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Schülerliste
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Autor
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Thema: Schülerliste
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Gast873
Mitglied
1457 Forenbeiträge seit dem 22.06.2006
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10. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 07.09.2006 um 22:37 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 22:40:16 am 07.09.2006 editiert
Vielleicht meine ich damit nichts anderes als alles zu seiner Zeit, und die wird kommen. Ich habe versucht schon ein Mal solch einen Kanon aufzustellen: http://www.versalia.de/forum/beitrag.php?board=v_forum&thread=2205
Ich gebe aber zu, dass er sich, wie auch immer er anspruchsvoll zu sein scheint, doch eher an ein akademisch gebildetes Publikum wendet, sprich dass der Kanon mindestens auf dem propädeutischen Niveau eines Literaturstudenten im Hauptstudium sich geisteswissenschaftlich bewegt, und das könnte ich wahrlich einem fünfzehnjährigen Kind doch nicht zumuten. Andererseits kann man einem Menschen das Lesen oder die Lust am Lesen leicht vermiesen, indem man es mit schwerer Literatur-Kost überfordert und damit das Gegenteil evoziert.
Das wäre zum Begriff "zu früh" meinerseits am schicklichsten zu umschreiben. Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Gruß
Hyperion
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LeilahLilienruh
Mitglied
44 Forenbeiträge seit dem 16.01.2006
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11. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 07.09.2006 um 23:46 Uhr |
Diese Nachricht wurde von LeilahLilienruh um 23:50:48 am 07.09.2006 editiert
Also, Eure Vorschläge finde ich bisher fast alle prima und sehr sinnvoll. Mir selbst fällt die Auswahl da ein bisschen schwer, weil ich, wie gesagt, ein recht eigenartiges Kind war, das in einem Haus voller Bücher aufgewachsen ist und alles Lesbare schier verschlungen hat.
Natürlich war vieles davon nicht dem jeweiligen Alter entsprechend. Ich habe noch deutlich die mahnenden Worte meines Onkels im Ohr, der manchmal kopfschüttelnd vorbei ging und murmelte: "Das ist aber noch nichts für Kinder!" Als artiges Kind habe ich das Werk dann jedes Mal vor seinen Augen wieder zum Regal zurück getragen - aber kaum war er weg, war es wieder in meiner Hand. Der reinste Magnetismus!
Keine Ahnung, ob eine Dreizehnjährige (wie ich damals) von Simone de Beauvoir oder Paul Boldt ernsthaften Schaden nimmt. Die Frage ist wohl eher, ob´s was bringt.
Am Mokick gebastelt habe ich neben dem Lesen übrigens auch gern, lieber LX.C. Bei mir war´s eine rote Honda CB50, und ich war sechzehn.
Keine Ahnung, ob mir meine Erinnerung einen Streich spielt oder ob heute in der Schule tatsächlich noch viel weniger Lektüre auf dem Programm steht als in meiner Kindheit. Ich glaube, mancher Deutschlehrer würde selbst gern mehr Bücher durchnehmen, aber da bleibt einfach zu wenig Zeit für. Die Kinder wären gar nicht mal unbedingt abgeneigt.
Ach, was haltet Ihr eigentlich davon, etwas von Dürrenmatt und Stefan Zweig mit auf die Liste zu nehmen? Die lesen sich ja eigentlich auch sehr gut und sind nicht zu geschraubt.
Gezeitenlos
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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12. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 01:09 Uhr |
Diese Nachricht wurde von LX.C um 01:10:06 am 08.09.2006 editiert
Ha, ja siehst du, das wollte ich gerade vorschlagen. Warum gleich wieder so schwere Dramen auftischen. Hätte man mir Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame“ oder "Die Physiker“ vorgesetzt, hätte ich vermutlich meinen Spaß gehabt. Wie ich hörte, soll man die Dramen heutzutage sogar beim Abi lesen.
Ein ganz großes Vergnüge ist natürlich auch Becketts "Warten auf Godot“
Zweig weiß ich nicht, den empfinde ich als langweilig. Aber vielleicht ist das auch so Frauenliteratur, also ohne das jetzt negativ zu meinen.
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bodhi
Mitglied
741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
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13. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 04:35 Uhr |
Wie wär´s denn mit Karl May? Da geht´s schön bunt zu. Von "Durch die Wüste" über "Winnetou" bis "Satan und Ischariot" und "Schloss Rodriganda".
Ich glaube, den Herrn hatten wir im Forum noch nicht. Wurde Zeit, dass er mal Erwähnung findet.
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Hermes
Mitglied
447 Forenbeiträge seit dem 23.01.2006
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14. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 10:25 Uhr |
Hallo Leilah,
ich kann mich meinen Vorrednern (-schreibern?) im Wesentlichen nur anschliessen. Ein Buch jedoch, das ich als Jugendlicher mehrfach und sehr gern gelesen habe, blieb allerdings bislang unerwähnt - es ist meines Erachtens allerdings die Überlegung wert:
Friedrich Torberg - Der Schüler Gerber
Die Handlung des Romans ist fesselnd und, obwohl sie wohl in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts spielt, weiterhin sehr aktuell.
Solltest Du ihr das Buch empfehlen und sie es tatsächlich lesen (ich weiss nicht, ob Du es gelesen hast), macht es sicherlich Sinn, sie auf das böse Ende vorzubereiten bzw. nachher mit ihr darüber zu sprechen.
Diffuses Halbwissen.
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Herr Aldi
Mitglied
106 Forenbeiträge seit dem 21.05.2005
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15. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 11:14 Uhr |
Als ich 15 war, hatte ich gerade meine lesefaule Phase, d.h. ich habe wohl das ganze Jahr über kein einziges Stück Literatur angerührt außer das, was mir von der Schule her verordnet wurde (das war dann Wedekinds Frühlings Erwachen und Werfels Der Abituriententag, hat mich nicht gerade motiviert, wieder mehr zu lesen, meiner Meinung nach keine gelungenen Werke).
Den "Wiedereinstieg" habe ich mit dem schon angesprochenen 1984 und Animal Farm von Orwell geschafft, weiter gings über Huxleys Brave New World und Frischs Stiller bis schließlich hin zu Kafka - die drei Erstgenannten kann ich guten Gewissens empfehlen, bei Kafka bin ich vorsichtig. Ich selbst war vor allem von In der Strafkolonie und von vielen seiner Kurztexte begeistert, aber vermutlich stand ich in meiner Altersklasse mit meiner Begeisterung recht alleine da.
Nur als kleine Warnung, falls du das Werk nicht kennst: zimperlich geht es in der Strafkolonie sicherlich nicht zu.
Wie entwürdigt man den Tod am besten? Indem man den Willen hinterlässt, im Sarg auf den Bauch gelegt zu werden. (Wolfgang Hildesheimer)
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Mania
Mitglied
467 Forenbeiträge seit dem 18.11.2005
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16. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 12:57 Uhr |
Zitat:
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 22:40:16 am 07.09.2006 editiert
Vielleicht meine ich damit nichts anderes als alles zu seiner Zeit, und die wird kommen.
Was kann man irgendwem schon zumuten? Anscheinend möchte die junge Frau sich literarisch weiterbilden. Sie hat von sich aus den Wunsch nach "Klassikern" geäußert. Anscheinend ist ihre Zeit schon gekommen, solch Werke in die Hand zu nehmen.
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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17. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 13:29 Uhr |
Ich bin aus eigener Erfahrung geneigt, Hyperion zuzustimmen. Andererseits ist es vielleicht wirklich wichtig, wenn erwünscht, literarisch so früh wie möglich von seinen Eltern gefördert zu werden. Ich meine, die Bitte Leilahs Tochter ist vermutlich schon eine recht seltene, man kann sie ihr auch nicht einfach abschlagen, sie auf Trivialliteratur oder Comics vertrösten. Vielleicht ist die frühe Verinnerlichung von Büchern ersten Ranges ja tatsächlich der Schlüssel zu einer akademischen Karriere.
Friedrich Torberg "Der Schüler Gerber" werde ich übrigens auf meine eigene Schülerliste setzen =P Hört sich interessant an.
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Gast873
Mitglied
1457 Forenbeiträge seit dem 22.06.2006
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18. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 13:39 Uhr |
Genau, was ich zu sagen beabsichtige ist, dass es vieleicht ein Irrtum oder die Laune eines Kindes sein kann, alles !, mit fünfzehn Jahren schon erfassen zu wollen. Der Mensch wird mit hundert Jahren, vorausgesetzt er lebt so lange, immer noch nicht alles gelesen haben, was es zu Lesen gibt. Dazu reicht ein Menschenleben nicht aus. Aber es ist besser, man fängt tunlichst damit an, wenn der Hunger danach am größten ist.
Und darin stimme ich mit dir überein Mania, sie soll nur langen Atem beweisen und die Werke lesen, die sie reizen oder gutdünken zu lesen, sogar die Römer und Griechen meinetwegen jetzt schon, vielleicht wird damit, wie Lx.C schreibt, tatsächlich der Grundstein gelegt für einen späteren Dienst an der Literatur auf höherem Niveau als die "Schule" dies zu leisten vermag, den ich nur begrüßen kann und will!
Gruß
Hyperion
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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19. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.09.2006 um 14:23 Uhr |
Ach ja, ich hab noch eins:
Nikolai Ostrowski "Wie der Stahl gehärtet wurde"
Wie Arne schrieb, hat man das in der DDR in der 8. Klasse gelesen. Da bin ich aufgrund der friedlichen Revolution wohl gerade drum herum gekommen (450 Seiten sind auch nicht jeden Schülers Sache). Dafür hole ich es heute mit umso größerem Vergnügen nach. Ganz großartiges Buch, zärtlich, rau und brutal zugleich. Auch wenn ich nicht mal die Hälfte gelesen habe, schätze ich es jetzt schon als eines der besten Bücher ein, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ein vergessener Klassiker. Weltliteratur, die von einer wirklich spannenden Zeit berichtet, und über ein Land, das bis heute ein geheimnisvolles ist.
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