lieber Herr Aldi, finde ich klasse. Durch solche Anekdoten kommt etwas Leben ins Forums-Leben. Erzähl ruhig weitere. Also, mir auf jeden Fall.
Ich wünsche Euch was, logischerweise nur das Beste.
Leilah
LX.C - 09.10.2006 um 16:40 Uhr
Ja, Krieg und Frieden, Anna Karenina usw. sind höchst ungeeignet, einem Jugendlichen solch schwierigen Bücher mit weit über 1000 Seiten in die Hand zu drücken ist natürlich Wahnsinn. Aus meiner Sicht würde ich auch eher Werke empfehlen, die mehr über die jüngste Geschichte dieses großen oft unüberschaubaren Landes vermitteln. Russland, dessen Historie und Geflogenheiten sind doch wahnsinnig interessant, da gibt es eine Menge spannendes zu entdecken, das den schulischen Horizont erweitert (ich weiß ja nicht, wie weit Russland in der Schule heute noch ein Thema ist, ich vermute kaum). Und auch den letzten "Weltanschauungskrieg" in Europa und dessen Folgen lernt man so in einem besseren Zusammenhang zu begreifen.
Da ich mich allerdings erst seit der zweiten Hälfte dieses Jahres etwas intensiver mit der russischen Literatur beschäftige, wärst du sicherlich schlecht beraten, von mir direkte Tipps anzunehmen. Arne könnte hier sicherlich sinnvollere Vorschläge machen, wenn er das denn wollte, er ist ja in diesem Forum so quasi ein Experte, was die russische Literatur angeht.
Gast873 - 09.10.2006 um 17:11 Uhr
Vieles, ohne im Einzelnen auf die Titeln einzugehen, was genannt wurde, ist absolute Zeitverschwendung, muss man sozusagen gar nicht lesen, weder jetzt noch später. Und das ist nicht böse gemeint. Mein Kommentar bezieht sich nur auf die unbeantwortete Frage weiter oben von Mania.
Mania - 15.10.2006 um 12:41 Uhr
Für jeden ist immer etwas anderes Zeitverschwendung. Ist alles subjektiv.
Ich hab letztenst irgendwo gelesen, dass etwa 90.000 Bücher pro Jahr publiziert werden. Also das nenne ich mal Zeitverschwendung. Sicherlich sind 80.000 davon purer Müll und wird dann auf wühltischen verramscht.
Kroni - 19.10.2006 um 00:29 Uhr
Lesen ist niemals Zeitverschwendung. Zwischen jeden Zeilen wachsen Gedanken.
turmfalke - 24.11.2006 um 17:35 Uhr
Hallo!
Bei mir ist es nun sechs Jahre her, dass ich fünfzehn war und ich weiß nun nicht mehr ganz genau was ich mit fünfzehn und was ich ein, zwei Jahre später las, aber so um das Alter habe ich gern folgendes gelesen:
Kafka, Shakespeare, Puschkin. Natürlich hab ich zwischendrin auch immer mal wieder was anderes gelesen, aber diese drei Autoren habe ich bevorzugt.
Liebe Grüße
Turmfalke
Herr Aldi - 24.11.2006 um 17:43 Uhr
Shakespeare im Original oder in der Schlegel-Übersetzung (oder gar in einer anderen Übersetzung)? Im Zuge einer Beschäftigung mit dem Hamlet ist mir vor einigen Wochen mal aufgefallen, wie sehr Schlegel den armen Shakespeare eigentlich vergewaltigt hat - wobei man sich dann natürlich fragen muss, ob nicht jede Übersetzung eine Vergewaltigung ist.
schio - 24.11.2006 um 19:24 Uhr
Möchte auch zwei Bücher vorschlagen:
Fynn: „Hallo Mister Gott, hier spricht Anna“
Manfred Kyber „Die drei Lichter der kleinen Veronika“
lg schio
turmfalke - 24.11.2006 um 20:42 Uhr
Diese Nachricht wurde von turmfalke um 20:44:07 am 24.11.2006 editiert
Hallo Herr Aldi!
Im Original hab ich sie nicht gelesen, nein, ich glaube das hätte ich nur so spärlich verstanden, dass mir der Spaß daran vergangen wäre. Ich habe Übersetzungen von Wolf Heinrich Graf Baudissin, Rudolf Schaller sowie die Sonette in Übersetzungen von vielen verschiedenen Übersetzern in einem Band. Die Sonette besitze ich in der Ausgabe Englisch/Deutsch und ich habe sie auch auf Englisch und auf Deutsch gelesen. Es waren einige schöne Übersetzungen dabei und andere die weniger treffend waren.
Ansonsten kann ich über Übersetzungen nicht viel sagen, da ich noch nicht soviel im Original gelesen habe.
Grüße
Turmfalke
Kenon - 25.11.2006 um 01:23 Uhr
Zitat:
wie sehr Schlegel den armen Shakespeare eigentlich vergewaltigt hat
Shakespeare ist der Fußball, mit dem Schlegel seine Tore geschossen hat.
bodhi - 25.11.2006 um 23:01 Uhr
Zitat:
Shakespeare ist der Fußball, mit dem Schlegel seine Tore geschossen hat.
In der Prägnanz nicht zu überbieten. Und das von jemandem, der von Fußball keine Ahnung hat. ;)
Aktuell lesen 12-Jährige in einer 6ten Klasse in einer rheinland-pfälzischen Schule:
Frances Hodgson Burnett - Der kleine Lord. GEOlino Bibliothek, € 4,95. (stellt die Schule kostenlos zur Verfügung)
Und dann lesen sie noch Hermann Melville - Moby Dick, zum Beispiel, und dann führen sie für das Schulfach Deutsch ein Lesetagebuch.
(Wer weiß noch aus dem Stehgreif, wie Moby Dick ausgeht? Ich wusst´s nicht mehr...)
Gast873 - 25.11.2006 um 23:14 Uhr
Ich möchte deswegen lieber Professor für Literatur als Schullehrer sein ;-). "Das Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes" würde ich als Lehrer empfehlen, als Prof. aber den anderen Hebbel, der "Judith" u.a. Tragödien ala Euripides geschrieben hat, bei dem sehr viel literarisches Blut fließt.
Gruß
Hyperion
bodhi - 25.11.2006 um 23:27 Uhr
Zitat:
Ich möchte deswegen...
Weswegen? Wegen Moby Dick? Hilf mir mal grad, versteh ich nicht. Wegen des "Niveaus" oder wie?
Falls deswegen: Man kann bestimmt auch in Moby Dick alles finden, was der Intellekt begehrt. Ob als Lit.-Prof., oder auch als Psy.-Prof.. Was man finden und darstellen will, findet und darstellt man doch immer. Oder?
Gast873 - 25.11.2006 um 23:37 Uhr
Nein, nur wegen des Schuldilemmas, was das Alter anbetrifft. Übrigens schreibt Melville auf einem sehr gebildeten Niveau mit vielen lateinischen Zitaten, die man trotzdem beherrschen muss, wie an der Uni quasi. Irgendwo habe ich auch gelesen, dass man den Beruf des Lehrers mit der frühkindlichen (ödipalen) Erziehung der Mutter vergleichen kann, während ein Prof. Dr. die väterliche Rolle übernimmt, und sich um die schon fertigen "fast" erwachsenen Menschen (Studenten) kümmert. Bin lieber in der Hinsicht für die männliche Rolle ;-). Die Diskussionen sind dabei dann ernsthafter, na ja meistens jedenfalls.
Gruß
Hyperion
bodhi - 25.11.2006 um 23:41 Uhr
Zitat:
Nein, nur wegen des Schuldilemmas, was das Alter anbetrifft.
Ach so.
Zitat:
Irgendwo habe ich auch gelesen, dass man den Beruf des Lehrers mit der frühkindlichen (ödipalen) Erziehung der Mutter vergleichen kann, während ein Prof. Dr. die väterliche Rolle übernimmt, und sich um die schon fertigen "fast" erwachsenen Menschen (Studenten) kümmert.
Zu weiblichen Professorinnen habe ich mich stets in mütterlicher (oder sonstiger) Verneigung hingezogen gefühlt. Und jetzt? Muss ich jetzt in Therapie?
Gast873 - 25.11.2006 um 23:50 Uhr
Sehr schön, wahrscheinlich weil das "Klugreden" beim anderen Geschlecht, um mir mal die Worte vom Nietzsche auszleihen, "erotisch ist". Wie Recht hatte der Nietzsche bloß? Und ich finde auch weibliche Professorinnen (aber nicht alle) ziemlich sexy, insonderheit die im Fach Philosophie.
bodhi - 26.11.2006 um 00:00 Uhr
Ach naja, Vater-Mutter, Mutter-Vater, wollte doch nur ein bisschen an der von Dir zitierten Theorie kratzen. Der Prof. kann ja auch n Kumpel sein oder einfach nur n Prof., der einem was vermittelt.
Aber das ist wie bei Moby Dick. Man legt rein, was man reinlegen will. Ich kann sagen: Das ist nur ein Wal und da ist ein Ahab, der ihn kriegen will. Oder ich kann sagen: Der Wal steht für x, und das Meer für y, und der Käptn für z, und die Besatzung für die Wasserträger (im Sinne der ausgebeuteten Beschäftigten unter Vertrag eines Unternehmers, hm, hm...), und das Schiff ist die Form, die die Leere ist, die gefüllt werden will, und der Schluss des Buches ist erst der Anfang (zu Variable v) usw. usf. ist klar denke ich.
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