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biografie - das oberflächlichste
Autor: Anna · Rubrik:
Erzählungen

ich trinke tee mit milch und honig, kaffee aber schwarz. schlechten espresso lasse ich links liegen und meinen wein kaufe ich im fachhandel. im restaurant möchte ich nur filet mignon essen, in einer trattoria aber eine pizza. hühnerhaut mag ich nicht. in fremden städten liebe ich es, still zu sitzen und zuerst die stadt einfach anzuschauen. das portugiesische essen schmeckt am besten in der baixa. lissabon ist meine stadt und meine heimat. am liebsten mag ich aber das pantheon in rom. unter der kuppel fühle ich mich herrlich klein und ich kann mich wundern, warum es dort nicht reinregnet. in paris war ich schon lange nicht mehr, sie ist mir zu überladen. außerdem kann ich kein wort französisch und ich kann es nicht mal schreiben. in berlin mag ich die mitte und muss mit taxi heimfahren, weil ich mich immernoch verlaufe. touristen erkläre ich gerne den weg. zur not laufe ich auch mit. das ist manchmal aber garnicht hilfreich. ich kenne die stadt nichtmal.

meine bücher in den regalen sortiere ich nach farben. das farbsprektrum wiederspiegelt meine sinneslaune. musik höre ich mir rund um die uhr an. ich lebe in musik. sie erzeugt farben in mir. das geht meinen kollegen manchmal auf den geist. ich schließe dann einfach die tür. manchmal kenne ich den artikel eines wortes nicht und bringe sie durcheinander. ich muss dann um hilfe bitten. manche finden das lustig, für mich ist es eher lästig. ich kenne viele fremdspachen, jedoch verlerne ich tagtäglich meine eigene muttersprache. mit wörtern kann man gefühle erzeugen und stimmungen wiedergeben. das wundert mich manchmal. von schlechten gerüchen wird mir übel, ich liebe aber mein parfüm. haare können wunderbar riechen und salziges meerwasser weckt sehnsüchte. ein boot zu fahren bedeutet freiheit. wind und ein haus am meer sind für mich lebenswichtig. ich liebe fisch. ein leichter sommerregen ist mir genauso lieb, wie ein kräftiges unwetter. das gras riecht am besten gleich nach dem mähen. im winter brauche ich schnee. osterglocken im schnee finde ich herzzerreissend und vom duft eines blühenden kastanienallees wird mir angenehm schwindlich. ein heißer strand verbrennt meine nackten füße. deswegen suche ich stets den schatten. die weißen steine sind meistens die rundesten. ein gelungenes foto vom klarem wasser schaue ich mir gerne an.

telefonieren finde ich lästig und aufdringliche personen auch. wenn ich schlecht drauf bin, halte ich mich kurz und knapp. manchmal bin ich gemein und es kümmert mich nicht. von zuviel sonnenschein tränen meine augen, ich war deswegen schon beim augenarzt. es war aber immer nur die sonnenmilch. ich kann kein polyacryl anfassen und gebackene nüsse in kuchen esse ich nicht. das essen vergisst mich manchmal und deswegen werde ich schlechtlaunig. dauerregen entzieht mir lebenskraft. von stress bekomme ich ohrensausen. migräne ist nicht meine freundin und kommt daher nur noch selten ins haus. beim tanzen kann ich die zeit vergessen. es ist wie beim sex. ich habe schon männer im bett liegen lassen, wenn ich nur auf die uhr schauen muss. ich frühstücke nur mit personen, die mir lieb und teuer sind. manchmal renne ich mich selbst ins verderben und kann mich alleine nicht retten. dafür habe ich meine freunde. ohne zu duschen bin ich morgens grundsätzlich schlecht drauf, mein kreislauf schläft noch länger.

an tagen, wie diesen, ist meine kleidung eher sanft unauffällig und bei sonnenschein verfärben sich meine socken bunt. manch einer kann über mich herzlich lachen. hemmungen haben in meinen leben keinen besonders großen wert, jedoch bin ich ehrfürchtig schüchtern, habe ich einen gewinner vor mir. auswenig gelerntes imponiert mich keineswegs, doch namen kann ich mir schwer merken. nummern und zahlen wiederrum bleiben für immer in mein gedächtnis, ebenso wie liedertexte. ich rechne im kopf in zehnerzahlen und helfe mir immer mit der grünen vier. menschen, die ich nur selten sehe, werden leicht vergessen. manchmal begrüße ich einfach alle, die mir gefallen oder mir auffallen. meine augen haben ein inneres lied, die manchmal schließt, wenn mein kopf zu beschäftigt ist. dann fahre ich im auto nur die bekannten routen, obwohl ich ganz woanders hin wollte. es ist schön, herzlichst begrüßt zu werden. das kann manchmal den ganzen tag retten. wenn einer meinen namen sagt, bin ich sofort ohr. auch, wenn ich nicht gemeint war.


Einstell-Datum: 2007-07-09

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

Bewertung: 333 (2 Stimmen)

 

Kommentare


Das ist muse61
Kommentar # 1: ich schmunzle!
Autor: muse61, 06.04.2009 um 21:56 Uhr


...wie bunt die Zehnerzahlen doch sind!
Mir ist die Vier blau und die Sieben rot,
wohingegen der Donnerstag grün ist,
und Sonntag immer nur früh morgens schön golden...

Es grüßt dich die muse61



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