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Neptun
Autor: Regenzauber · Rubrik:
Lyrik

Sein breiter Hintern
passte nicht so recht zu jener Flosse,
die er, um stilgerecht zu wirken,
am untern Ende seines Leibes trug,
wenn immer er sich dem gemeinen Volke zeigte,
was, Jupiter sei Dank,
nur äußerst selten war vonnöten.


Wenn aber in den lauen Wassern
der Südseeozeane er sich männlich zeigte,
den Nereiden huldvoll seine Brunst zu schenken,
dann brausten die Taifune, dass die Gischt
bis zu den Wolken spritzte
und ganze Inselvölker in die Berge jagte,
um dem Gezeitenwüten zu entgehen.


Mit amüsierten Mienen spotteten die Götter,
die vom Olymp des Neptuns Rasen miterlebten,
der allzu seichten Unterhaltung,
die von Eroberung nichts hielt,
da alles ja zum Liebesspiel bereit
und selbst der Venus Segen nicht mehr brauchte.


Doch als dann Klage ward erhoben,
ob der Zerstörung schwacher Menschenleiber,
die sich als Nebenwirkung der Exzesse bot,
sprach Jupiter ein Machtwort,
und die Flosse des lust´gen Meeresgottes
sie wuchs und überwuchs hinauf
bis zu dem Nabel Neptuns Götterleib,
der solchermaßen nun zu jenen Freuden,
die er so sehr geschätzt,
in aller Zukunft nicht mehr fähig war.


* * *


Wohl tobt auch heute noch das Meer
mit Stürmen, Beben, Springflut, Überschwemmung,
reißt in den Tod wie einst die leidgeprüfte Menschheit,
doch ist die Hoffnung aus der Welt entschwunden,
dass man durch Opfergaben sich das Schicksal
vielleicht erkaufen könnte.


Dort, wo der Ozean bisweilen aufklart,
kann man, wenn man geduldig ist,
den alten Dreispitzschwinger in der Tiefe sehen,
wie seinen zugewachs´nen Leib,
auf dessen Schuppenpanzer Algen sprossen,
er traurig räkelt.



Ich bitte Euch nicht hinzuschauen,
denn Neptuns Blick zeigt keine Liebe
und verheißt wohl Böses...


Einstell-Datum: 2007-04-09

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

Bewertung: 1 (1 Stimme)

 

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