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Literaturforum: Gendern - die Sexualisierung unserer Sprache


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Forum > Medienkritik & Kommunikation > Gendern - die Sexualisierung unserer Sprache
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 Thema: Gendern - die Sexualisierung unserer Sprache
ArnoAbendschoen
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10. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.04.2021 um 17:58 Uhr

Was dich interessieren könnte, Kenon, falls noch nicht bekannt: Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat am 26.3.21 weitere Empfehlungen veröffentlicht. Sie stärken zunächst unsere Position und bemängeln manches von uns hier auch schon Kritisierte. Kostprobe aus Anlage 1:

Zitat:

Bei der Umsetzung geschlechtergerechter Sprache und Schreibung in Unternehmen oder Verwaltungen bleiben grammatische Fragen zumindest partiell unberücksichtigt. Daraus ergeben sich für die geschriebene Sprache Folgeprobleme, die im Sprachsystem des Deutschen zu grammatisch nicht korrekten, die Verständlichkeit beeinträchtigenden Lösungen führen (s. Liste Orthografisch nicht normgerechte Wortbildungen).

Gerade diese Liste (Anlage 2) hat es in sich.

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Kenon
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11. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.04.2021 um 00:03 Uhr

Danke, Arno. Die Nachricht selbst hatte mich schon erreicht, die große Suchmaschine kennt ja meine Interessen und hält mir entsprechende Artikel unter die Nase. Die Quelle hatte ich mir allerdings nicht angeschaut, was ich jetzt gern nachgeholt habe:

Geschlechtergerechte Schreibung (Rat für deutsche Rechtschreibung)

1) Es ist natürlich begrüßenswert, wenn eigentlich anerkannte Experten einmal festhalten, wie sie aktuell praktiziertes Gendern in der deutschen Sprache einordnen und dabei zu einer ablehnenden Einschätzung kommen.

2) Allerdings übernehmen sie bei dieser Einschätzung das Framing, dass die Gendersprache “geschlechtergerecht” wäre, was ja bereits Teil des Problems ist.

3) Meine eigene Einschätzung: In der Praxis wird die Empfehlung des Rechtschreibrates kaum Auswirkungen haben, da Gendern eine Ideologie ist, die sich nur an ihren eigenen Wertmaßstäben orientiert. Wer gendert, bringt die Sprache als Opfer dar, weil er / sie / es / xier / dier / xies (ich habe bestimmt noch mindestens 70 verschiedene neuartige Pronomen vergessen) “Geschlechtergerechtigkeit” als höheres Ziel ansieht. Was kümmern da Regelwidrigkeiten, formale Fehler und alles andere, was dagegen spricht?

Zitat:

Ziel ist es zudem, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung in allen deutschsprachigen Ländern zu erhalten.

Die Gendersprache hat bereits zu einer Spaltung der Kommunikation in der deutschen Sprache geführt. Aus meiner parteiischen Sicht ist überall dort, wo die Gendersprache praktiziert wird, verlorenes Territorium. Ich habe dazu keinen Zugang mehr; es könnte genauso gut ein anderer Planet sein, auf dem da gesprochen und geschrieben wird. Das mag von Befürwortern beabsichtigt sein, widerspricht aber krass ihrer vorgeblichen “Inklusionsabsicht”.

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Kenon
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12. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 29.04.2021 um 23:48 Uhr

Nachrichten von 2017 können für manche auch 2021 noch eine Neuigkeit sein:

Frankreichs Premier verbietet Gender-Schreibweisen (welt.de)

Zitat:

Schwer lesbare „genderneutrale“ Schreibweisen von Wörtern gibt es auch in Frankreich. Jetzt hat der Pariser Regierungschef es seinen Beamten untersagt, diese Schreibungen zu benutzen.

Französisch habe ich nie gelernt, aber wenn ich die Beispiele sehe, können wir noch froh darüber sein, was man bei uns mit der deutschen Sprache anrichtet:

Zitat:

Da werden aus den Abgeordneten „les deputé·e·s“ und aus den Wählern „les électeur·rice·s“

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ArnoAbendschoen
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13. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 12.05.2021 um 11:05 Uhr

Das Neueste aus Frankreich, falls noch nicht bekannt:

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/frankreich-verbietet-schriftlich es-gendern-an-schulen-17332003.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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14. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 13.05.2021 um 13:13 Uhr

Im zuvor verlinkten FAZ-Artikel gibt es auch eine Abstimmung:

Von momentan 47.286 Teilnehmern stehen 77% der Gendersprache stark ablehnend gegenüber, 7% nehmen eine neutrale Position ein und 16% finden sie gut.

(Frage: "Finden Sie eine gendersensible Sprache gut?")

In staatlichen Institutionen, insbesondere Bildungsanstalten, sollte die amtliche Rechtschreibung eingehalten werden, daher begrüße ich die französische Entscheidung, schriftliches Gendern an Schulen zu verbieten.

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15. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 14.05.2021 um 22:51 Uhr

Ich verlinke mittlerweile nur ungern zur Berliner Zeitung, aber dieses Interview mit dem Linguisten Peter Eisenberg (geb. 1940 in Strausberg, Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung) ist mit das beste, was mir bisher zum leidigen Thema Gendern untergekommen ist:

Zitat:

Wenn ich das versuchsweise ernst nehmen würde bei einem Satz wie: Die Streicher und Bläser der Berliner Philharmoniker gehören weltweit zu den besten, dann wird daraus: Die Streichenden und die Blasenden der Berliner Philharmonikerinnen und Philharmoniker gehören … Das ist kein Deutsch. Es ist einfach absurd zu behaupten, dass die Partizipiensubstantive generell verwendbar seien. Die haben ihre gute Bedeutung. Wenn ich sage: Die Mitarbeitenden werden das Ziel der Klasse erreichen, dann ist das etwas völlig anderes, als wenn ich sage: Die Mitarbeiter von Audi werden Erfolg haben. Der Unterschied ist offensichtlich.

Quelle: Linguist Peter Eisenberg: „Die Genderfraktion verachtet die deutsche Sprache“ (Berliner Zeitung)

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ArnoAbendschoen
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16. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 15.05.2021 um 21:59 Uhr

Das Eisenberg-Interview kannte ich schon und fand es auch vorzüglich. Noch besser ist jetzt ein langer Aufsatz von Ingo Meyer, Korrektor des Verlags der Berliner Zeitung, eine glasklare Analyse und messerscharfe Abrechnung:

https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/gendern-ist-eine-sprachliche-katastrophe-li.158476

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ArnoAbendschoen
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17. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.06.2021 um 22:04 Uhr

Die "Berliner Zeitung" veröffentlichte heute online die Positionen ihrer Redakteure zum Gendern, jeweils mit Begründung. Die sich daraus ergebende Statistik sieht so aus:

Teilgenommen: 56

contra Gendern: 29 (absolute Mehrheit!)

pro Gendern: 19

unentschieden bzw. für Kompromisse: 8

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Kenon
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18. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.06.2021 um 22:48 Uhr

Danke für das Teilen des Umfrageergebnisses, Arno. Natürlich sind trotzdem noch ziemlich viele Redakteure der Berliner Zeitung dafür, in der Bevölkerung sieht es ja ganz anders aus.

Gendern, das vorgibt, durch veränderte Sprachformen soziale Gerechtigkeit herstellen zu wollen und zu können, ist gerade im nicht-privaten Bereich das Projekt einer lauten und vor allem privilegierten Minderheit, die sicherlich aus durchaus gebildeten Menschen besteht, die aber auch über besondere Macht verfügen, sei es, dass sie durch die Medien zu vielen anderen Menschen sprechen oder weil sie beispielsweise Gleichstellungsbeauftragte sind und ihre Organisationen mit entsprechenden Leitfäden einnorden, ohne dass sie mit Widerständen rechnen müssen, da sie nach der Definition ihrer Rolle schließlich die Guten sind.

Spannend fand ich kürzlich die Wortmeldung von Elke Heidenreich zum Thema. Ein weiterer Beweis dafür, dass man alt und gleichzeitig doch noch ganz frisch sein kann:

Zitat:

Grauenhaft, wenn ich das schon höre, diese Sprache«, sagte die 78-Jährige dem »Kölner Stadt-Anzeiger« in einem Podcast. »Das ist alles ein verlogener Scheißdreck.« Sie könne es »auf den Tod nicht leiden, die Sprache so zu verhunzen«. Sie werde »diese Sprachverhunzung nicht mitmachen«.

»Wenn ich sage Menschen, meine ich Menschen. Wenn ich Künstler sage, meine ich alle Künstler, die Künstler sind, auch die Frauen«, sagte Heidenreich der Zeitung und ergänzte: »Dieses feministische Getue in der Sprache geht mir furchtbar gegen den Strich.«

Quelle: spiegel.de

In einem bestimmten Medium (mittlerweile offenbar korrigiert) hat man sich aber nicht entblödet, Frau Heidenreich süffisant ihr Alter vorzuwerfen, wenn auch nur indirekt. Die “Schriftsteller-in” ist ja schon 78. Muss man diese Frau noch ernst nehmen? Versteht sie noch etwas vom Leben, wie lange ist sie überhaupt noch da?
Wäre sie ein Mann, hätte man ihr das Mann-Sein vorgeworfen: Ein Mann hat ja gar kein Recht, sich zum Thema zu äußern, weil er Vertreter des “Patriarchats” und Nutznießer der herkömmlichen Sprache ist. Wäre Elke eine junge Frau, könnte man sicherlich irgendwie ihre Sexualität feststellen und sagen: Aber Elke ist doch heterosexuell, die braucht sich nicht bei diesem Thema melden. Das sind tatsächlich Argumente, die Genderfreunde ins Feld führen. Am liebsten reden sie aber von Gerechtigkeit, Sichtbarkeit der Geschlechter, Höflichkeit, Berufswahl und vor allem dem Sprachwandel: Sprache ändert sich (und zufällig genau so, wie sie es sich wünschen …), finde Dich damit ab, Du kannst nichts dagegen tun.

Ich unterhalte mich natürlich auch manchmal mit Genderfreunden. Einer stritt neulich gar nicht ab, dass die sprachlichen Mittel, die zum Einsatz kommen, Schikanen sind – aber sie würden ja einem guten Zweck dienen.

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Kenon
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19. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.07.2021 um 09:19 Uhr

Das Thema wird uns wohl noch eine zeitlang bewegen – aber es gibt auch Hoffnungsschimmer wie diesen Essay von Dörte Stein, der ausgerechnet in der taz erschien; allerdings ist er auch immer noch ein Rückzugsgefecht, das am Ende zu retten versucht, was nicht zu retten ist:

Zitat:

Die Idee, mit dem Gendersternchen eine diskriminierungsfreie Gesellschaft zu erzwingen, ist gescheitert. Die Gendersprache schließt zu viele aus.

[...]

Die feministische Linguistik setzt das grammatische Geschlecht mit dem biologischen gleich, was grammatikalisch falsch und sprachhistorisch umstritten ist, und lädt die Sprache symbolisch auf: die Frau sei in der Sprache nicht sichtbar, sondern nur mitgemeint. Die Schreibweise /-in reduziere die Frau auf die Endsilbe. Das große Binnen-I zeige Gleichwertigkeit. Die Queer-Theorie fügt hinzu: Der Unterstrich schaffe Platz für alle Geschlechter. Erstaunlicherweise erfreut sich diese wenig wissenschaftliche Sichtweise ausgerechnet in akademischen Kreisen größter Popularität.

Quelle: Gendern als Ausschlusskriterium (taz.de)

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