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"Gedichte" aus dem Biomüll
Autor: zellhaufen · Rubrik:
Lyrik

Halbverdaut



Die halbe Welt,

schluckt schneller als sie kaut.

Halbverdaut liegt die Zukunft vor uns.

Flieht vor unserer Dummheit.

Duckt sich hinter dem Horizont.

Die zusammengerollte Vergangenheit,

qualmt und stinkt noch zwischen unseren Lippen.

Ihr Rauch verteilt sich im Raum der Wahrnehmung.

Legt sich als schmieriger Film auf allem ab.

Macht alles völlig ungreifbar.







Eitelkeiten


Gefiederte Teilchen fliegen davon.

Abgefeuert aus Persönlichkeits-Pistolen.

Auf wehrlose Umrisse.

Lieblos auf Wände geschmiert.

Drei Dimensionen vortäuschend.

Eitelkeiten fressend.

Netze werden gespannt.

Pfauenräder ausgebreitet.

Ein Zirkus ohne Zuschauer,

aber voller Artisten.

Gedanken entströmen,

wie Eiter dem Pickel.

Alles will bewundert werden.

Laufende Anzüge grüßen einander.

Inhalt unterwegs verloren.

Aus sicherer Distanz,

bleiben sie an jedem Spiegel stehen.







Rodeo



Skelette klappern im Sturm.

Kassenhäuschen vor Seelenheil-Vergnügungsparks.

Langeweile versaut das Gedächtnis.

Rodeo auf der Erdkugel.

Stau in den Nervenbahnen.

Gehirne wie fleischige Golfbälle.

Ahnung ahnt Ahnungslosigkeit.

Kleinteile hüpfen im Kreis.

Hunger frisst sich satt.

Amputation Stück für Stück.

Schönheit als Rettungsboje.

Vergänglichkeit im Schlepptau.

Eiseskälte hinter der Wahrnehmung.

Rotation bis zum sicheren Ende.

Festhalten am Sattel,

bis die Finger brechen.







Mäntelchen



Amputierte Gliedmaße

greifen Nackten in die Taschen.

Gefangen in der „scripted reality“,

können wir nichts mehr hören,

nichts mehr sehen oder denken.

Wir können es nicht erwarten,

dass Maschinen auch das übernehmen.

Mein Mäntelchen,

ist aus eurer Wirklichkeit gestrickt.

Meine Verluste,

könnten euer Antrieb sein.

Wo ich bin,

da seid ihr auch.

Und arbeitet verbissen daran,

die Übergänge zwischen uns fließend zu machen.

Und unter mein Mäntelchen zu kriechen.







Möglichkeiten


Vergangenheit tropft aus müden Augen,

in eine Badewanne voller Möglichkeiten.

So viele Kurven.

Keine Gerade auf der man Gas geben könnte.

Verschlungene Serpentinen,

führen tief in den Verstand.

Um das eigene Ego herum,

das nur noch als Phantombild existiert.

Losgelöst von der Logik.

Ein freischwebendes Spiegelei,

gebraten in einer imaginären Pfanne.

Leben ist eine Einbahnstraße.

Die Schlüssel zu den Türen hinter uns,

sind schlaff wie gekochte Nudeln.

Die Schlösser haben scharfe Zähne.

Versuche es gar nicht erst.

Es gibt nur eine Richtung.

Aber eine Badewanne voller Möglichkeiten.







Erinnerungen



Mit großen, ungelenken Schritten,

trampeln sie auf dir herum.

Eingepfercht in das enge Korsett des Horizontes.

Jeder Tag ein Gewürz,

das den Geschmack bestimmt.

Im Hier und Jetzt.

Bitterkeit bedeckt die Knospen.

Tote Tage kommen nicht wieder.







Spiegelbild


Spiritualität geklaut,

an die Pinnwand geheftet.

Samen mit einer Rakete,

in das schwarze All gefeuert.

Den Kopf in flüssiges Gold getaucht.

Sich selbst umarmend,

in die Schlangengrube gehüpft.

Die Augen projizieren

das Spiegelbild auf Reklametafeln.

Der eigene Name

dröhnt aus allen Boxen.

Die Beine werden chirurgisch verlängert,

bis der Kopf hoch oben in den Wolken hängt.







November



Es regnet kleine, schreiende Gesichter.

Der Boden ist bodenlos.

Über dem Himmel,

nur noch mehr Himmel.

Beengende Weite.

Nie hat grau grauer ausgesehen,

als an diesem Tag im November.

Kalenderblätter stürzen sich

todeslustig in die Tiefe.

Trostlosigkeit strickt Wolkenteppiche.

Ein verrückter Saxophonist,

bläst einen einzelnen, traurigen Ton.

Dröger Trübsinn läuft im Kreis,

tippt sich selbst auf die Schulter.

Im Nachtfrost schläft

die Hoffnung auf den nächsten Frühling.









Wurzeln



Virengeister schwirren im Nachtlicht.

Motten schreien deinen Namen.

Verloren in den Neonwäldern.

Verdünnt, bis es nur noch zu erahnen war.

Alle Strahlen, alle Farben.

Aufgebraucht in feuchten Träumen.

Knochige, kannibalische Wirklichkeit.

Deine Leitungen tropfen.

In deinem Innern ist es oft sehr kalt.

Meist bist du nur gerade so,

mit Zucker bestreut zu ertragen.

Wo sind deine verrotteten Wurzeln?

Du verwachsener Lebensbaum.

In jedem Spiegel sieht man dein Gesicht.

Jeder Vogel singt dein Lied.

Jedes Wort stammt von dir.


Einstell-Datum: 2010-12-18

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

Bewertung: 22 (1 Stimme)

 

Kommentare


Das ist rupert
Kommentar # 1: oje,
Autor: rupert, 26.04.2011 um 12:24 Uhr


schade das du alle gedichte in ein thema gepackt hast - so kann ich sie nicht einzeln kommentieren und durchsprechen... eine solche menge erschlägt mich auch - ich hab nicht alles gelesen aber es gab durchaus stellen.


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