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Literaturforum: Der Weg ist das Ziel?


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Forum > Philosophie > Der Weg ist das Ziel?
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 Thema: Der Weg ist das Ziel?
LX.C
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 03.08.2006 um 00:54 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 00:59:44 am 03.08.2006 editiert

[Quote]Der Mensch ist nicht gemacht, um im Paradies zu leben. Er ist gemacht, auf dem Weg zu sein, in der Mühe, im Kampf, in der Herausforderung aller seiner Kräfte, das ist sein Paradies. Unterwegs hat er das Gefühl, ein Mensch zu sein, noch lebendig, noch gebraucht. Ist er irgendwo angekommen, bricht seine innere Welt zusammen, versiegen die Quellen.[/Quote]

Quelle: Wander, Fred: Ein Zimmer in Paris, Aufbau Verlag, Berlin und Weimar 1976, S.196.


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Gast873
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.08.2006 um 00:59 Uhr

Das ist der pure und absolute Idealismus, demgemäß die Approximation an ein Ideal das eigentliche Ideal darstellt. Nichts ist so perfekt und so kugelrund, um mit Platon zu sprechen, wie die Idee einer Kugel.

Gruß
Hyperion

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LX.C
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.08.2006 um 01:29 Uhr

[Quote]die Approximation an ein Ideal das eigentliche Ideal darstellt[/Quote]

Was also übersetzt nichts anderes bedeutet, als dass der Weg das Ziel ist.

Nun ist ein Ideal nie erreichbar, aber ein Ziel. Und der Mensch verwendet häufig viel Energie, seine Ziele zu erreichen und verliert bei allem Kraftaufwand das Gespür für den Weg, das Leben. Und Leben heißt das primäre Ziel. Nun versuchst du dich sehr philosophisch auszudrücken, aber vielleicht ist dir rein empirisch schon einmal aufgefallen, dass ein erreichtes Ziel seine zuvor beigemessene Bedeutung verlieren kann. Der angekommene Mensch neigt dazu stumpfsinnig, einfallslos und träge zu werden, sich gehen zu lassen, wenn er nicht wieder aufbricht ist er verloren.


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Gast873
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.08.2006 um 01:39 Uhr

Dass das Ideal nie erreichbar ist, stellt für einen Idealisten überhapt kein Problem dar, denn es kommt darauf an, sich diesem Ideal anzunähern. Für einen Realisten hingegen ist das Ziel erreichbar, aber deswegen enttäuschend weil er auf diesem Zustand des erreichten Telos beharrt und die Wirklichkeit als Mangel empfindet, vermöge der er ungücklich bleibt. Der Idealismus ist eine metaphysische Überbietung dieses mangelhaften und unperfekten Zustandes. Der Platonische Staat wird aus diesem Grunde die beste Utopie sein, die aber nie erreicht und da war, noch je wird erreicht werden können.

Gruß
Hyperion

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LX.C
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.08.2006 um 12:23 Uhr

Nun sind die Menschen gemeinhin keine Idealisten im philosophischen Sinne, sondern von der Existenz der realen Welt und der Einheit von Körper und Seele überzeugt. So stammt dieses Zitat auch von keinem Philosophen, der sich bei diesen Worten Gedanken über Idealismus, Spiritualismus, Materialismus oder Realismus gemacht hat, sondern von einem Mensch, der alle (für uns kaum noch) erdenklichen Facetten des Lebens zu spüren bekam. Wie ich schon andeutete, soll es bei diesem Beitrag weniger um irgendeine Schulbuchphilosophie gehen, sondern viel mehr um persönliche Erfahrungen, Meinungen und Lebenseinstellungen. Trotzdem danke für deinen theoretischen Unterbau.


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Marc
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9 Forenbeiträge
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.08.2006 um 17:55 Uhr

[Quote]Der Mensch ist nicht gemacht, um im Paradies zu leben. Er ist gemacht, auf dem Weg zu sein, in der Mühe, im Kampf, in der Herausforderung aller seiner Kräfte, das ist sein Paradies. [/Quote]

Mühe und Kampf mögen für den Autor Fred Wander das Paradies sein, für d e n Menschen gewiss nicht. Ich halte es für das, was es ist: Mühe und Kampf. Das ist nicht das Paradies, es sind Dinge, die den Menschen nach der Vertreibung aus dem Paradies erwarten. In meinem Verständnis ist das Paradies der Ort, wo ich mich zu Hause fühle. Dies kann auch unterwegs sein. Der Mythos vom Paradies ist ein Sinnbild für dieses Zuhause, das wesentlich innerlich zu verstehen ist. Man kann sich dieses Zuhause auch in den Mühen und Kämpfen des Lebens bewahren, man darf diese aber nicht mit dem Paradies verwechseln. Das «Paradies» findet sich konkret eher in den Augenblicken der Vergegenwärtigung, des Innehaltens, des Schauens, des Tuns, des Nachdenkens, des Gesprächs. Gelingt es dem Menschen da zu leben, wird er sich vor dem Ankommen nicht mehr fürchten, denn das Ankommen verliert jegliche Bedeutung, ebenso die gesteckten Ziele. Sie waren Chimären, ein Teil der Leere, die er fürchtete und vor der er davon rannte.

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LX.C
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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.08.2006 um 19:23 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 19:36:23 am 05.08.2006 editiert

[Quote]Das «Paradies» findet sich konkret eher in den Augenblicken der Vergegenwärtigung, des Innehaltens, des Schauens, des Tuns, des Nachdenkens, des Gesprächs.[/Quote]

Also doch unterwegs? So scheint es Fred Wander doch gemeint zu haben. Unterwegs sein bedeutet ja nicht physisch von Punkt A zu Punkt B, sondern sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Im Erreichten zu verweilen kann sehr destruktiv sein. Auch wenn der Mensch aus Trägheit dazu neigt. Ziele sind lebensnotwendig, ihr Erreichen wichtig, doch dürfen sie nie einen Endzustand darstellen (?) Sie sind nichts als ein neuer Ausgangspunkt. Und so strebt der Mensch fort und findet sein Paradies "unterwegs".


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Franklin Bekker
Mitglied

98 Forenbeiträge
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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.08.2006 um 19:50 Uhr

Nun... manches wollen wir, um den Weg nicht gehen zu müssen. Verständnis zum Beispiel wenn wir uns nicht verständigen wollen...

Am Ende geht es vielleicht nicht darum was nun das Ziel ist das Ziel oder der Weg, vielleicht haben wir nicht einmal zu entscheiden, was das dem Leben dienlichere ist. Auf dem Weg zum Plumsklo schleppe ich ein paar Diestelsamen mit mir herum...

Aber man kann beobachten wer auf welche Weise über das Leben redet. Der ein Ziel hat schert sich nich um den Weg und der keins hat wäre schon froh einen Weg zu haben.

Und außerdem gehts immer ums Leben oder gehts nicht manchmal um mehr?


Komm schon, gieß mich in Bronze!
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LX.C
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8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.08.2006 um 22:17 Uhr

[Quote]Der ein Ziel hat schert sich nich um den Weg[/Quote]

Derjenige, der sich um den Weg nicht schert, ist arm dran, er verpasst das Wesentliche am Leben.

[Quote]Und außerdem gehts immer ums Leben oder gehts nicht manchmal um mehr?[/Quote]

Vielleicht geht’s auch um einen zufriedenen Tod. Vielleicht ist dies das höchste aller Ziele.


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Mania
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467 Forenbeiträge
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9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.08.2006 um 11:56 Uhr

Unsterblichkeit ist das höchste aller Ziele.

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