Die Kirschenfrau
Da gibt es noch eine Geschichte…
Vielleicht ist sie völlig unbedeutend.
Vielleicht ist sie banal und alltäglich.
Aber vielleicht möchtest du wissen, wie dieses Foto entstanden ist?
Du weißt ja: Wie bei fast jedem großen Hollywood-Film gibt es ein Making-Of.
Der Film mag noch so fantastisch und unglaublich sein: Sie können es dir hinterher erklären. Sie machen das, was jedem Zauberlehrling streng verboten wäre: Sie entzaubern ihre eigenen Tricks.
Nun, ich arbeite nicht mit Tricks. Ich bin ein ganz normaler Fotograf. Trotzdem, das Foto von der Kirschenfrau hat eine ganz eigene Geschichte, einen besonderen Zauber, wenn du so willst.
Begonnen hat alles mit diesen Kirschen. Um genau zu sein, nicht irgendwelche Kirschen – Amarenakirschen mussten es sein. Lange bevor sie zu meiner erotischen Obsession wurden, hatten sie meine Geschmacksnerven süchtig gemacht. Mein erster Coup Amarena war der Einstieg zur Droge. Kühl-cremiges Vanilleeis, darauf schwarzrote, prall-glänzende Kirschen. Trägefließender, blutroter Saft über einem wohlproportionierten Eishügel. Einen ganzen Sommer lang verlor ich mich in den Coup Amarenas von Wien.
Dann kam das Ende der Eissaison.
Inzwischen war ich nicht nur süchtig geworden nach ihrem klebrigsüßen Saft, dem sanften Knacken zwischen meinen Zähnen und ihrem herrlichen Geruch, sondern auch nach ihrer vollkommenen Form.
Der Gedanke, sie einen ganzen Winter lang entbehren zu müssen, versetzte mich in Panik. Also reifte die Idee, sie sinnlich-bildlich zu verewigen.
Mit dem Blick des Kirschenjägers streifte ich durch die Stadt. Meine Augen saugten sich an allem fest, was in Form, Farbe oder Geruch meinen Amarenas glich. Ich lief hinter Frauen her, deren süßlichschwerer Duft dem der Kirschen glich, ich taxierte Brüste und Hintern auf die knackigprallen Formen, ich suchte ihre Blicke, um die schwarze Glut darin zu entdecken.
Aber keine war unter ihnen, die alle Eigenschaften in sich vereinte.
Beinahe wollte ich enttäuscht aufgeben - eine entbehrungsreiche Zeit stand mir bevor.
Da kreuzte sie meinen Weg. Sie, die Kirschenfrau.
Fast könnte man sagen, dass sie mir in die Arme gefallen war wie eine reife Kirsche vom Baum. Dann ihr Blick – ihr Duft – ihre Form, die ich für einen flüchtigen Moment wahrnehmen durfte: Sie war es, da gab es keinen Zweifel.
- Möchtest du meine Kirschenfrau sein? fragte ich und nahm sie an der Hand. Sie sagte kein einziges Wort und kam mit mir.
Sie sagte auch später die ganze Zeit über kein einziges Wort.
Sie blieb stumm. Wie die Amarenas.
Obwohl – manchmal hätte ich schwören können, dass mir die eine oder andere ein Vernasch’ uns doch, Tommy! zuflüsterte…
In meinem Studio war alles vorbereitet. Tage- und nächtelang hatte ich an der perfekten Inszenierung gearbeitet. Tausendmal hatte ich meine Kirschenfrau in Gedanken schon abgelichtet – vornüber gebeugt auf dem Stuhl, den ich vor das Fenster ohne Vorhänge gestellt hatte. Mir ihren prallen Hintern entgegen reckend, - das einzig würdige Arrangement – und darauf die Kirsche.
Der Spiegel, der Abdunkelungsschirm, das Stativ: alles stand an seinem Platz, tausendmal zurecht gerückt, fertig für den großen Einsatz.
Ich begann zu zweifeln, ob sie meinen hohen Ansprüchen gerecht werden könnte? Ich wollte sie durch ein Schlüsselloch betrachten. Sie sollte im Zentrum stehen, lustvoll im eigenen Saft schwelgen. Sie würde das Zentrum meiner voyeuristischen Begierde sein und mein Geschmackserlebnis neu definieren, ihr praller Glanz scharf fokussiert durch das Objektiv.
Die Kirschenfrau zog sich wortlos aus, dann stand sie nackt sie vor mir. Es verschlug mir den Atem. Um meine Verlegenheit und – ja auch um meine Erregung zu verbergen, reichte ich ihr die Schüssel mit den Kirschen, die im dunklen Meer ihres Saftes wogten. Dann zog ich mich hinter die Kamera zurück, um dem weiteren Geschehen durch den Fokus zu folgen, um den Blickwinkel des Voyeurs einzunehmen.
Dunkelroter Saft tropfte aus ihrem Mundwinkel, als sie mit dem mir wohlbekannten Knacken in eine Kirsche biss. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, ich musste schluckten. Sie tauchte ihre Finger tief in den Saft, wieder zerplatzte eine Kirsche hörbar in ihrem Mund. Sie drehte den Kopf zur Seite, eine neue Spur lief an ihrem Kinn hinunter, tropfte auf ihre Brustwarze, die in Farbe und Form einer Amarena glich.
Ich hatte kein Wort darüber verloren, was ich von ihr erwartete.
Sie schien zu ahnen, dass es sich um ein Vorkosten – um ein Vorspiel – handelte, denn sie wendete sich dem Stuhl vor dem Fenster zu. Wandte auch ihren Blick, der mich zuvor ihrer Lust am Exhibitionismus versichert hatte, von mir ab - ließ ihn aus dem Fenster schweifen. Ich überlegte, ob sie nun einen heimlichen Betrachter – draußen vor dem Fenster – einladen würde?
Sie beugte sich über die Lehne des Stuhls. Eine Pose, die ich tausendmal in Gedanken durchgespielt hatte: Die Vertiefung ihres Rückgrats in einer sanften Kurve ausschwingend, in einem Delta verlaufend, auf dessen höchster Wölbung ihr Platz sein würde. Perfekter als das mir Dargebotene hätte ich es in meiner Vorstellung nicht abbilden können!
- Bleib still! forderte ich sie auf. Als Antwort war das neuerliche Knacken einer Amarena zu hören.
Ich nahm die Schüssel, stellte mich hinter sie und widerstand der Verlockung, meine Zunge in ihren Saft zu tauchen, dessen Duft mir betörend und warm in die Nase stieg.
Ich ließ die klebrigsüße Verlockung auf die Anrichtefläche meiner Kirsche rinnen, - solange bis ihr Delta überlief und sich einen neuen Verlauf suchte.
Nun war sie an der Reihe!
Welch ein Anblick! Meine Erregung stieg ins Unermessliche, als ich den Stängel in ihr pralles, glänzendes Fleisch trieb, aus dem er stolz und aufrecht hervor ragte. (Ich gebe zu, es war der einzige Trick, den ich angewendet hatte. Aber hast du schon kandierte Amarenakirschen mit Stängel gesehen?)
Als ich sie dann - prall, glänzend und zum sofortigen Vernaschen bereit - in ihrem Saft vor mir sah, und ihre perfekten Rundungen das Format füllten, konnte ich nicht mehr anders als abzudrücken. Der Kirschenfrau schien es ebenso viel Vergnügen und Lust zu bereiten, denn sie seufzte hin und wieder verzückt auf.
Etwas später richtete ich mich erschöpft auf. Ich spürte, dass ein lange nicht zu übertreffender Höhepunkt eingetreten war, die Kirschenfrau würde alles bisherige in den Schatten stellen. Ich hatte nun Gewissheit, den langen, entbehrungsreichen Winter guten Mutes zu überstehen und zu meiner und ihrer Belohnung machte ich mich ans Vernaschen.
Das war also die Geschichte um das Foto der Kirschenfrau.
Wie? Du glaubst mir nicht, dass es sich so zugetragen hat?
Das ist schade.
In meiner Erinnerung hat es sich so und nicht anders abgespielt, und wenn ich daran denke, tauche ich wieder in all die sinnlich erregenden Gefühle und Geschmacksempfindungen ein. Nichts und niemand kann mich daran hindern, es genau so erneut wahrzunehmen.
Genau genommen hindert dich ebenfalls niemand daran. Ausgenommen du selbst.
© 2003 by Brigitta Mathes. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.
Da gibt es noch eine Geschichte…
Vielleicht ist sie völlig unbedeutend.
Vielleicht ist sie banal und alltäglich.
Aber vielleicht möchtest du wissen, wie dieses Foto entstanden ist?
Du weißt ja: Wie bei fast jedem großen Hollywood-Film gibt es ein Making-Of.
Der Film mag noch so fantastisch und unglaublich sein: Sie können es dir hinterher erklären. Sie machen das, was jedem Zauberlehrling streng verboten wäre: Sie entzaubern ihre eigenen Tricks.
Nun, ich arbeite nicht mit Tricks. Ich bin ein ganz normaler Fotograf. Trotzdem, das Foto von der Kirschenfrau hat eine ganz eigene Geschichte, einen besonderen Zauber, wenn du so willst.
Begonnen hat alles mit diesen Kirschen. Um genau zu sein, nicht irgendwelche Kirschen – Amarenakirschen mussten es sein. Lange bevor sie zu meiner erotischen Obsession wurden, hatten sie meine Geschmacksnerven süchtig gemacht. Mein erster Coup Amarena war der Einstieg zur Droge. Kühl-cremiges Vanilleeis, darauf schwarzrote, prall-glänzende Kirschen. Trägefließender, blutroter Saft über einem wohlproportionierten Eishügel. Einen ganzen Sommer lang verlor ich mich in den Coup Amarenas von Wien.
Dann kam das Ende der Eissaison.
Inzwischen war ich nicht nur süchtig geworden nach ihrem klebrigsüßen Saft, dem sanften Knacken zwischen meinen Zähnen und ihrem herrlichen Geruch, sondern auch nach ihrer vollkommenen Form.
Der Gedanke, sie einen ganzen Winter lang entbehren zu müssen, versetzte mich in Panik. Also reifte die Idee, sie sinnlich-bildlich zu verewigen.
Mit dem Blick des Kirschenjägers streifte ich durch die Stadt. Meine Augen saugten sich an allem fest, was in Form, Farbe oder Geruch meinen Amarenas glich. Ich lief hinter Frauen her, deren süßlichschwerer Duft dem der Kirschen glich, ich taxierte Brüste und Hintern auf die knackigprallen Formen, ich suchte ihre Blicke, um die schwarze Glut darin zu entdecken.
Aber keine war unter ihnen, die alle Eigenschaften in sich vereinte.
Beinahe wollte ich enttäuscht aufgeben - eine entbehrungsreiche Zeit stand mir bevor.
Da kreuzte sie meinen Weg. Sie, die Kirschenfrau.
Fast könnte man sagen, dass sie mir in die Arme gefallen war wie eine reife Kirsche vom Baum. Dann ihr Blick – ihr Duft – ihre Form, die ich für einen flüchtigen Moment wahrnehmen durfte: Sie war es, da gab es keinen Zweifel.
- Möchtest du meine Kirschenfrau sein? fragte ich und nahm sie an der Hand. Sie sagte kein einziges Wort und kam mit mir.
Sie sagte auch später die ganze Zeit über kein einziges Wort.
Sie blieb stumm. Wie die Amarenas.
Obwohl – manchmal hätte ich schwören können, dass mir die eine oder andere ein Vernasch’ uns doch, Tommy! zuflüsterte…
In meinem Studio war alles vorbereitet. Tage- und nächtelang hatte ich an der perfekten Inszenierung gearbeitet. Tausendmal hatte ich meine Kirschenfrau in Gedanken schon abgelichtet – vornüber gebeugt auf dem Stuhl, den ich vor das Fenster ohne Vorhänge gestellt hatte. Mir ihren prallen Hintern entgegen reckend, - das einzig würdige Arrangement – und darauf die Kirsche.
Der Spiegel, der Abdunkelungsschirm, das Stativ: alles stand an seinem Platz, tausendmal zurecht gerückt, fertig für den großen Einsatz.
Ich begann zu zweifeln, ob sie meinen hohen Ansprüchen gerecht werden könnte? Ich wollte sie durch ein Schlüsselloch betrachten. Sie sollte im Zentrum stehen, lustvoll im eigenen Saft schwelgen. Sie würde das Zentrum meiner voyeuristischen Begierde sein und mein Geschmackserlebnis neu definieren, ihr praller Glanz scharf fokussiert durch das Objektiv.
Die Kirschenfrau zog sich wortlos aus, dann stand sie nackt sie vor mir. Es verschlug mir den Atem. Um meine Verlegenheit und – ja auch um meine Erregung zu verbergen, reichte ich ihr die Schüssel mit den Kirschen, die im dunklen Meer ihres Saftes wogten. Dann zog ich mich hinter die Kamera zurück, um dem weiteren Geschehen durch den Fokus zu folgen, um den Blickwinkel des Voyeurs einzunehmen.
Dunkelroter Saft tropfte aus ihrem Mundwinkel, als sie mit dem mir wohlbekannten Knacken in eine Kirsche biss. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, ich musste schluckten. Sie tauchte ihre Finger tief in den Saft, wieder zerplatzte eine Kirsche hörbar in ihrem Mund. Sie drehte den Kopf zur Seite, eine neue Spur lief an ihrem Kinn hinunter, tropfte auf ihre Brustwarze, die in Farbe und Form einer Amarena glich.
Ich hatte kein Wort darüber verloren, was ich von ihr erwartete.
Sie schien zu ahnen, dass es sich um ein Vorkosten – um ein Vorspiel – handelte, denn sie wendete sich dem Stuhl vor dem Fenster zu. Wandte auch ihren Blick, der mich zuvor ihrer Lust am Exhibitionismus versichert hatte, von mir ab - ließ ihn aus dem Fenster schweifen. Ich überlegte, ob sie nun einen heimlichen Betrachter – draußen vor dem Fenster – einladen würde?
Sie beugte sich über die Lehne des Stuhls. Eine Pose, die ich tausendmal in Gedanken durchgespielt hatte: Die Vertiefung ihres Rückgrats in einer sanften Kurve ausschwingend, in einem Delta verlaufend, auf dessen höchster Wölbung ihr Platz sein würde. Perfekter als das mir Dargebotene hätte ich es in meiner Vorstellung nicht abbilden können!
- Bleib still! forderte ich sie auf. Als Antwort war das neuerliche Knacken einer Amarena zu hören.
Ich nahm die Schüssel, stellte mich hinter sie und widerstand der Verlockung, meine Zunge in ihren Saft zu tauchen, dessen Duft mir betörend und warm in die Nase stieg.
Ich ließ die klebrigsüße Verlockung auf die Anrichtefläche meiner Kirsche rinnen, - solange bis ihr Delta überlief und sich einen neuen Verlauf suchte.
Nun war sie an der Reihe!
Welch ein Anblick! Meine Erregung stieg ins Unermessliche, als ich den Stängel in ihr pralles, glänzendes Fleisch trieb, aus dem er stolz und aufrecht hervor ragte. (Ich gebe zu, es war der einzige Trick, den ich angewendet hatte. Aber hast du schon kandierte Amarenakirschen mit Stängel gesehen?)
Als ich sie dann - prall, glänzend und zum sofortigen Vernaschen bereit - in ihrem Saft vor mir sah, und ihre perfekten Rundungen das Format füllten, konnte ich nicht mehr anders als abzudrücken. Der Kirschenfrau schien es ebenso viel Vergnügen und Lust zu bereiten, denn sie seufzte hin und wieder verzückt auf.
Etwas später richtete ich mich erschöpft auf. Ich spürte, dass ein lange nicht zu übertreffender Höhepunkt eingetreten war, die Kirschenfrau würde alles bisherige in den Schatten stellen. Ich hatte nun Gewissheit, den langen, entbehrungsreichen Winter guten Mutes zu überstehen und zu meiner und ihrer Belohnung machte ich mich ans Vernaschen.
Das war also die Geschichte um das Foto der Kirschenfrau.
Wie? Du glaubst mir nicht, dass es sich so zugetragen hat?
Das ist schade.
In meiner Erinnerung hat es sich so und nicht anders abgespielt, und wenn ich daran denke, tauche ich wieder in all die sinnlich erregenden Gefühle und Geschmacksempfindungen ein. Nichts und niemand kann mich daran hindern, es genau so erneut wahrzunehmen.
Genau genommen hindert dich ebenfalls niemand daran. Ausgenommen du selbst.
© 2003 by Brigitta Mathes. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.