Der einsame Baum
Am Rande einer Straße stand ein Baum. Jedoch war er nicht wie andere Bäume.
Seine Blätter waren schlaff und kraftlos, nicht so dick und glänzend wie die der anderen Bäume in der Umgebung. Sein Stamm schien irgendwie trocken zu sein, fast leblos wirkte er, wie er dort stand. Die Äste hingen herab und schienen nicht die Kraft zu haben, sich der Sonne entgegenzurecken. Keine neuen Triebe zeigten sich an seinen Ästen…und keine Blüte leuchtet in der Sonne.
Dieser Baum wirkte verloren. Verloren und unglaublich einsam.
Das kleine Mädchen, dass des Weges kam, sah diesen Baum und blieb stehen.
Voller Trauer blickte sie ihn an und verstand nicht, was da passiert war. Sie wusste nur eins: Dieser Baum musste wieder fröhlich werden – das Lachen wieder lernen. So wie die großen Bäume im Wald.
Seitdem kam das Mädchen jeden Tag zu dem Baum und sprach mit ihm. Sie erzählte ihm von der Schule, von ihrer Familie und von allem, was am Tage passiert war. Manchmal berührte sie mit ihrer Hand ganz sanft seinen Stamm. Strich langsam über die Rinde und fühlte, wie das Leben darin pulsierte. Und manchmal, so glaubte sie, hörte sie seine Stimme. Ein leises Wispern, das sich mit dem Rauschen des Windes vermischte. So saß sie lange dort und lauschte seinen Worten – und versuchte, sie zu verstehen.
So verging die Zeit und langsam veränderte sich der Baum. Die Wunden in seiner Seele begannen zu heilen. Er begann, seine Äste schüchtern dem Licht entgegenzurecken und in seinem Stamm schien neues Leben zu fließen. Die Blätter wurden wieder tiefgrün und langsam….ganz langsam…sprossen neue Triebe.
Das Mädchen sah es und ihr Herz wurde froh.
Irgendwann leuchteten die hellen Blüten des Baumes in der Sonne. Seine Gestalt hatte sich aufgerichtet und war wieder kräftig und voller Leben.
Und manchmal glaubte das Mädchen, ein Lachen zu hören – in den Stimmen, die im Wind verwehten.
So ging sie eines Abend frohen Herzens nach Hause und blickte noch einmal zurück…da schien es ihr, als lächle der Baum ihr zu.
Das Mädchen wurde erwachsen. Noch heute besucht sie den Baum jeden Tag. Erzählt ihm von ihrem Studium, von ihrer Familie und von allem, was am Tage passiert war.
Und mit der Zeit lernte sie, seine Sprache zu verstehen.
© Katrin Bock / 08/2004
Am Rande einer Straße stand ein Baum. Jedoch war er nicht wie andere Bäume.
Seine Blätter waren schlaff und kraftlos, nicht so dick und glänzend wie die der anderen Bäume in der Umgebung. Sein Stamm schien irgendwie trocken zu sein, fast leblos wirkte er, wie er dort stand. Die Äste hingen herab und schienen nicht die Kraft zu haben, sich der Sonne entgegenzurecken. Keine neuen Triebe zeigten sich an seinen Ästen…und keine Blüte leuchtet in der Sonne.
Dieser Baum wirkte verloren. Verloren und unglaublich einsam.
Das kleine Mädchen, dass des Weges kam, sah diesen Baum und blieb stehen.
Voller Trauer blickte sie ihn an und verstand nicht, was da passiert war. Sie wusste nur eins: Dieser Baum musste wieder fröhlich werden – das Lachen wieder lernen. So wie die großen Bäume im Wald.
Seitdem kam das Mädchen jeden Tag zu dem Baum und sprach mit ihm. Sie erzählte ihm von der Schule, von ihrer Familie und von allem, was am Tage passiert war. Manchmal berührte sie mit ihrer Hand ganz sanft seinen Stamm. Strich langsam über die Rinde und fühlte, wie das Leben darin pulsierte. Und manchmal, so glaubte sie, hörte sie seine Stimme. Ein leises Wispern, das sich mit dem Rauschen des Windes vermischte. So saß sie lange dort und lauschte seinen Worten – und versuchte, sie zu verstehen.
So verging die Zeit und langsam veränderte sich der Baum. Die Wunden in seiner Seele begannen zu heilen. Er begann, seine Äste schüchtern dem Licht entgegenzurecken und in seinem Stamm schien neues Leben zu fließen. Die Blätter wurden wieder tiefgrün und langsam….ganz langsam…sprossen neue Triebe.
Das Mädchen sah es und ihr Herz wurde froh.
Irgendwann leuchteten die hellen Blüten des Baumes in der Sonne. Seine Gestalt hatte sich aufgerichtet und war wieder kräftig und voller Leben.
Und manchmal glaubte das Mädchen, ein Lachen zu hören – in den Stimmen, die im Wind verwehten.
So ging sie eines Abend frohen Herzens nach Hause und blickte noch einmal zurück…da schien es ihr, als lächle der Baum ihr zu.
Das Mädchen wurde erwachsen. Noch heute besucht sie den Baum jeden Tag. Erzählt ihm von ihrem Studium, von ihrer Familie und von allem, was am Tage passiert war.
Und mit der Zeit lernte sie, seine Sprache zu verstehen.
© Katrin Bock / 08/2004