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Gas
Autor: Peter Dürbaum · Rubrik:
Sonstiges




Seitdem ich eine Dauerfahrkarte besitze, habe ich die Annehmlichkeiten des Busfahrens entdeckt, aber etwas ist ärgerlich.
Zu manchen Zeiten fährt der Bus überhaupt nicht, dann müßte man ein Stunde warten, wie an diesem Morgen.
Die Linie 15 kommt erst in vierzig Minuten, also zu Fuß bis zur nächsten Haltestelle.
Ich habe es nicht eilig.
Am Marktplatz gibt es drei Möglichkeiten, in die Stadt zu gelangen, warten muß ich aber auch hier.
Die Linie 36 kommt in acht Minuten, das reicht, so lange kann ich warten.
Der Bus kommt, ich steige ein, wir fahren drei Haltstellen weiter, ohne daß ein Fahrgast zusteigt.
Wir sind also gut in der Zeit.
Dann steht der Bus vor einer roten Ampel; weiter vorne, da wo die Straße leicht nach links biegt, ist irgend etwas im Gange.Grün, der Bus setzt sich gerade in Bewegung, als sich weit vor uns ein Feuerwehrwagen auf der Straße querstellt und die halbe Fahrbahn blockiert.
Polizeiwagen mit Blaulicht flankieren die Bürgersteige.

Vom hohen Bus aus ist schon aus der Ferne alles gut zu beobachten, trotzdem fährt der Busfahrer in die abgesperrte Fahrbahn, und läßt den Wagen bis kurz vor der Straßensperre ausrollen.
Das war ein Fehler. In rascher Fahrt schlängelt sich von hinten ein Transportwagen der Feuerwehr an dem Bus vorbei, der ihm aber die Fahrgasse versperrt.
Ein Feuerwehrmann bedeutet dem Busfahrer, daß er zurücksetzen soll.
Nur zögernd folgt der Fahrer dieser Anweisung.
Er ist nervös, kann nicht nach hinten sehen und der Einsatzwagen drängelt, seine Sirene läßt die Luft erzittern.
Dann ist eine schmale Gasse frei, gekonnt schlüpft das schwere Fahrzeug mit Blaulicht durch die Lücke nach vorn.
Der Feuerwehrmann erklärt dem Fahrer, daß die Straße wegen Explosionsgefahr gesperrt sei, zur gleichen Zeit treibt ein schwacher Wind Gasgeruch in unseren Bus.
Manche Fahrgäste werden unruhig, verlassen das Fahrzeug, sie wollen zu Fuß weiter, doch die gesamte Straße ist für den privaten Autoverkehr und Fußgänger gesperrt.
Eine Frau zu meiner Linken macht ihrer Empörung Luft; sie macht sich Sorgen um das Zeitlimit ihrer Fahrkarte, mit der sie noch umsteigen muß.
Der Fahrer zuckt die Achseln, der Anschlußbus ist schon fort.

Lustlos biegt er das Mikrofon vor seinen Mund und beschreibt dem Fahrdienstleiter die Lage und daß er keine Durchfahrt bekommt.

Er erhält die Anweisung, an Ort und Stelle zu bleiben und muß auf die Hilfe eines Mitarbeiters warten, der in zehn Minuten da sei.
Nun stöhnen die Fahrgäste doch auf, weil wir schon eine lange Viertelstunde warten und niemand weiß, wie und wann es weitergeht.

In den Fahrzeugpulk vor uns kommt nun Bewegung.
Die schweren Wagen rangieren, stehen quer auf der Straße oder wechseln die Straßenseite.

Man braucht Raum, um einem weiteren Rettungsfahrzeug und einem Spezialfahrzeug für die Luftmessung Platz zu machen, die sich eilig an unserem Bus vorbei durch die schmale Fahrbahn quetschen.

Auf uns wirkt das alles ziemlich chaotisch, aber es muß wohl ein Plan dahinterstecken.

Zur gleichen Zeit, als der weisungsbefugte Mitarbeiter am Fahrerfenster erscheint, um beim Zurücksetzen behilflich zu sein, löst sich vorne in der Sraße der Wirrwarr aus roten und grünen Wagen auf.

Nach und nach leert sich die Straße – die Polizeifahrzeuge fahren auf die Bürgersteige und die schweren Rettungsfahrzeuge bahnen sich ihren Weg zum Fahrbahnrand oder verlassen die Gefahrenstelle, wie der Busfahrer dem Dienstleiter durch das Mikrofon mitteilt.
Die Straße liegt breit und leer vor uns, es geht weiter.


Einstell-Datum: 2006-11-14

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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