Die sämtlichen Gedichte von Günter Eich (1907-72) habe ich mir wegen seines Lemberg-Gedichts gekauft, das kürzlich durch Twitter geisterte und Eindrücke, die der Autor vor Ort während des Zweiten Weltkriegs gewann, schildert. Stilistisch mochte ich es, vom Inhalt her aber nicht. Repräsentativ ist es für Eichs Schaffen nicht, die meisten seiner Gedichte sind klassisch gereimt (über das Gedicht habe ich hier geschrieben: Das seltsame Lemberg des Günter Eich – anti-literatur.de).
Somit sind die Gedichte anders, als ich sie mir vorgestellt hatte, aber es ist auch einiges darunter, was mir sehr gut gefällt, hier beispielsweise ein Auszug aus “Weg durch die Dünen”, der auch mit zwei Strophen als vollkommenes Gedicht durchgehen könnte, insgesamt hat es sechs.
Mir war der Autor bis vor kurzem überhaupt kein Begriff – allerdings habe ich mich auch nie besonders für die (west-)deutsche Nachkriegsliteratur interessiert:
Zitat:
Der Herbstwind hauset schon am Strande,
ich spür ihn durch die Dünen wehn.
Ich will die Spuren schaun im Sande,
die bald vergehn,
den Schritt der Vögel, der im Leeren
so plötzlich endet wie beginnt,
– er wird so oft noch wiederkehren
als Tage sind.