Manchmal können ganz alltägliche Vorgänge schicksalhafte Konsequenzen haben.
Wie an jenem Freitagabend.
Nach drei Wochen ohne Haarschnitt hielt ich es für notwendig, das wuchernde Gestrüpp auf meinem Kopf bändigen zu lassen. Es begann schon zu dämmern, als ich den Innenhof am Rand des Stadtzentrums betrat. Zwischen dunklen Hauseingängen eines tristen Wohnblocks lag matt erleuchtet der Frisiersalon Schmitt. Ich öffnete die knarrende Holztür und trat ein. Frau Schmitt, eine füllige Frau Ende 50, schnitt gerade einer älteren Kundin mit hagerem Gesicht die schlohweißen Haare. Herr Schmitt stand hinter der historischen Anker-Registrierkasse.
Er war Anfang 60, hatte volles graues Haar, einen Bierbauch und trug einen dunkelblauen Friseurkittel, in dessen Taschen Scheren und Haarclips hingen. Der ganze Laden vermittelte den Eindruck, man sei per Zeitmaschine in den 1950ern gelandet. Dieser nostalgische Charme war es wohl, der mich seit zwei Jahren regelmäßig dorthin zog. Wilhelm und Hertha Schmitt führten den Laden seit vier Jahrzehnten und waren inzwischen im Rentenalter. Ans Aufhören dachten sie aber zu meiner Freude noch lange nicht. Die trendigen Hairstylisten in ihren durchgestylten Haarstudios mit ihrer geölten Freundlichkeit mussten also noch etwas länger auf meinen Besuch warten. Diese poppigen Figaros mit ihrem künstlerischen Getue waren mir ein Gräuel.
Da zog ich doch die unverblümte Art von Friseurmeister Wilhelm Schmitt vor, der mich ohne Begrüßung fragte: "Na, wie hätten Sie's denn heute gern, Herr Rousseau?"
"So wie immer. Sie wissen ja, wir Polizisten mögen es kurz."
"Wird gemacht, Herr Kommissar. Nehmen Sie Platz."
Fortsetzung in der Kurzgeschichten-Anthologie
"Abenteuer im Frisiersalon" (Dr. Ronald Henss Verlag, Saarbrücken 2004, ISBN 3-9809336-0-1)
http://www.ronald-henss-verlag.de/buch-info.html
Wie an jenem Freitagabend.
Nach drei Wochen ohne Haarschnitt hielt ich es für notwendig, das wuchernde Gestrüpp auf meinem Kopf bändigen zu lassen. Es begann schon zu dämmern, als ich den Innenhof am Rand des Stadtzentrums betrat. Zwischen dunklen Hauseingängen eines tristen Wohnblocks lag matt erleuchtet der Frisiersalon Schmitt. Ich öffnete die knarrende Holztür und trat ein. Frau Schmitt, eine füllige Frau Ende 50, schnitt gerade einer älteren Kundin mit hagerem Gesicht die schlohweißen Haare. Herr Schmitt stand hinter der historischen Anker-Registrierkasse.
Er war Anfang 60, hatte volles graues Haar, einen Bierbauch und trug einen dunkelblauen Friseurkittel, in dessen Taschen Scheren und Haarclips hingen. Der ganze Laden vermittelte den Eindruck, man sei per Zeitmaschine in den 1950ern gelandet. Dieser nostalgische Charme war es wohl, der mich seit zwei Jahren regelmäßig dorthin zog. Wilhelm und Hertha Schmitt führten den Laden seit vier Jahrzehnten und waren inzwischen im Rentenalter. Ans Aufhören dachten sie aber zu meiner Freude noch lange nicht. Die trendigen Hairstylisten in ihren durchgestylten Haarstudios mit ihrer geölten Freundlichkeit mussten also noch etwas länger auf meinen Besuch warten. Diese poppigen Figaros mit ihrem künstlerischen Getue waren mir ein Gräuel.
Da zog ich doch die unverblümte Art von Friseurmeister Wilhelm Schmitt vor, der mich ohne Begrüßung fragte: "Na, wie hätten Sie's denn heute gern, Herr Rousseau?"
"So wie immer. Sie wissen ja, wir Polizisten mögen es kurz."
"Wird gemacht, Herr Kommissar. Nehmen Sie Platz."
Fortsetzung in der Kurzgeschichten-Anthologie
"Abenteuer im Frisiersalon" (Dr. Ronald Henss Verlag, Saarbrücken 2004, ISBN 3-9809336-0-1)
http://www.ronald-henss-verlag.de/buch-info.html