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Ihr Kinderlein sterbet
Autor: Andrea K. · Rubrik:
Kurzgeschichten

Schottland, im Jahre 1745

Ein Junge Namens Goffrey MacDoul, ging Ziellos durch den Wald. Er hatte hunger und seine Beine und Füße taten ihm weh. Er war auf der Flucht, auf der Flucht vor seinem eigenen Vater. Goffrey war der Einzige Zeuge, der gesehen hatte, wie sein eigener Vater einen kleinen Jungen erschlug. Hätte jemand davon Wind bekommen, hätte man den alten Kirk MacDoul hängen lassen. Nun wollte der Vater auch seinen Sohn töten, aus Angst er könnte ihn verraten.Dann wurde Goffrey schwarz vor Augen. Nach mehrerem hin und her taumeln, verlor er das Bewusstsein und viel zu Boden. Er erwachte niemehr wieder.

Er stand auf dem Podest und blickte in die Menge. Alle zeigten mit den Fingern auf ihn und bewarfen ihn mit faulem Obst und rohen Eiern. Kindermörder, mögest du in der Hölle schmoren, riefen sie. Kirk spürte die raue Umarmung des Strickes. Noch einen letzten Wunsch du Schwein?, rief der Henker und die Menge tobte. Hängt ihn endlich, hängt ihn endlich, schrieen sie. Und bevor der Hocker unter seinen Füßen weggestoßen wurde, schwor er ihnen eines Tages wieder zu kommen und das Leben ihrer Kinder zu stehlen, um damit selber wieder zu leben. Dann wurde der Hocker weggestoßen, sein Genick war sofort gebrochen. . Die Menge jubelte, keiner bemerkte den Schatten, der von ihm löste und im naheliegenden Wald verschwand...

Der Wald war dunkel, die Bäume alt, das Leben ewig. Der Schatten ging umher, schlich an den Bäumen vorbei, ohne jegliche Geräusche. Der Wind brauste durch die Blätter, der Mond stand voll am Himmel. Alles war, so wie es immer war, von weitem brannte Licht der Naheliegenden Häuser. Noch nicht alle waren zu Bett gegangen. Der Schatten schlich an eines der Häuser heran und blickte durch das Fenster. Eine Frau mit einem Kleinkind, beide im Nachthemd lagen auf dem Bett. Die Mutter las dem Kind aus einem Buch vor und streichelte dabei zärtlich über sein Haar. Dem Kind fielen langsam die Augen zu. Eine Weile kämpfte es noch damit, sie offen zu halten, aber nach einer Weile siegte die Müdigkeit und das Kind schlief ein. Die Mutter gähnte, blickte zu ihrem Schützling und bemerkte, das er eingeschlafen war. Sie erhob sich vom Bett, deckte das Kind zu, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und löschte das Licht. Dann verließ sie den Raum. Nun war das Kind alleine. Auf dem Gesicht des Schattens war ein Grinsen zu erkennen. Er sah das Kind in seinem Bettchen liegen, wie das Leben nur so durch es lief. Sein Brustkorb erhob sich vom Ein- und Ausatmen, und das faszinierte den Schatten so sehr. Wie ein Geist betrat er das Zimmer, indem er einfach durch die Mauer hindurch ging. Er beugte sich über das schlafende Kind und legte seine kalten knochigen Finger auf des Kindes Stirn. Seine rosa zarte Haut veränderte sich binnen Sekunden. Sie wurde furchtbar blass, bis das Kind da lag, als wäre sie fast unsichtbar, fast wie ein Geist, denn man konnte das blaue Bettlaken unter seinem Nachthemd erkennen. Es war, als stände man vor einem Fenster. Nach wenigen Minuten, war von dem Kind nichts mehr übrig, es war verschwunden. Oder war es doch noch da? Irgendwo anders? Der Schatten verließ den Raum auf dem selben Weg, wie er ihn betreten hatte und schlich zurück in den Wald. Für heute hatte er genug Energie getankt. Einmal wieder war er dem Nichtsein entronnen. Doch wie lange würde das noch andauern? Vielleicht einige Tage, maximal eine Woche. Dann würde er wieder auf die Jagd gehen müssen, auf die Jagd nach Kinderleben...



Einstell-Datum: 2005-03-18

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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