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--- Christine Klotz - Das Kunstwerk
Gast - 14.07.2004 um 19:21 Uhr
Hallo, ich würde hier gern mal mein Lieblingsbuch vorstellen.
Die Autorin ist ziemlich jung und ich find, sowas sollte man fördern:)
´Das Kunstwerk´ ist ein dichter, straff erzählter Roman, der dank der gewählten Perspektive und der Erzähltechnik sehr nah an den Leser herantritt. Dadurch versinkt man leicht in der Geschichte, ist dabei allerdings nicht nur Konsument: Das Kunstwerk verlangt, dass man mitdenkt, aufmerksam beobachtet und analysiert, ansonsten kann man die Charaktere (insbesondere die eigenwillige, verquere Joanna) nicht vollends verstehen und bei den zahlreichen lebendig und kurzweilig geschriebenen Dialogen über Schönheit, Künste und Philosophie etwas den Durchblick verlieren.
´Das Kunstwerk´ ist also ein anspruchsvolles Buch, doch vernachlässigt die Autorin über das Diskutieren die eigentliche Geschichte in keiner Weise: Der Großteil des Inhaltes konzentriert sich auf intensive Charakterintrospektiven und legt - mal harmonisch in die Szenen eingebunden, mal als innerer Monolog im stillen Kämmerlein - schonungslos offen, was in den beiden Hauptprotagonisten vorgeht. Aus dieser Erzähltechnik speist sich das Gros der Spannungsbögen, die den Leser an das Buch fesseln, ihn auch während der harmonischsten Frühstück-im-Garten-Szenen nicht das Misstrauen verlieren lassen und ihm kurz vor Ende noch einmal gründlich und kunstvoll den Adrenalinspiegel heben.
Obwohl man, entkleidet man den Roman bis auf die Grundzüge, vor der Geschichte steht, auf der auch Gaston Leroux´ ´Phantom der Oper´ basiert, stellt der Erstling der mittlerweile 21-jährigen Autorin etwas völlig Neues und Einzigartiges dar - was nicht zuletzt an der unverkrampften Art liegt, mit der sie alltägliche und ernüchternde Momente und Gedanken zwischen ihre Elfen, Cellisten und verliebten Mörder treten lässt.
Alles in Allem ist ´Das Kunstwerk´ ein wirklich lesenswertes Buch für Menschen, die gepflegten Nervenkitzel, extreme Gefühle und/oder Philosophie mögen.
Und hier der Klappentext:
Eigentlich wollte die junge, talentierte Musikstudentin Joanna nur im Wald entspannen, doch ein genialischer Künstler, der sich von einem Traum geführt auf die Suche nach dem Prinzip der Schönheit begeben hat, macht ihr einen Strich durch die Rechnung und aus ihrem geplanten Kurzurlaub einen nervenaufreibenden Trip.
Denn der von Geburt an im Gesicht entstellte, psychisch kranke Mann entführt sie mitten in der Nacht in dem Glauben, sie kenne das Prinzip. So erwacht Joanna völlig unvorbereitet in einer Welt, in der Elfen genau so wirklich oder unwirklich sind, wie Diskussionen über Descartes, van Gogh oder Beethoven.
Mit der Zeit verliebt sich der Maler in Joanna, doch damit diese Liebe Wirklichkeit werden kann, muss er seinen Glauben an das Schicksal vergessen und die mühevoll verdrängten Verletzungen und Fehler seiner Vergangenheit akzeptieren.
Schließlich muss sich Joanna zwischen ihrem bisherigen Leben und der Welt des Malers entscheiden...
Gruß
Pippilotta
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