Der beschwerliche Weg zum ersten Buch
(Auszug)
Niemals sollst du verzagen bei dem, was du erreichen willst. Denn der Erfolg ist ein unsichtbarer Begleiter auf deinem Weg.
Meine ersten Schreibversuche machte ich bei der Einschulung Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Heute beginnt das Schuljahr im Sommer. Damals kam man nach den Osterferien zur Schule, die Älteren werden sich bestimmt noch daran erinnern. Und weil es so schön passte, begannen wir mit dem „O“ als ersten Buchstaben. Der bot sich hervorragend zur Übung an, hatte er doch die typische Form eines Ostereis. Weil „Osterei“ mit „O“ beginnt, konnte ich mir das sehr gut merken. Wir machten seinerzeit unsere ersten Schreibversuche auf einer Schiefertafel, damit nicht zu viel Papier vergeudet wurde. Das Quietschen des Griffels klingt mir heute noch in den Ohren. Nach dem „O“ lernte ich das „i“. Nach dem Motto „Auf-ab-Auf, Pünktchen drauf“ klappte das ganz gut. Anschließend ging es Schlag auf Schlag, bis wir alle Buchstaben des Alphabets durchhatten. Nun begannen wir, die ersten Wörter zu schreiben, zwar nur einfache Buchstabenkombinationen, aber immerhin.
Zu jener Zeit ahnte ich freilich nicht, was mir das Schreiben eines Tages bedeuten sollte.
Und dennoch muss ich es gespürt haben: Ich entwickelte mich in Deutsch zu einem guten Schüler und ärgerte mich maßlos über jeden noch so kleinen Fehler, den ich machte. Oft grübelte ich stundenlang nach, wie es zu solchen Desastern, die meist auf Unachtsamkeit beruhten, kommen konnte.
Später, in der Berufsschule, stand alle zwei Wochen ein Aufsatz an. Der Lehrer gab uns drei Themen vor: Ein soziales, ein allgemeines und ein Erlebnis. Ich hatte mich stets für die dritte Alternative entschieden und schrieb meist fiktive Geschichten. Mir war es unwichtig, ob sie wahr oder erfunden waren. Hauptsache, ich hatte meinen Spaß am Schreiben.
Nach einer Woche bekamen wir unsere Arbeiten korrigiert zurück. Der Lehrer machte daraus jedes Mal einen Akt der Spannung und des Nervenkitzels. Der ganze Vorgang dauerte gut und gerne eine halbe Stunde. Immer war ich der Letzte, dem der Lehrer seinen Aufsatz in die Hand drückte, nicht ohne belobigende Worte, die mich mitunter sehr verlegen machten aber auch mit Stolz erfüllten. Ich akzeptierte, dass ich fast jedes Mal der Beste war. Und so begann vor mehr als 40 Jahren mein erster schriftstellerischer Versuch, eher für den Hausgebrauch als für die Allgemeinheit.
Das Schreiben faszinierte mich in den Folgejahren immer wieder aufs Neue. Während meiner Zeit bei der Bundeswehr fing ich an, meine Notizen zur Altertumsgeschichte zu Papier zu bringen.
Ich interessierte mich schon von Kindesbeinen an für mystische und unerklärliche Dinge, stellte Fragen, auf die mir kaum jemand Antworten geben konnte, weswegen ich häufig als lästig empfunden wurde. Besonders das geheimnisvolle Atlantis hatte es mir angetan. Ich stöberte in Dutzenden von Büchern, wälzte Lexika und Fachliteratur, meinte, das Rätsel lösen zu können und schrieb jeden Gedanken nieder. Atlantis wurde trotzdem nicht entdeckt, so viel ich auch schreiben konnte. Dann brachte mich Erich von Dänikens erstes Buch „Erinnerungen an die Zukunft“ auf die Idee, dass hochtechnisierte Zivilisationen im Altertum von extraterrestrischen Besuchern geschaffen sein könnten. Dennoch lebte Atlantis in mir weiter. Es war zum Symbol für Wohlstand und Wissen im Altertum geworden.
Mehr als zehn Jahre nach meinem Ausscheiden bei der Bundeswehr nach dreijährigem Dienst sollte mein erster Roman entstehen. Es war zu einer Zeit, als ich wegen einer Operation mehrere Monate krank war. Hinzu kamen noch Diskrepanzen mit meiner ersten Frau. Wir brachen die diplomatischen Beziehungen ab, hatten uns innerhalb von zwei Jahren mehr und mehr auseinander gelebt. Ich zog mich in mein Büro zu Hause zurück und schrieb auf Teufel komm raus, was mir gerade so einfiel. Die ersten Notizen machte ich handschriftlich, tippte sie mit einigen Korrekturen und Ergänzungen in die Schreibmaschine, um sie hinterher wieder und wieder zu verbessern. Ich weiß nicht, wie viel Papier ich damals verbracht hatte. Ich weiß nur, wie aufwändig und umständlich das ständige Tippen war. Heute mit dem Computer ist es eine Wohltat!
Ich dachte damals nicht, dass ich jemals ein umfangreiches Manuskript mit mehr als 200 Schreibmaschinenseiten zusammenkriegen würde. Aber die Lust kam mit dem Schreiben. Unaufhörlich sprudelten die Gedanken und wollten zu Papier gebracht werden. Nach über einem halben Jahr war ich fertig. Ein dicker Packen Papier lag vor mir. Stolz blätterte ich die Seiten von vorne bis hinten durch und stellte mir vor, wie diese Zeilen wohl in gedruckter Form aussehen würden.
Nun überlegte ich, wie ich mein Werk an den Mann – sprich an den Verlag – bringen konnte. Wochenlang grübelte ich nach, verwarf meine Ideen wieder, dachte mir Neue aus und legte das Manuskript wieder zurück in die Schublade. Ein wichtiger Grund der Unentschlossenheit war meine Feigheit vor dem eigenen Talent. Ich schämte mich sogar, meine Arbeit Kollegen oder Freunden zum Lesen zu geben. Die lachen dich bloß aus, titulieren dich als Fantasten, der nicht weiß, was er in seiner Freizeit treiben soll, dachte ich. Meine Familie bekam das Manuskript auch nie zu Gesicht. Für sie wäre ich der absolute Spinner gewesen, der sinnlosen Träumereien hinterher jagt. So hütete ich mein Werk wie einen geheimen Schatz, damit ja keiner davon erfuhr.
Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen und schickte das Manuskript an eine Literaturagentur. Die Adresse fand ich im Adressbuch für den Buchhandel, einem dicken Wälzer, der mich damals über hundert Mark kostete. ‚Sollen die sich bei der Agentur über meine Kritzeleien kaputt lachen, wenn sie wollen’, dachte ich. Mir war es völlig egal, die kannten mich ja nicht.
Es dauerte fast sechs Wochen, bis ich Antwort bekam. Es war ein Brief von drei Seiten. Mein Manuskript hatten sie mir nicht zurückgeschickt. Der erste Gedanke, der mir kam, war: ‚Die haben das Ding gleich in den Papierkorb geworfen. Es ist das Porto nicht wert.’
Doch dann musste ich mich, als ich die ersten Zeilen las, hinsetzen. Ich bekam Herzklopfen und feuchte Hände. Das hätte mich fast vom Hocker gerissen, was mir die Agentur schrieb. Mein Manuskript sei spannend und gut. Sie lobten es in den höchsten Tönen. Ein neuer Stern am Autorenhimmel sei aufgegangen, stand da. Ich konnte es kaum fassen und wäre voller Stolz beinahe davon geschwebt. Am liebsten hätte ich mir diesen Brief eingerahmt und übers Bett gehängt. In Gedanken sah ich schon die Schlagzeilen in der Zeitung, träumte von einer Erfolgskarriere als Schriftsteller. Es brauchte schon einige Zeit, ehe ich aus meiner Euphorie erwachte und auf den harten Boden der Tatsachen zurückfand.
Noch am selben Tag antwortete ich der Agentur. Es folgte ein langwährender Schriftverkehr. Allmählich begriff ich, dass die wirklich nur mein Bestes wollten, nämlich mein Geld. Und ich fiel darauf herein, ließ mein Manuskript für viel Geld lektorieren. Man schloss mit mir einen Vertrag, in dem viel gefordert aber nichts versprochen wurde. Jahrelang wartete ich auf einen Verlagsvertrag. Jeden Tag starrte ich in den leeren Briefkasten. Immer wieder fragte ich nach, bis es mir mit der Zeit zu lästig wurde, was mich allerdings nicht davon abhielt, weiter fleißig neue Romane zu schreiben.
Ich bekam schon Schwielen an den Fingern. Fünfzehn Jahre lang habe ich geschrieben, hockte bis tief in die Nacht vor der klappernden Schreibmaschine, rauchte eine Zigarette nach der anderen.
Nach einigen Jahren heiratete ich wieder und schaffte mir kurz danach einen Computer an, schrieb alle Manuskripte von der Papierfassung in den PC, verbesserte und korrigierte erneut. Jedes Jahr wurde ein Manuskript fertig. Veröffentlicht habe ich nichts. Dann machte ich mich selbst auf Verlagssuche. Ich druckte Tausende Blätter Papier aus, verschickte sie, zahlte teures Porto, bis die Kasse fast leer war. Als Ergebnis bekam ich eine Absage nach der anderen. Mein Mut und meine Zuversicht verließen mich mehr und mehr, ich begann zu resignieren. Es schien, als ließe man von einem Ballon langsam die Luft raus. Irgendwann begrub ich ein für alle Mal mit Wehmut im Herzen die Hoffnung vom großen erfolgreichen Schriftsteller.
Doch der Computer im Wohnzimmer, ganz hinten in der Ecke, grinste täglich hämisch zu mir herüber, winkte mir mit dem virtuellen Zeigefinger verführerisch wie eine Prostituierte zu. Ich konnte nicht widerstehen, erlag den raffinierten Verführungskünsten, hockte mich allabendlich nach der Arbeit hin und versuchte, neue Geschichten zu schreiben. Meine Frau war schon fast am Verzweifeln, weil ich mehr Zeit mit dieser Kiste verbrachte als mit ihr. Sie war nahe dran, diese verdammte Maschine aus dem Fenster zu schmeißen.
Um mein künftiges Leben nicht mit dieser stumpfsinnigen Maschine zu verbringen, sonderte ich mich von diesem verdammten Gerät ab und widmete mich mehr meiner Frau.
So vergingen einige Jahre ohne Schreiberei. Die ausgedruckten Manuskripte verstaubten langsam in der Schublade. Vielleicht wird man sie eines Tages, wenn ich schon längst nicht mehr lebe, finden und veröffentlichen, dachte ich.
Aber ich bedauerte, diese Werke, in der so viel Arbeit und Mühe steckten, einfach so verkümmern zu lassen. Die technische Entwicklung war unaufhaltsam fortgeschritten. Mittlerweile verschickte man Disketten, vollgepackt mit Daten. Ich schloss mich diesem Trend an, versuchte auf diese Weise einen Verleger zu finden. So sparte ich die teuren Papierausdrucke samt dem hohen Porto. Ich hoffte, doch noch einen gnädigen Verlag zu finden, der sich meiner Werke annahm. Doch wieder erlag ich einem Trugschluss. Niemand begeisterte sich für meine Arbeiten, ja man legte noch nicht einmal die Disketten – später waren es CD-ROM – ins Laufwerk, um auch nur einen flüchtigen Blick auf den Inhalt zu werfen. In mir begann eine unsägliche Wut gegen all die arroganten und blasierten Lektoren auf ihrem Königsthron aufzukeimen. All mein Groll und meine Verbitterung halfen nicht, brachten mich keinen Schritt weiter.
Dann, eines Tages, geschah das Wunder! Ein Verlag wählte aus meinen mehr als 10 Manuskripten ein bestimmtes aus.
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(Auszug)
Niemals sollst du verzagen bei dem, was du erreichen willst. Denn der Erfolg ist ein unsichtbarer Begleiter auf deinem Weg.
Meine ersten Schreibversuche machte ich bei der Einschulung Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Heute beginnt das Schuljahr im Sommer. Damals kam man nach den Osterferien zur Schule, die Älteren werden sich bestimmt noch daran erinnern. Und weil es so schön passte, begannen wir mit dem „O“ als ersten Buchstaben. Der bot sich hervorragend zur Übung an, hatte er doch die typische Form eines Ostereis. Weil „Osterei“ mit „O“ beginnt, konnte ich mir das sehr gut merken. Wir machten seinerzeit unsere ersten Schreibversuche auf einer Schiefertafel, damit nicht zu viel Papier vergeudet wurde. Das Quietschen des Griffels klingt mir heute noch in den Ohren. Nach dem „O“ lernte ich das „i“. Nach dem Motto „Auf-ab-Auf, Pünktchen drauf“ klappte das ganz gut. Anschließend ging es Schlag auf Schlag, bis wir alle Buchstaben des Alphabets durchhatten. Nun begannen wir, die ersten Wörter zu schreiben, zwar nur einfache Buchstabenkombinationen, aber immerhin.
Zu jener Zeit ahnte ich freilich nicht, was mir das Schreiben eines Tages bedeuten sollte.
Und dennoch muss ich es gespürt haben: Ich entwickelte mich in Deutsch zu einem guten Schüler und ärgerte mich maßlos über jeden noch so kleinen Fehler, den ich machte. Oft grübelte ich stundenlang nach, wie es zu solchen Desastern, die meist auf Unachtsamkeit beruhten, kommen konnte.
Später, in der Berufsschule, stand alle zwei Wochen ein Aufsatz an. Der Lehrer gab uns drei Themen vor: Ein soziales, ein allgemeines und ein Erlebnis. Ich hatte mich stets für die dritte Alternative entschieden und schrieb meist fiktive Geschichten. Mir war es unwichtig, ob sie wahr oder erfunden waren. Hauptsache, ich hatte meinen Spaß am Schreiben.
Nach einer Woche bekamen wir unsere Arbeiten korrigiert zurück. Der Lehrer machte daraus jedes Mal einen Akt der Spannung und des Nervenkitzels. Der ganze Vorgang dauerte gut und gerne eine halbe Stunde. Immer war ich der Letzte, dem der Lehrer seinen Aufsatz in die Hand drückte, nicht ohne belobigende Worte, die mich mitunter sehr verlegen machten aber auch mit Stolz erfüllten. Ich akzeptierte, dass ich fast jedes Mal der Beste war. Und so begann vor mehr als 40 Jahren mein erster schriftstellerischer Versuch, eher für den Hausgebrauch als für die Allgemeinheit.
Das Schreiben faszinierte mich in den Folgejahren immer wieder aufs Neue. Während meiner Zeit bei der Bundeswehr fing ich an, meine Notizen zur Altertumsgeschichte zu Papier zu bringen.
Ich interessierte mich schon von Kindesbeinen an für mystische und unerklärliche Dinge, stellte Fragen, auf die mir kaum jemand Antworten geben konnte, weswegen ich häufig als lästig empfunden wurde. Besonders das geheimnisvolle Atlantis hatte es mir angetan. Ich stöberte in Dutzenden von Büchern, wälzte Lexika und Fachliteratur, meinte, das Rätsel lösen zu können und schrieb jeden Gedanken nieder. Atlantis wurde trotzdem nicht entdeckt, so viel ich auch schreiben konnte. Dann brachte mich Erich von Dänikens erstes Buch „Erinnerungen an die Zukunft“ auf die Idee, dass hochtechnisierte Zivilisationen im Altertum von extraterrestrischen Besuchern geschaffen sein könnten. Dennoch lebte Atlantis in mir weiter. Es war zum Symbol für Wohlstand und Wissen im Altertum geworden.
Mehr als zehn Jahre nach meinem Ausscheiden bei der Bundeswehr nach dreijährigem Dienst sollte mein erster Roman entstehen. Es war zu einer Zeit, als ich wegen einer Operation mehrere Monate krank war. Hinzu kamen noch Diskrepanzen mit meiner ersten Frau. Wir brachen die diplomatischen Beziehungen ab, hatten uns innerhalb von zwei Jahren mehr und mehr auseinander gelebt. Ich zog mich in mein Büro zu Hause zurück und schrieb auf Teufel komm raus, was mir gerade so einfiel. Die ersten Notizen machte ich handschriftlich, tippte sie mit einigen Korrekturen und Ergänzungen in die Schreibmaschine, um sie hinterher wieder und wieder zu verbessern. Ich weiß nicht, wie viel Papier ich damals verbracht hatte. Ich weiß nur, wie aufwändig und umständlich das ständige Tippen war. Heute mit dem Computer ist es eine Wohltat!
Ich dachte damals nicht, dass ich jemals ein umfangreiches Manuskript mit mehr als 200 Schreibmaschinenseiten zusammenkriegen würde. Aber die Lust kam mit dem Schreiben. Unaufhörlich sprudelten die Gedanken und wollten zu Papier gebracht werden. Nach über einem halben Jahr war ich fertig. Ein dicker Packen Papier lag vor mir. Stolz blätterte ich die Seiten von vorne bis hinten durch und stellte mir vor, wie diese Zeilen wohl in gedruckter Form aussehen würden.
Nun überlegte ich, wie ich mein Werk an den Mann – sprich an den Verlag – bringen konnte. Wochenlang grübelte ich nach, verwarf meine Ideen wieder, dachte mir Neue aus und legte das Manuskript wieder zurück in die Schublade. Ein wichtiger Grund der Unentschlossenheit war meine Feigheit vor dem eigenen Talent. Ich schämte mich sogar, meine Arbeit Kollegen oder Freunden zum Lesen zu geben. Die lachen dich bloß aus, titulieren dich als Fantasten, der nicht weiß, was er in seiner Freizeit treiben soll, dachte ich. Meine Familie bekam das Manuskript auch nie zu Gesicht. Für sie wäre ich der absolute Spinner gewesen, der sinnlosen Träumereien hinterher jagt. So hütete ich mein Werk wie einen geheimen Schatz, damit ja keiner davon erfuhr.
Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen und schickte das Manuskript an eine Literaturagentur. Die Adresse fand ich im Adressbuch für den Buchhandel, einem dicken Wälzer, der mich damals über hundert Mark kostete. ‚Sollen die sich bei der Agentur über meine Kritzeleien kaputt lachen, wenn sie wollen’, dachte ich. Mir war es völlig egal, die kannten mich ja nicht.
Es dauerte fast sechs Wochen, bis ich Antwort bekam. Es war ein Brief von drei Seiten. Mein Manuskript hatten sie mir nicht zurückgeschickt. Der erste Gedanke, der mir kam, war: ‚Die haben das Ding gleich in den Papierkorb geworfen. Es ist das Porto nicht wert.’
Doch dann musste ich mich, als ich die ersten Zeilen las, hinsetzen. Ich bekam Herzklopfen und feuchte Hände. Das hätte mich fast vom Hocker gerissen, was mir die Agentur schrieb. Mein Manuskript sei spannend und gut. Sie lobten es in den höchsten Tönen. Ein neuer Stern am Autorenhimmel sei aufgegangen, stand da. Ich konnte es kaum fassen und wäre voller Stolz beinahe davon geschwebt. Am liebsten hätte ich mir diesen Brief eingerahmt und übers Bett gehängt. In Gedanken sah ich schon die Schlagzeilen in der Zeitung, träumte von einer Erfolgskarriere als Schriftsteller. Es brauchte schon einige Zeit, ehe ich aus meiner Euphorie erwachte und auf den harten Boden der Tatsachen zurückfand.
Noch am selben Tag antwortete ich der Agentur. Es folgte ein langwährender Schriftverkehr. Allmählich begriff ich, dass die wirklich nur mein Bestes wollten, nämlich mein Geld. Und ich fiel darauf herein, ließ mein Manuskript für viel Geld lektorieren. Man schloss mit mir einen Vertrag, in dem viel gefordert aber nichts versprochen wurde. Jahrelang wartete ich auf einen Verlagsvertrag. Jeden Tag starrte ich in den leeren Briefkasten. Immer wieder fragte ich nach, bis es mir mit der Zeit zu lästig wurde, was mich allerdings nicht davon abhielt, weiter fleißig neue Romane zu schreiben.
Ich bekam schon Schwielen an den Fingern. Fünfzehn Jahre lang habe ich geschrieben, hockte bis tief in die Nacht vor der klappernden Schreibmaschine, rauchte eine Zigarette nach der anderen.
Nach einigen Jahren heiratete ich wieder und schaffte mir kurz danach einen Computer an, schrieb alle Manuskripte von der Papierfassung in den PC, verbesserte und korrigierte erneut. Jedes Jahr wurde ein Manuskript fertig. Veröffentlicht habe ich nichts. Dann machte ich mich selbst auf Verlagssuche. Ich druckte Tausende Blätter Papier aus, verschickte sie, zahlte teures Porto, bis die Kasse fast leer war. Als Ergebnis bekam ich eine Absage nach der anderen. Mein Mut und meine Zuversicht verließen mich mehr und mehr, ich begann zu resignieren. Es schien, als ließe man von einem Ballon langsam die Luft raus. Irgendwann begrub ich ein für alle Mal mit Wehmut im Herzen die Hoffnung vom großen erfolgreichen Schriftsteller.
Doch der Computer im Wohnzimmer, ganz hinten in der Ecke, grinste täglich hämisch zu mir herüber, winkte mir mit dem virtuellen Zeigefinger verführerisch wie eine Prostituierte zu. Ich konnte nicht widerstehen, erlag den raffinierten Verführungskünsten, hockte mich allabendlich nach der Arbeit hin und versuchte, neue Geschichten zu schreiben. Meine Frau war schon fast am Verzweifeln, weil ich mehr Zeit mit dieser Kiste verbrachte als mit ihr. Sie war nahe dran, diese verdammte Maschine aus dem Fenster zu schmeißen.
Um mein künftiges Leben nicht mit dieser stumpfsinnigen Maschine zu verbringen, sonderte ich mich von diesem verdammten Gerät ab und widmete mich mehr meiner Frau.
So vergingen einige Jahre ohne Schreiberei. Die ausgedruckten Manuskripte verstaubten langsam in der Schublade. Vielleicht wird man sie eines Tages, wenn ich schon längst nicht mehr lebe, finden und veröffentlichen, dachte ich.
Aber ich bedauerte, diese Werke, in der so viel Arbeit und Mühe steckten, einfach so verkümmern zu lassen. Die technische Entwicklung war unaufhaltsam fortgeschritten. Mittlerweile verschickte man Disketten, vollgepackt mit Daten. Ich schloss mich diesem Trend an, versuchte auf diese Weise einen Verleger zu finden. So sparte ich die teuren Papierausdrucke samt dem hohen Porto. Ich hoffte, doch noch einen gnädigen Verlag zu finden, der sich meiner Werke annahm. Doch wieder erlag ich einem Trugschluss. Niemand begeisterte sich für meine Arbeiten, ja man legte noch nicht einmal die Disketten – später waren es CD-ROM – ins Laufwerk, um auch nur einen flüchtigen Blick auf den Inhalt zu werfen. In mir begann eine unsägliche Wut gegen all die arroganten und blasierten Lektoren auf ihrem Königsthron aufzukeimen. All mein Groll und meine Verbitterung halfen nicht, brachten mich keinen Schritt weiter.
Dann, eines Tages, geschah das Wunder! Ein Verlag wählte aus meinen mehr als 10 Manuskripten ein bestimmtes aus.
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