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Kultur
Autor: Alexander Boehm · Rubrik:
Anekdoten

Tür auf, rein in die Wohnung, Tür zu, das Schloss vor, was Gefrorenes in die Mikro, ungesund, fettig und lecker, in die Kauleiste geschoben, ab ins Wohnzimmer, ein kühles Blondes auf dem Sofa, Schuhe aus, Hacken hoch, Glotze an...herrlich!
So was bekam man nur in der zivilisierten Welt geboten, wo die Leute scharenweise in die Kirche schlurften und ihrem Gott, der Industrie, ihre Nervenkostüme und Bandscheiben als Opfer darbrachten, jeden Morgen, pünktlich an der Stechuhr drängelnd, abends dasselbe, andere Richtung.
Die Kiste flimmerte, in den Straßenschluchten heulten die Atheisten und die Bibel wurde täglich geändert, im Namen des Volkes natürlich.
Liebe war verboten, in guten, wie in weniger guten Zeiten. Das war hart aber herzlich, doch mit einem Colt für alle Fälle, der richtigen Beinarbeit und der Gewissheit, dass die Macht mit einem war, stellte sich einem nur noch die Frage: Wer wird Millionär? Ein anderer, aber es machte Spaß zu sehen, wie es einer nicht wurde, der Blödhammel, das hätte ich aber auch noch gewusst.
Das Blonde war nicht mehr ganz so kühl, rutschte aber noch ganz gut, es hatte angefangen zu regnen und hagelte mögliche Antworten, Nachschub im Schrank, falls nötig, aber erst mal das Publikum befragen. Nur keine Sorge, da waren ja noch der Telefonjoker, die Werbepause und die News.
Hacken überkreuz, am Bauch gekratzt, am Laukühlen genippt.
Katzenfutter gab es jetzt auch in Sahnesauße, Spendenaufrufe kamen nicht nur von Misereor, bei dem großen M hatten sie jetzt die Thai-Wochen, man trug die Röcke wieder kürzer, schokoriegelsüchtige Jogger blieben schlank und fit, irgendjemand hatte in der Hochzeitsnacht eine neue, bisher unbekannte Geschlechtskrankheit entdeckt, die Oscarnation befand sich immer noch im Krieg mit der Ölnation und das Wetter würde wie immer relativ mies werden für die ozongeschädigte Jahreszeit, Glas leer, Mist, ein neues Blondes, bevor die Millionen den Bach rauf oder runter gingen. Regentropfen an der Fensterscheibe, prasselndes Flimmern, nervtötend und laut, abgerissene Körperteile und schwarzes Gold, runter mit der Jalousie, der erste Schluck, ein grinsender Schaumschnauzer. Ab ins Wohnzimmer, auf das Sofa geplumpst, ein Kissen im Nacken, Füße wieder hoch, am Bauch gekratzt, ein Schluck Blondes, kühl, wie es sein soll.
Herrlich eben.
Flimmern, Kategorie: Ethik. Abgelehnt.
Nächster Versuch: Mikrobiomolekulartechnik. Kein Problem, schließlich war man ja nicht von gestern.
Die Zahlen kletterten höher, den Nullen entgegen, es winkten naseweiße Traumstrände, Stechuhren wähnten sich zum Schein ängstlich arbeitslos, flimmerndes Blecken der teuren Dritten, Applaus, Applaus, Applaus, am Bauch gekratzt, Resonanz, was zum Knabbern stand immer in Griffweite unter dem Tisch, Kauleistenarbeit, eine letzte Frage, alles oder nichts, verdammt mutig, PENG, durchgerasselt, das hätte ich aber jetzt wirklich noch gewusst, Blödhammel, blöder. Aufblinkende Nullen, Trostpreis, der Nächste bitte und...Werbung. Schon wieder? So was aber auch, die wollen einen wohl für dumm verkaufen, als ob man nicht merken würde, was da vor sich ging, man war ja schließlich bei der Sache. Ein Transparentes, ab zum Schrank, wieder blond und kühl, weiße Krone, Flimmern im Off.
Spitzenbesetzte Dessous machten jede Art des Beischlafs zu einem Erlebnis, die Fahrt im neuen Landrover aus Übersee war besser als jeder Fick, Autofahren lohnte sich nur, wenn man eine Raubkatze im Tank hatte und Kühe waren lila, immer, auf allen Weiden und Kanälen. Terroranschläge auf international vulnerable Ziele, Flaggen wurden zu Eltern geschickt, Zahlen kletterten in die Höhe, die Krankheit war unheilbar, noch, zumindest für die nächsten zehn oder zwanzig Jahre, bis die nächste kommen würde und das Wetter war das Wetter. Irgendwie doof, die Runde. Trommelnder Regen, Glotze aus, am Bauch gekratzt, Katzenwäsche im Bad, ab ins Schlafzimmer, Wecker gestellt, laut gegähnt, in die Federn gehauen, jeden Abend, morgens dasselbe, andere Richtung.


Einstell-Datum: 2004-09-18

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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