Wittgenstein
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 06.02.2007 um 20:37 Uhr |
Kleine Dramen.
Neue Klarheiten scheinen sich im Kopf einzufinden. Kleine Dramen, die außer mir, der ich in meinen Kopf schauen kann, niemand sieht. Angst davor, das Schon-Erreichte, das Ergebnis der Angstüberwindung zu verlieren. Lauter kleine Dramen, die ich selber schreibe, bei denen ich aber noch unsicher bin, welche Rollen es zu besetzen geben wird. Welche Rolle möchte ich spielen? Den alles, wirklich alles bestimmenden Erzähler? Einen Autor, der gottesgleich über seinem Stück wacht und es dennoch nur menschlich schreibt? Oder möchte ich ein kleines Rädchen im Kabinett der Figuren sein, die zusammen erst die Botschaft der kleinen Dramen festschreiben? Noch schlimmer – falls ich tatsächlich einmal die kleinen Dramen jemandem erzählen werde – die Zuhörer werden sich doch ihren eigenen Sinn auf sie zusammenreimen! Meine Zuhörerschaft könnte aus den kleinen Dramen große Dramen machen, emotionale Bergmassive aufschichten, die dann wieder neuer Geschichten (Kleiner Komödien?) bedürfen, um sie aufzulösen.
Ich bevorzuge daher folgendes: Stück für Stück werde ich die Handlung und die Namen der Personen, die die kleinen Dramen spielen, veröffentlichen. Heute werden wir vielleicht den Helden eines kleinen Dramas kennen lernen, morgen die Umstände und Bedingungen, die ihn zum Helden werden lassen. So sollte mit der Zeit klarer werden, was denn nun eigentlich das Gemeinsame an all den kleinen Dramen ist – und ob man aus ihnen vielleicht ein kleines Bändchen zimmern kann.
Die kleinen Dramen sind also vor allem Fiktion. Aber woher haben die kleinen Dramen ihren Antrieb? Welche wirklichen Bausteine werden in die Fiktion eingewoben, um eine neue dramatische Wirklichkeit auszuschreiben? Das weiß ich noch nicht. Eines ist klar: Viele der Figuren in den kleinen Dramen haben Angst. Angst zu versagen. Angst allein zu bleiben. Angst nie mehr so geliebt zu werden. Vielleicht ist es so: die kleinen Dramen, sind keine Angst-Geschichten, sondern Angstmacher. Sie wiederholen die Angst, vernebeln das Gehirn und nehmen die Möglichkeit, klares Licht in die Geschichten einfließen zu lassen.
Aber was macht man in so einem Fall? Ist die Gesamtheit der Geschichte jeweils der Angst ihrer Figur ausgeliefert oder kann man aus der Geschichte heraus die Angst beeinflussen? Was tut man auf jeden Fall mit all der Angst? Auf jeden Fall ängstigt man sich zuerst einmal. Dann wird man müde und dann findet sich eine Lösung für das jeweilige Problem. Der jeweilige Gegenstand, an dem die Angst hängt, der emotionale Lufthaken, der in den Himmel der Erwartungen geschraubt wurde, gibt nach und die Angst erklärt sich als das, was sie wohl schon immer war: Teil des Lebens, zum Leben gehörend, erfahrbar und erzählbar. Und dann ist auch schon der Zweck der kleinen Dramen erfüllt: Sie geben dir eine Chance. Ich darf der Goethe sein, der seine eigenen kleinen Dramen schreibt.
ICH-AG. Hauptaktionäre Mami und Papi.
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