Die Kälte lässt mich zittern beim Erwachen,
wenn noch die Fransen einer schweren Nacht
im Raureif sich verstecken, dessen Pracht
der junge Tag scheint schöner noch zu machen.
Er lässt in Schneekristallen Licht entfachen,
bis blendend Weiß die Schwärze überdacht,
in dem der Frost sich mächtig streckt und lacht,
dass glitzernd Eishauch strömt aus seinem Rachen.
Trifft er die Schläfer, lässt er Träume stocken,
die noch nicht ausgeträumt ihr trügend Gleißen.
Ich höre seine Stimme, sein Frohlocken:
Öffne das Fenster! lasse ich mich heißen.
Dort weiß ich ihn mit seinen Krallen hocken
und spüre Eisluft mein Gesicht zerreißen.
Einstell-Datum: 2007-12-11
Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung
seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung
der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.
Bewertung: (7 Stimmen)
Kommentare
Kommentar # 1: Hörfassung Autor: baerchen, 13.12.2007 um 04:42 Uhr
Ich muss sagen, dass ich von Deiner Stimme so fasziniert war, dass mir der Inhalt beim Lesen hier viel verständlicher war.
Sehe ich das richtig, dass in der Nacht das Feuer ausgegangen ist?
Was mir auffällt: Dreimal das Wort ´Eis´: Eiskristalle, Eishauch, Eisluft. Das ist eigentlich ein bischen viel Eis, oder was meinst Du?
Schön, ansonsten.
Grüße, b.
Kommentar # 2: Morgenfrost Autor: Arjuna, 13.12.2007 um 09:49 Uhr
Soeben ist mein Kommentar weggeflutscht - weiß nicht ober irgendwo wieder auftaucht : (
also ganz kurz nur:
Meine persönliche Meinung:
weniger wäre mehr gewesen - was vor allem den etwas pathetischen Duktus mildern würde.
Ansonsten gehts mir wie baerchen:
bissel zuviel Eis.
Lieben Gruß, Arjuna -
und weitermachen! Meine Stimme hast du
Kommentar # 3: Morgenfrost Autor: Regenzauber, 13.12.2007 um 23:56 Uhr
Manche Leutchen können nicht bei gechlossenem Fenster schlafen, selbst im tiefsten Winter! Andere haben ein Zimmerchen, das nicht heizbar ist - doch das kennt man vielleicht heute nicht mehr.
Ich habe keinene Thesaurus verwendet, doch gibt es ein anderes Wort für Eisblumen auf den Fensterscheiben, und wenn ich nicht dem Frost einen Frostatem zugesellen möchte, dann bleibe ich in der Vereisung festgefroren. Danke jedoch für die Kommentare und Ermunterungen.
Kommentar # 4: Autor: Hightower, 14.12.2007 um 19:13 Uhr
Sehr schön. Solche Gedichte möchte man auf Papier gedruckt haben. Auf dem Monitor büßen sie schon viel ihrer Magie ein.
Kommentar # 5: Baerchen und Arjuna Autor: Regenzauber, 15.12.2007 um 14:12 Uhr
Auch mir war der Text etwas zu vereist, so habe ich jetzt ein "Eis" durch Schnee ersetzt, doch will ich deshalb nicht die Tonfassung ändern. Zur Frage des Pathos habe ich wenig zu vermelden, es sei denn, dass mir die Versachlichung, für die Liebe, Scheiße und blaue Blume im Slam dem gleichen Stellenwert besitzen, eher widerlich ist.
Kommentar # 6: Autor: Arjuna, 15.12.2007 um 14:47 Uhr
Das ist deine Sache ..
Es gibt sone und solche Lyrik.
Ich bevorzuge die "neue" Lyrik.
Andere machen Reime etc.pp.
Nur, mit Pathos sollte man vorsichtig umgehen.
Kommentar # 7: Autor: Ceyword, 03.07.2008 um 05:11 Uhr
Finde das Gedicht sehr schön. Die Atmosphäre ist gut eingefangen, die Bilder sind stark.
Vor allem der Ausdruck "Frost sich mächtig streckt und lacht" ist klasse. Man hört das Eis klirren / knacken! Auch wenn hier der Frost anthropomorph in Erscheinung tritt - oder erst recht deswegen (dann knacken halt die Knocken - beim Recken).
Ob ich die Zeile "ausgeträumt ihr trügend Gleißen" richtig verstehe? Dass es hier einfach um die (Trug)Bilder des Traumes geht?
Liest man die ersten drei Wörter des letzten Couplets nicht in einem Rutsch, ändert sich oder hakt der Lesefluss plötzlich.
Kommentar # 8: Autor: Regenzauber, 20.07.2008 um 22:36 Uhr
Er ist wohl ein rauer Geselle, der Frost, und da kann man nicht erwarten, dass er sich eines schmeichelnden Rhythmuses in metrischer Korrektheit bedient: so holpert er nach seinem Befehl, der nicht dem sanften Säuseln eines mit Verführung arbeitenden Erlkönigs, vielleicht aber doch den Sirenenlullaby ähneln könnte, und ich finde meine Version stärker als ein
"Das Fenster öffne! lasse ich mich heißen"
Du hast die Zeile mit dem "trügend Gleißen" so aufgefasst, wie ich es wollte, d.h. nicht auf die Träumer, sondern auf die Träume bezogen.
Danke für deine freundlichen Worte.
Kommentar # 9: Autor: excessus, 02.10.2009 um 18:46 Uhr
Der Rhythmus des Sonnetts ist fesselnd.
Der Pathos des Vortrags scheint sich dem Zittern
durch die eisige Kälte entgegen zu stemmen.
Ergreifend!
Kommentar # 10: So net! Autor: Ceyword, 09.01.2010 um 22:40 Uhr
Ich beziehe mich in diesem Kommentar ausschließlich auf den Kommentar oben, also #9.
Ich möchte nicht korinthenkacken; ich finde die Stelle einfach witzig. :)
Das 4. Wort der ersten Zeile ist zwar "so nett" formuliert, muss aber orthographisch zurechtgebogen werden. Also, so net, meine Dichterfreunde! So net!
;D
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