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Rosi und der Führer - Theaterskript
Autor: Dominic Memmel · Rubrik:
Sonstiges

ROSI UND DER FÜHRER


FILM MUSIK
Atomexplosion(en) ´We´ll meet again´ midi

Sprecher:
Nehmen Sie sich ein paar Zigaretten und ein gut gefülltes Glas Whiskey zur Hand, dämmen Sie das Licht, schließen Sie die Augen und lehnen Sie sich zurück. Strecken Sie die Füße aus, so weit Sie können, dehnen Sie sich, [alle dehnen sich mit] ... spüren Sie Ihre Waden, Ihre Schenkel, Ihre Knochen ... nehmen Sie Ihre Arme hinzu, kreisen Sie ... Atmen Sie ein! Atmen Sie aus! ... Lauschen Sie dem Knirschen Ihrer Knorpel.
Dehnen entspannt Sie und wird Ihre Aufmerksamkeit erhöhen.
Doch seien Sie gewarnt, es wird nicht zimperlich zur Sache gehen, denn dies ist die Geschichte:

FILM MUSIK
Wechsel zur Bildershow ´We´ll meet again´ midi erlischt

Führer:
Rosi!

Rosi:
... und der Führer.

Sprecher:
Der Tod hat diese G´schicht geschrieben, wie Sie sehen werden geht es hier ums Sterben.
General:
[hebt das Schwert] Nimm das Schwert von rechts und schlage ihm den Kopf ab! Hahaha!

Stille.

General:
[nutzt die Stille] Er soll über die Steine purzeln, seine Ohren blutig, und die Augen - schlägt er auf dem Pflaster auf - [lacht] brechen das Licht! Wie Rinderaugen glotzen sie herum, als suchten sie das grüne Gras, die Dummen, wie die Kühe auf dem Weg zur Alm. Nur dass ihre Alm über dem Jordan liegt.

Sprecher:
Und dort beginnt unsere Geschichte.

Rosi:
[schält Kartoffeln] Beginnt... beginnt... wie soll ich nur beginnen? ...liegt mir auf dem Herzen wie der Zung, ein Elend, und es liegt mir auch im Magen, denn ich hungre wie die Tiere einst getan. Vor Zeiten wie sie nur in Büchern stehen, lange, oh wie lange, oh wie lange sind sie her, als der Wald noch unsre Heimat, als das Tier noch unser ärgster Feind, und nicht der Mensch der längst des Menschen größtes Übel ist. Ja, als die Zähne waren nur zum fletschen und zum reißen da!
Doch will ich verschonen Euch mit dieser alten Kund.
Nicht wert ist sieh´s zu öden Euren Geiste, denn - da bin ich sicher - Ihr wisst es längst und seid der Reden leid, nicht klagen möcht´ ich, nicht dem Himmel, nicht den offnen Ohren, nicht der Welt, ...und auch nicht der Tapeten. [Rosi blickt sich um] Sie, sie können nun am wenigsten dafür, dass meiner Kindes Kinder nicht geboren werden.

Rosi betrachtet ein Familienfoto.

Rosi:
Seid ihr noch am Leben, fliegt ihr noch in euren Schiffen weit? Kämpft ihr noch um Jupiter, ach Kinder, seht in die Gesichter, welche euch in euren Kampf gejagt! Auch wenn das Streiten selbst in eurem Blute liegt, so könnt ihr nichts für alle Mühlen dieser Welt, für alle Ignoranz, für den gelernten Kunstverstand , den Blick der künstlich generiert, das ´Was man tut´, das ´Was man lässt´, doch ´Was wir wollen´, danach kräht kein Hahn!
Wohl genährt sind jene die nicht sehen, ja, nicht hören wollen, wohl genährt an Nahrung, an Verstand, an Kunst, Kultur, ja an den schönen Dingen, vollgefressen und nur dann bereit ein tosend Zugeständnis ihrer Gunst uns zu erweisen wenn die Kunst der Gunst sich angepasst. (Ebenso das Bild der Welt, sie formen es mit Blut und Geld.) Der Meinung ihrer Lehrer, angepasst, dem Gewissen der Gesellschaft, angepasst, ja, dem Wort der Eltern, doch nicht frei sind sie, nicht klar im Denken, im Empfinden, ja, selbst im Finden eines Fadens, was der Katze von Natur aus doch so leicht gemacht.
Und was nicht passt, das nicht gefällt, so macht man sich die Welt recht leicht, sei´s Politik, sei´s Sex and Crime, sei´s nur die Farbe der Tapete, meist banal und doch elementar. Das Kartenhaus, so lang es steht, ist jeder Wind verhasst.
Doch ich will sperrig sein, will, Söhne, euer Blut in Ehren halten, so wie Vater und des Vaters Vater - auch die Mütter sind nicht zu vergessen - einst gestritten gegen Schimpf und Tadel. Und gelitten haben jene welch´ gestritten, denn der Feind war allseits übermächtig, mit dem Schwerte schlug er jene - unsre Ahnen - die das Rechte und nichts sonst im Schilde führten, kämpften nur weil sie das Ende spürten jener Gasse, eingepfercht von Vieh und Pöbel! Ja, selbst von den Edlen, oder denen die sich dafür hielten.
Was nicht passt das wird gestutzt, benutzt für Schimpf und Schande ohne dass man vorher fragte was der Grund für diese Sünd´ - ja, wenn´s denn eine war. War´s nicht nur ein ehrlich Wort, ein ernstlich Satz, war´s nicht mehr als eine kleine Geste; ihr nennt´s ´Sünde´ und bekämpft es mit Gewalt!
Und die Ahnen, gute Ahnen, sich allein auf Euch berufen, auf die Ahnen wo auch immer sie verstreut - es ist ja nicht ein körperlich´ Gefühl, nicht Verwandtschaft in der Rasse, ja dem Blute selbst, oh nein, der Geist, der freie, Freiheit in dem Tun und in dem Lassen, abgesprochen von der Welt; geschnitten von dem kalten Schwerte. Doch die Narben sind ein Pinselstrich in der Vernunft, so wird der arg genarbte wenn nicht tot dann doch vernünftig - wenn des Schwertes Spitze nicht sein Herzen trifft, so schneidet es doch in den Geist, und Geist ist was Erinnerungen trägt und konserviert, und Wut und Trauer in ein neues Lichte stellt. Ein Lichte welch´s auch Blinde sehn, so mag des Schwertes Spitze sie auch noch so sehr geblendet haben, ist das dritte Auge doch nur durch den Tod zu narben.

Stille

General:
[lässt sich Zeit] Kind, du sprichst wie alle, die daheim geblieben!

Rosi:
[nach einer Weile | auf den Haufen Kartoffeln blickend] Nun, ich seh´ ich hab zu tun, und werde tun wie´s mir gebührt.

Es ist nicht klar ob sich Rosi und der General ´hören´ konnten.
Rosi beginnt zu schälen.
Nach einer Weile ist der General zu hören, im Wechsel mit Rosi.

General:
Da pflügt man sich für Frau und Kind durch roten Schlamm, da fliegt man durch das All und sieht die Freunde sterben, da sitzt man Wochenlang auf Kisten Munition, um Tags darauf nur zu beerben den Spion? Da friert man sich die Zehen ab, in Schuhen, die nicht hielten was ein andrer mal versprach, da schießt man blind und legt den eignen Kamerad ins Grab, und trotzdem salutiert man stramm und weiß: ein jedes Ding hat seinen Preis! Und der Dank - wie soll ich sagen, was ein jeder meines Standes weiß - der liegt in Missgunst und in Sabotage an der Front daheim. Da werden schlaue Reden aufgesagt, von schlauen Leuten, das ist keine Frage, doch die schlauen Leute wissen nicht was wäre, würden wir die Waffen strecken, Waffen die auch unser Gegner hat - auch Euer Gegner, liebes Volk! Und kommt man auch mit diesem Argument, ja, so verhallt es doch wie Donner in der Ferne, und der schlaue Mann der sagt:

Rosi | Führer | Sprecher:
"Ihr Soldaten tötet gerne!"

MUSIK
´When Johnny comes marching home´

General:
Der Soldat an sich ist ehrenhaft doch auch ein Mensch - und Vergewaltigung gehört nun mal dazu, man nennt es ´Krieg´... Und die daheim Kartoffel schälen sollten dankbar sein dafür, dass sie noch schälen dürfen.

Rosi:
[ärgerlich über die Musik] Ach, selbst das Radio ist ignorant, zerschlagen sollt ich dieses Ungetüm!

Rosi wirft mit einer Kartoffel nach dem Radio (Führer | Publikum | ...)

MUSIK
Geht abrupt aus.

Rosi:
Es spielt nun eh nicht gerne das was ich mir wünsch, es spielt mal fröhlich, wenn ich traurig bin, und bin ich traurig spielt es andersrum. Am besten sollt ich´s aus dem Fenster werfen, doch ich darf nicht; würd´ man mich erwischen wär ich wohl am nächsten Tag erschossen. [entschlossen] Scheiße! Nur Abends ist es aus, das ist im Haus bei mir so Brauch.

Rosi nimmt eine neue Kartoffel.

Rosi:
[ärgerlich] Da will man doch nur Ruh und Frieden, Ruh und Frieden wie ein jeder auf der Welt, doch der Krieg nimmt uns den Frieden und die Propaganda nimmt uns noch die Ruh dazu!

Rosi schält die neue Kartoffel.

Rosi:
Eine Frechheit wird am Volk getan, nur weil sich zwei dort oben streiten. Meinetwegen sind es drei - und ebenso drei Völker - doch die Krux bleibt allemal dass unser General nicht mit dem der Europäer kann und nicht mit dem von Südamerika, und diese beiden auch nicht unter´nander. Deshalb sterben meine Kinder in den Feuern des Saturn, die großen Schlachten haben sie geseh´n - die Schlachten meine Kinder! - und gefressen und verdaut und hinter Jupiter dann ausgespuckt! ... Dort kreisen kleine Menschenleichen.
[sarkastisch | Propaganda nachäffend] Doch wir streiten hier ja für das Gute, für das Blut, das Volk und für die Ehre, für die Kinder streiten wir - so sagt´s der General - dass diese vorher sterben scheint ihm recht egal! Wir streiten für die Großmutter und für die Nachbarschaft, für das Blümlein auf dem Fensterbrett und für das Foto einer längst erloschnen Liebe, für die Steuern streiten wir und für die Tradition sich Traubensaft zu keltern. Wenn ich´s rechte mir bedenke streiten wir für alles, was wir lang schon haben. Hatten, sollt ich sagen, denn die Großmutter ist tot, sie hat den Bombenhagel nicht vertragen, ebenso das Blümelein und auch die Trauben sind verbrannt. Nur die Steuern scheinen bombensicher - und der Krieg höchst selbst, der enden wird und wiederkehrt und enden wird und wiederkehrt und wie es immer war.

Es klopft an der Tür. Ein Pizzabote tritt herein. Der General beobachtet die Szenerie, während sich Rosi mit dem Pizzaboten unterhält.

Rosi:
Schönen guten Tag, der Herr.

Pizzabote:
Ich lief´re schlechte Nachricht von der Front, mit Hackfleisch und Tomatensauce.

Rosi:
[sarkastisch] Ach, schon wieder? Warst nicht gestern schon mal da?

Pizzabote:
Freilich, junge Dame, war ich gestern schon mal da. Hab Nachricht von der Front gebracht, mit fünfzehntausend Toten und mit Hackfleisch und Tomatensauce.

Rosi:
Danke, das ist nett, doch ich habe nichts bestellt.

Pizzabote:
Die Nachricht?
Oder war´s mit Schinken oder Ei?

Rosi:
Weder mit Tomatenmark noch Knochensplitter, nicht mit toten Augen und Oliven, eine Pizza ohne Boden: Keine Pizza!

Pizzabote:
[feilscht] Zwiebel, Käse, Knoblauchknolle?

Rosi:
Keine Nachricht, nichts, mein Freund, noch nicht mal eine Cola.

Pizzabote:
Tut mir leid, da hab ich mich wohl in der Tür geirrt.

Der General ist währenddessen aufgestanden und zur Tür gegangen. Private Schneewittchen Szene mischt sich mit dem Pizzaboten (Tür!)

General:
[an eine Person hinter der Tür gerichtet] Private Schneewittchen! Legen Sie sofort die Waffe weg!

Ein Schuss fällt, der General stürzt tot in den sichtbaren Bereich. Stille. Ein zweiter Schuss fällt (Private Schneewittchen hat sich soeben erschossen).

Stille. Freeze.

Der General ist ab hier erkennbar tot. Nachdem Rosi ihren Text begonnen hat, kommt er (seine Seele) an seinen Platz zurück.

Rosi:[schält Kartoffel] Die Welt ist nicht was uns das Fernsehen verspricht, ein Hort der Prüfung, die ein jeder mal besteht, sei´s im Kindesalter oder erst als Greis, sei´s beim abendlich´ Gebet. Die Welt ist es, die dies Versprechen bricht....Die Welt ist nicht was uns das Priesterlein verspricht, ein Hort der Prüfung, voll und voll Gefahren, doch nur für den bösen Geist, der Gute sei erhaben, er taumelt höchstens, scheitert aber nicht? Die Welt ist es, die dies Versprechen bricht....Die Welt, sie hält nur ein Versprechen: sie mag belohnen, wen sie will, manch and´ren will sie brechen und sie tut es mit Genuss und ohne Abschiedskuss; Ihr, seid gewarnt, die Ihr auf dieser Erde wohnt, es wurd´ noch keine Seele ohne Grund verschont. General:Wo bin ich hier, warum tut mir der Kopf so weh? Ich kann mich kaum noch mehr erinnern, ging es nicht um Augen oder Rinder oder so? ...Das kommt mir alles vor wie Watte, weich und weiß und hell ist´s um mich rum, ich spüre meinen Körper nicht wie sonst, es ist vielmehr als wäre er verquer....Ich höre seltsame Musik, sie klingt wie Weiß und Hell fürs Ohr. Ich kann mich nicht erinnern, nicht erinnern!...

Sprecher:
Und wie sie so da sitzt, vor ihrem Berg Kartoffeln, als sie sich die Welt ein wenig feiner denkt, da trippeln plötzlich und ganz unerwartet ein paar Ameisen hervor. Sie sind klein und auf der Flucht, die armen Tierchen, und sie rennen um ihr Leben, wie es scheint.

Rosi:
Vielleicht ...

Sprecher:
So denkt sich Rosi.

Rosi:
... macht sich das Ungeziefer aus dem Staub! Wie schlimm - bei meiner Mutter - kann es wohl noch werden? Soll ich hier warten bis der Staube selbst das Feld verlässt?

Sprecher:
Der General indes konnt´ sich nun rückbesinnen, weiß was er getan hat, denn die Toten zeigen sich den Toten gern.

Führer:
[zeigt sich] Ich grüße dich, mein Freund, wo hast du denn gedient?

General:
Gedient?

Führer:
Sag: ´Mein Führer´, General. Respekt und Ordnung müssen sein.

General:
Mein... F...Führer.

Führer:
So ist´s gut, mein Freund, du hast es schnell gelernt. Du scheinst mir aus einer guten Sippe zu stammen, vielleicht ein Adelshaus? ´Von General´?

General:
Äh...

Führer:
´Von General´, ich werde dich für eine Laufbahn vorschlagen, die ich mir für dich ausdenken werde.

Stille.

Führer:
[verärgert] Du hast zu sagen: ´Jawoll, mein Führer´.

General:
Jawoll, mein F...Führer.

Führer:
Sehr gut, General. Sehr gut! Ich werde dich für einen Orden vorschlagen.

General:
Danke, äh... mein Führer.

Führer:
[begeistert] Du bist ein deutscher Kopf, einer der gehorcht! Zur Belohnung wirst du an die Front versetzt. Ein Kommando in den Alpen. Der Gotthard-Tunnel. Du wirst mit einer Division und einer Division von Mussolini in die Alpenfestung rein! Die Schweiz, mein Freund, die Schweiz! Dort liegt viel Gold, und der Araber frisst das Gold wenn er nur kann. Wir brauchen Öl für die Maschinen, hol uns die Schweiz, die beschafft mir das Öl!

General:
Wir brauchen doch... mein F...Führer, nicht den Krieg gegen die Welt; zu welchem Zwecke dient der Krieg gegen die Schweiz? Ich bin mir nicht ganz sicher ob ...

Führer:
[wütend] Du Sau !!!

Sprecher:
Dann kam ein großer Finger und der sprach zum General: ´Zurück mit dir auf deine Welt, wenn du dran ziehst!´ Und er zog am Finger Gottes, und kam wieder, landete gerade neben Rosi.

General:
Ich wollt´ das alles nicht. Ich wollte keinen Krieg des Krieges wegen. Jetzt ist der Hund außer Kontrolle, und er tobt, das kann ich sagen, wie ganz selten einer tobte.

Rosi:
Nimm meine Hand, Herr General, ich helf´ dir aus dem dunklen Wald der Zweifel.

General:
Und wohin?

Rosi:
Zu den Leuten, die was tun gegen den Schlächter, wie auch immer er sich eben nennt. Ob Führer oder Kaiser oder Mao oder Rumsfeld, gleich sind seine tausend Namen. Komm zu uns Leuten!

General:
Wer seid ihr Leute?

Rosi:
Widerstand, du sturer Bock! Wir bauen eine Bombe!

General:
Der Widerstand. [denkt lange nach] Ist der Widerstand die richtige Option, oder fall´ ich meinen Kameraden damit in den Rücken, ist´s gar Unrecht was ich denke, oder ist es Unrecht was ich lenke? Herr, gib mir ein Zeichen, und wenn nicht dann sei so frei und versorge mich mit Schnaps. [der General nimmt einen Schluck aus seinem Flachmann] Vorbei geht diese Schmach ja sowieso, das Wie ist nur die Frage, ob eher schnell, ob ich mich plag´, ob das Ende kommt, ob ich es bringe, das sind all die Dinge... Herr! Grundgütiger! Soll ich zu Grunde gehen an dem Elend, sterben durch die Schmach und Pein, soll mein Herzen mir zerbrechen unter fürchterlicher Last? Der Last von hunderttausend Toten...
Ja, am besten sollt ich sterben, soll ein Jüngrer meine Sorgen doch beerben...

Rosi:
So stiehlst du dich nicht aus dem Malheur, mein Freund! So...

Führer:
[unterbricht Rosi] Der Gotthard wurde bombardiert von Mussolinis Kampfgeschwader, die Alpenfestung raucht, jetzt ist es an der Zeit!

Der General vollführt einen Hitlergruß oder Black Panther Faust (mit Skript in der Hand festhaltend). Entsetzt blickt er seinen rechten Arm an und drängt ihn mit der linken wieder auf den Tisch.

General:
[gerät in Panik] Oh, sterbend Welt, er schaltet sich von selber ein! Wie sollt ich einer solchen Macht gewachsen sein?

Rosi:
Alleine nicht, das steht mal fest. Doch wenn du kämpfen willst so kämpfe Hand in Hand mit einem Mädchen aus der Stadt, mit einer deren Rede du vor wenig Jahren gar nicht gern vernommen hättest, eine die gesehen hat was kommt.

General:
Gesehen hat was kommt?

Rosi:
Gesehen hat was kommt.
Während seine Hände tausend Wölfe trieben, schälten meine nur Kartoffeln. Doch der Kopf war frei und konnte denken, während seiner nur die Toten zählte, kam zu mir ein kleines Licht, ein Sönnchen, und es sagte mir: "Vernichte diesen großen Tor, mit euch hat er nichts andres vor!"

General:
[dazu fällt ihm ein] Oh, und ´Schlacht´ das trifft es bestens, denn geschlachtet wurde viel.

Rosi:
Du hast´s geseh´n?

General:
Ich hab´s geseh´n!
Maden krochen über tausend Leiber, meine kleine Dame aus der Stadt, ich hab gesehen wie sich Splitter aus Metall durch Körper meiner Kameraden bohrten, glühend Eisen, brennend Fleisch und abgehackte Glieder! Manch Salve ließ die Fetzen fliegen, dass die Sonne sich verdunkelte und Dunkelheit stieg aus den Herzen in den Himmel auf. Die schärzest Nacht, mein Kind, noch schwärzer als die Dunkelheit höchst selbst, schwärzer, denn das Schwarz der Augen war nur eins davon! Ich sah mehr Wahnsinn in den Blicken meiner Gegner, als ich Kampflust sah; und ebenso war´s bei den meinen...
Ach Kind, ich hab´s gesehn. Niemals werde ich´s begreifen können...

Rosi:
Vielleicht der Herrgott weiß allein, was du nicht wissen kannst.

General:
Ich hab den Herrgott sterben sehn!

Führer:
Ihr sollt nicht schwatzend auf dem Sofa liegen, ihr sollt in Pickelhauben stolzen Hauptes durch die Ostmark stiefeln! Und du, Herr General; auf zum Gold, auf zum Öl!

General:
[nimmt einen Schluck vom Flachmann | stockend] Oh Welt, ich hab die Hosen voll; es tut mir leid, doch helfen kann ich nicht. Was, wenn er uns erwischt? Wir werden massakriert - und die Unsren massakrieren sie gleich mit! Das kann ich nicht, zu viel steht auf dem Spiel: der Stolz, die Ehre, Ruf der Ahnen und der Kinder Wohl, ja, selbst das eigne Leben fühlt sich in Gefahr, auch wenn´s das kleinste Übel war.
Was, wenn sie wiederkehren, diese schleichenden Momente, die, weswegen man verfällt und sich der Sache offenbart, egal wie sehr man sich auch wehrt? Und wenn sie mich ergreifen, weiß ich mich zu wehren gegen dieses Pack? Gegen Menschen wehren, ja, doch gegen ihre Ideologie? Viele haben es versucht und viele haben nur geglaubt es zu versuchen, doch heut marschiern sie auf und ab und brüllen lauter als des Löwen Schrei! Heute sind sie nicht mehr Herren ihrer selbst, sie sind... [er wehrt sich gegen irgend etwas unterm Tisch | panisch] Oh Gott, hinweg, ihr fürchterlich Getier!

MUSIK
´Walkyrenritt´ midi

Der General wird von irgend etwas unter den Tisch gezogen.

General:
Aaarg...

Rosi:
Wo ist er hin, wo ist die Stimm´ die ich vernahm? [Rosi blickt sich um] Ist sie hinterm Stuhl verschwunden, hat sie Angst und sich ver... Nein, da ist sie nicht.
Wo könnt sie sein, wo könnt sie sein? Hinterm Radio vielleicht?
Nein, auch hier ist nichts zu sehn und nichts zu hörn.
Unter den Kartoffeln?
Unter dem Karton?

Führer:
[blickt sich mit um] Ich sehe nur Gesindel.

Sprecher:
[blickt sich um] Nichts. Vielleicht einmal gestorben.

Rosi:
Wer weiß? Vielleicht auch nur geschnappt und umgedreht, wer weiß.

Sprecher:
So war es auch und wenig später kam der General mit neuem Orden an der Brust und holte Rosi.
Mit dem Wort ´Transport´ soll die Geschichte enden.

FILM MUSIK
Atomtransporte (Raketen...) ´We´ll meet again´ midi



E N D E


© by Dominic Memmel 2008


Einstell-Datum: 2010-02-20

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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